Gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller lässt Schalke regelmäßig Punkte liegen - weil der Mannschaft etwas Wichtiges fehlt. Ein Kommentar
Domenico Tedescho muss gar nicht nach Ausreden suchen, die Sachlage ist eindeutig. Es liegt weder daran, dass seine Schalker „sehr grün hinter den Ohren“ sind, wie er nach dem 1:2 gegen Bremen gesagt hat, noch an Pech. Nennen wir es beim Namen: Schalke hat sich blöd angestellt. Gegen den Drittletzten der Fußball-Bundesliga muss eine Mannschaft, die zurück in den Europapokal will, punkten.
Was sich der Trainer ankreiden muss, ist seine Aufstellung. Denn hier steckt tatsächlich etwas Grünes in Königsblau. Wer Torjäger Guido Burgstaller und Spielmacher Leon Goretzka zwar auf die Ersatzbank setzt, aber nicht in der Start-Elf sieht, kann seine Entscheidung nicht später damit entschuldigen, dass die zwei Spieler angeschlagen gewesen seien. Beide waren ja fit genug, zu einem späteren Zeitpunkt eingewechselt zu werden.
Auch interessant
Dass ebenfalls die Angreifer Breel Embolo und Marko Pjaca draußen blieben, lässt allenfalls wohlwollend Rückschlüsse auf eine vorsichtige Spielweise zu. Das Signal an seine Mannschaft war: Wir müssen auf die Bremer aufpassen! Wie gesagt: Die lagen vor dem Spieltag auf Platz 16. So spielte Schalke auch: Ohne eine Torchance vor der Halbzeitpause; und fast immer sattelfest hinten.
Das Fatale daran: Sobald Schalke Fußball zu Hause gegen Teams aus dem Tabellenkeller planerisch gestaltet, gehen wertvolle Punkte verloren. Beim 1:1 gegen Wolfsburg. Beim 2:2 gegen Köln. Und jetzt beim Patzer gegen Bremen. Sogar das 2:0 gegen den Hamburger SV wackelte stärker, als das Ergebnis aussagt.
Es fehlen sieben Punkte
Rechnerisch fehlen sieben Punkte aus den vier leichten Heimspielen. Sieben Punkte, die Schalke sicher auf Tabellenplatz 2 gehoben hätten – und zur Nummer 1 im Revier.
Auch interessant
Wir lernen daraus: Schalke 04 ist eigentlich besser als der aktuelle Rang 5. Was fehlt: der Killer-Instinkt, um jedes schwächere Team mutig wie souverän abzufertigen. Gegen die starken Klubs hat die Leidenschaft geholfen, alle taktischen Bedenken über Bord zu werfen. Schon könnte man auf die Idee kommen, Schalke ganz aus dem Korsett von Vorgaben zu befreien. Jedenfalls: Couragierter Fußball kann nicht entstehen, wenn schon Tedesco gegen Abstiegskandidaten wie Bremen Vorsichtsmaßnahmen ergreift und seine Elf defensiv wirkt. Wenn Schalke 04 den nächsten Schritt tun will, dann im Angriffsmodus. Dann sind sogar Rückschläge verzeihlich.
Diskutieren Sie mit dem Autor auf Twitter: @pitgottschalk