Essen. Schalkes Sportvorstand Christian Heidel hat am Vormittag DFB-Manager Oliver Bierhoff gerügt. Bei uns antwortet Bierhoff exklusiv.

Die Aussagen von Christian Heidel ließen keinen Zweifel zu: Er war und ist sauer auf DFB-Direktor und Teammanager Oliver Bierhoff. Es geht um den Wechsel von Spielmacher Leon Goretzka von Schalke 04 zu Rekordmeister Bayern München. Die Bierhoff-Aussage, die den Schalker Sportvorstand so auf die Palme trieb, lautete: „Ein ambitionierter Jung-Nationalspieler will Titel gewinnen und sitzt ungern mittwochs auf der Couch, wenn andere Champions League spielen.“

Heidel konterte: „Das heißt ja im übertragenen Sinne, dass jeder deutsche Nationalspieler zu Bayern München wechseln muss, weil das eigentlich der einzige Verein ist, der die Garantie gibt.“

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Oliver Bierhoff fühlt sich von Schalke missverstanden. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt der einstige Torjäger aus Essen: „Die Aussage von Christian Heidel impliziert, dass ich Schalke nicht die Champions League zutraue. Das war nicht meine Absicht. Keinesfalls wollte ich damit sagen, dass Schalke nicht in die Champions League kommt. Schalke macht eine super Arbeit.“

Klarstellung von Bierhoff

Was er sagen wollte, stellt er im Gespräch nochmals klar: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Bayern nicht nur die Champions League erreicht, sondern auch sehr weit kommt. Mit Bayern hat ein Spieler immer die größten Chancen in der Champions League.“

Trotzdem die Nachfrage: Musste er sich überhaupt beim Goretzka-Wechsel zu Bayern einmischen? Bierhoff: „Leon Goretzka war auf Schalke angegriffen worden und stand mit dem Rücken zur Wand. Es gehört zu meinen Aufgaben, die Nationalspieler zu schützen. Ich will schon mit Blick auf die WM, dass Leon mit Selbstvertrauen und guter Energie zu uns kommt.“

Heidel aber hat eine eindeutige Meinung dazu: „Es war klar, dass der Wechsel viel Staub aufwirbelt. Aber ich finde, dass der Manager der Fußball-Nationalmannschaft objektiv sein muss. Seine Aussagen haben mir nicht gefallen. (...) Ich habe an uns, aber auch an viele andere Klubs gedacht. “

Einmal warmgelaufen, legte Heidel noch einmal nach. „Mir hat auch nicht gefallen, was Oliver Bierhoff von uns fordert und welche Verantwortung wir haben. Das steht ihm nicht zu. Wir mischen uns auch bei der Nationalmannschaft nicht ein.”

Heidel schrieb Bierhoff nach dessen Aussagen in Fußball-Bild eine Kurznachricht. Zu einer Aussprache kam es bis zum Donnerstagmittag noch nicht. Beide haben versucht, sich gegenseitig am Telefon zu erreichen, und haben sich verpasst. Er habe aber mit Clemens Tönnies telefoniert, dem Aufsichtsratsvorsitzenden, so Bierhoff.

Die Frage, ob Bierhoff möglicherweise die Entscheidung von Leon Goretzka, künftig für den FC Bayern zu spielen, beeinflusst hat, kann Heidel nicht beantworten: „Das wäre spekulativ.“

Heidel nimmt Löw in Schutz

Bundestrainer Joachim Löw nimmt der Schalker Sportvorstand im Fall Goretzka komplett aus der Kritiklinie. Heidel: „Ich kann nur eines sagen: Jogi Löw hat mir sehr sehr glaubhaft versichert, dass er da auf einem ganz anderen Weg war. Es muss niemand glauben, dass Jogi Löw Leon zu dem Schritt, zu den Bayern zu gehen, geraten hat. Ich hatte eher das Gefühl, dass das Gegenteil der Fall war. Und das nehme ich ihm auch glaubhaft ab.”

Heidel: „Jogi Löw hat mir auch bestätigt, dass er im Sommer einen anderen Kenntnisstand hatte. Und dass das eigentlich in Richtung Schalke geht.“ Auch Bayern könne er keinen Vorwurf machen, dass sie einen guten Spieler geholt haben. „Wir holen auch Spieler zu uns.“

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