Gelsenkirchen. Amine Harit zeigt beim 2:0-Sieg über den VfB Stuttgart eine überragende Leistung. Der blondgefärbte Wirbelwind belebt das Schalker Spiel.

Als die Schalker Profis nach ihrem 2:0 (2:0)-Sieg beim VfB Stuttgart wieder im verregneten Gelsenkirchen ankamen, musste Amine Harit der Internet-Welt seine blendende Laune mitteilen. Im sozialen Netzwerk Instagram postete der Schalker Wirbelwind ein kurzes Video von seiner Heimfahrt im Auto. Zu fetzigem Rap aus den Radio-Boxen ließ Harit seinen Kopf rhythmisch wippen. Dazu lutschte er cool einen Lolly. Passend zur Musik hatte er sich die blaue Kapuze seiner blauen Schalker Trainingsjacke ins Gesicht gezogen.

Ein paar Stunden zuvor hatte Harit auf dem Rasen der Stuttgarter Arena die Musik gemacht. Nach dem Führungstor seines Teamkollegen Naldo (14.), der sich nach Aussage von Brasiliens Nationaltrainer Tite im Kicker nun sogar Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme machen darf, verwandelte Harit einen Foulelfmeter zum 2:0 (19.). Harit hat jetzt bereits drei Saisontore auf dem Konto – zwei mehr als nach einer kompletten Saison bei seinem Ex-Klub FC Nantes.

Auch interessant

„Ich glaube, Amine wollte bei uns mehr Tore schießen als in Frankreich. Als er sich beim Elfmeter den Ball genommen hat, waren alle ein bisschen überrascht. Aber das spricht für ihn und für ein großes Selbstvertrauen“, sagt Sportvorstand Christian Heidel.

Harit, gerade einmal 20 Jahre jung, hat sich binnen weniger Monate bei Schalke in der Wertigkeit schon weit nach vorne gespielt. „Manchmal fühlt man sich einfach gut. Mein Selbstvertrauen ist groß. Wenn man dann aber den Ball nimmt, dann muss man ihn auch reinhauen“, findet Harit.

„Ich will die Spiele genießen“

Im Gespräch mit dieser Zeitung verrät er, warum er zu diesen mitreißenden Leistungen fähig ist und die Leute nahezu regelmäßig begeistert. „Ich gehe aufs Feld und will die Spiele einfach genießen. Mein erster Gedanke, wenn ich auf den Rasen gehe, ist: Amine, es ist nur ein Fußballspiel. Bleib einfach entspannt. Deswegen spiele ich so.“

Mit dem marokkanischen Nationalspieler, der auch einen französischen Pass besitzt, hat Schalke wieder einen echten Hingucker – und das weniger wegen seiner blond gefärbten Haare. „Amine ist ein echter Straßenkicker. Der Junge ist einfach spitze. Er ist jeden Tag ein Spaßvogel für uns“, sagt Routinier Naldo. Allerdings musste sich Harit umstellen. Unter Trainer Domenico Tedesco, der den Sieg bei seinem ehemaligen Verein VfB Stuttgart ausgelassen hüpfend vor dem Schalker Fanblock feierte, sind die Anforderungen höher als zuletzt in Nantes. „Ich bin nicht mehr derselbe Spieler. Alles hat sich verändert“, sagt Harit.

Sein enormes Pensum ist beeindruckend. Mit 12,16 Kilometern Laufleistung wies Harit den zweistärksten Wert nach Max Meyer (13,38) auf. Seine bestechende Passquote: 100 Prozent! „Amine hat einen Trainer, der auf ihn steht, der unheimlich viel auch individuell mit ihm arbeitet. Amine ist keiner, der nur durch seine Sprints und Dribblings auffällt“, stellt Manager Heidel fest und sagt: „Er ist auch nach hinten wahnsinnig fleißig. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen.“

„Am Anfang, als wir ihn geholt haben, kannten ihn nicht so viele"

Auch interessant

Wenn Harit, der bei Schalke bis Juni 2021 unter Vertrag steht, so weitermacht, dürften die Interessenten bald Schlange stehen. Heidel nimmt dieses Szenario mit Humor: „Ich habe kurz mit ihm gesprochen, dass er jetzt mal zwei, drei schlechte Spiele machen soll – damit ich da keine Angst haben muss.“

Fakt ist: Harit, für den die Schalker acht Millionen Euro ausgegeben haben, ist bisher der größte Fang in der Ära Heidel. „Am Anfang, als wir ihn geholt haben, kannten ihn nicht so viele. Ich habe immer versucht zu erklären, dass Amine ein Spieler mit Potenzial ist. Hätte er zehn Tore in Frankreich gemacht, würde er heute nicht auf Schalke spielen“, so der Manager. Künftig will Harit wieder Musik hören. Dann aber weniger Rap, sondern mehr die Einlaufmelodie der Königsklasse...