Gelsenkirchen. Leon Goretzka geht, Max Meyer womöglich - und 2019 darf Thilo Kehrer Schalke ablösefrei verlassen. Meyer und Kehrer haben denselben Berater.
Glaubt man Heiko Herrlich, dann sind Spieler, die ihrem Klub treu bleiben, lebensnotwendig wie die Luft zum Atmen. Der Leverkusener Trainer sagte im Interview mit dieser Zeitung den Satz: „Ich finde es wichtig, dass du für die Identifikation eines Klubs, ob jetzt Bayern, Schalke 04 oder auch Leverkusen, Spieler aus dem eigenen Verein in der Profimannschaft hast: Identifikationsfiguren für den Klub und seine Fans.“
Die Knappenschmiede ist auf Schalke ein Beispiel dafür, wie ein Klub eigene Spieler ausbildet, sie in den Profikader bringt und zu Stars aufbaut. Und sie dann verliert.
Schalke verliert seine Gesichter
Die Hochveranlagten verlassen Schalke, noch bevor sie zu Identifikationsfiguren werden. Das war bei Mesut Özil 2008 so, bei Manuel Neuer 2011, bei Julian Draxler 2015, bei Leroy Sané und Joel Matip 2016 und nun bei Leon Goretzka, der sich im Sommer Bayern anschließt. Weitere könnten folgen.
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Max Meyer, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, hat die Frist bis zum 15. Februar, um das neue Angebot anzunehmen, ausgesessen und über seinen Berater ausrichten lassen, dass er das Vertragsangebot ablehnt. Und das, obwohl Schalke dem Mittelfeldspieler rund fünf Millionen Euro Jahresgehalt geboten haben soll. Hinter seiner Zukunft bei Königsblau steht somit ein dickes Fragezeichen.
Schalke droht ein weiterer Abgang eines Spielers, der erst am Anfang einer hoffnungsvollen Laufbahn steht. Denn auch die Zukunft von Abwehrspieler Thilo Kehrer bleibt ungewiss.
Der Vertrag des 21-Jährigen läuft zwar noch bis 2019. Gespräche um eine vorzeitige Verlängerung hat der junge Mann trotz des sportlichen Höhenfluges (Schalke marschiert immerhin Richtung Champions League) höflich, aber bestimmt abgeblockt. Sportvorstand Christian Heidel steckt jetzt in einem Dilemma.
Einerseits braucht er klare Verhältnisse, um planen zu können. Andererseits will er ein Schalke aufbauen, mit dem sich die Anhänger identifizieren können.
Soll er also bis zur letzten Minute um die Talente kämpfen – oder rechtzeitig einen neuen Spieler von einem anderen Klub verpflichten?
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Im Fall Kehrer könnte es auch damit etwas zu tun haben, dass sein Berater Roger Wittmann heißt. Als Heidel noch Manager bei Mainz 05 war, soll sein Verhältnis zu Wittmann belastet gewesen sein. Das Klima hat sich in der Zwischenzeit angeblich nicht erheblich verbessert. Kehrer gehört wie Meyer zu Wittmanns Klienten. Die erste Abfuhr hat Heidel schon bekommen.
Nun der Fall Kehrer. Für Heidel die nächste Gratwanderung. Wenn er mit Kehrer noch Kasse machen will, geht das nur in diesem Sommer. Kommendes Jahr darf Kehrer wie Goretzka und vielleicht Meyer in diesem Jahr ablösefrei gehen.
Aber Goretzka, Meyer und Kehrer auf einen Schlag ziehen zu lassen – das würden Schalke und Heidel nicht überstehen. Darum machte der Sportvorstand zuletzt deutlich, dass er den Abwehrspieler nicht vorzeitig abgeben möchte.
Marktwert bei 7,5 Millionen Euro
„Wir denken nicht darüber nach, ihn zu verkaufen“, stellte der 54-Jährige klar. Diese Entscheidung kann aber teuer werden. Verließe der U21-Nationalspieler Schalke im Sommer 2019, ohne seinen Vertrag in der Zwischenzeit verlängert zu haben, verzichtet Heidel auf eine Millionen-Ablöse. Das Branchenportal Transfermarkt.de schätzt Kehrers Marktwert auf 7,5 Millionen Euro.
Die fragile Zukunft scheint die Mannschaft nicht zu belasten. Linksverteidiger Bastian Oczipka sagt: „Das belastet uns nicht. Wir sind schon so lange im Fußball dabei, da kommen und gehen die Spieler. Das ist ganz normal.“