Gelsenkirchen. Vor dem Rückrundenstart bei RB Leipzig spricht Matija Nastasic über Trainer Tedesco, seine Zukunft und seinen Sohn Marko.
Ein Jahr Italien, zweieinhalb Jahre England und jetzt schon drei Jahre auf Schalke: Matija Nastasic (24) fehlt in seiner Karriere eigentlich nur noch Spanien – dann hat er die großen Ligen alle durch. Aber der serbische Nationalspieler kommt im Gespräch vor dem Rückrundenstart nicht daher wie ein Legionär, den es immer weiter zieht. Dass sein Ex-Verein Manchester City in England alles in Grund und Boden spielt, verfolgt er nur aus der Distanz. „Auch Schalke ist ein großer Klub. Ich bin glücklich hier.“
Als Sie im Januar 2015 nach Schalke kamen, wechselten Sie zu einem Champions-League-Klub. Wie sehen Sie die Entwicklung seitdem?
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Matija Nastasic: Die vergangene Saison war nicht so, wie wir das erwartet haben, aber bis dahin haben wir uns immer für den Europapokal qualifiziert, zweimal für die Europa League. Jetzt haben wir mit dem neuen Trainer wieder einen Schritt nach vorne gemacht und noch sehr viel Raum für Verbesserungen. Ich bin sicher: Wenn wir hart arbeiten, werden wir eine gute zweite Serie spielen und in den Europapokal zurückkehren. Schalke ist ein großer Klub, ich bin froh, dass ich schon drei Jahre hier bin.
Vor genau einem Jahr haben Sie bei uns im Interview gesagt: Schalke sei ein Verein, mit dem Sie Titel gewinnen können. Diese Mission hat sich nicht erfüllt.
Nastasic: Bis jetzt nicht. Aber ich denke, wir haben jetzt einen großartigen Trainer, der ein ganz klares Konzept hat. Mit ihm können wir Großes erreichen - davon bin ich überzeugt.
Macht Domenico Tedesco wirklich den Unterschied aus?
Nastasic: Was ist vor der Saison passiert? Wir haben viele Spieler verloren, die in den vergangenen Jahren sehr wichtig für Schalke waren – sicher sieben oder acht. Wir haben im Sommer aber nur zwei Neue dazu bekommen, und jeder hat erwartet, dass Schalke wieder nach unten schauen muss. Doch der Trainer hat aus den Spielern eine kleine Gruppe gebildet, die als Mannschaft funktioniert. Jeder hat die Chance, zu spielen, jeder ist extrem motiviert. Das war das Wichtigste, was der Trainer gemacht hat. Wenn du erfolgreich sein und etwas gewinnen willst, musst du nicht nur eine gute individuelle Qualität haben, sondern vor allem eine gute Gruppe.
Mussten Sie Ihr Spiel umstellen?
Nastasic: Es ist etwas anders als in den vergangenen Jahren, aber ich mag es. Unser Trainer arbeitet mit allen sehr individuell, so auch mit den Abwehrspielern. Jeder kann jetzt sehen, dass wir kompakt auf dem Platz stehen – wahrscheinlich besser als in den Jahren zuvor.
Sollen Sie auch Tore schießen wie Ihr Abwehrkollege Naldo?
Nastasic: Wichtig ist, dass wir in der Defensive sicher stehen. Aber wenn sich die Möglichkeit ergibt, sollen wir Abwehrspieler uns auch nach vorne einschalten – schließlich spielen wir mit der Dreierkette und wenn einer von uns marschiert, sind immer noch zwei andere hinten, das ist sicher. Der Trainer will, dass das ganze Team Fußball spielt und dass wir es genießen, wenn wir den Ball haben. Aber wenn wir den Ball verlieren, dann müssen wir alle kämpfen, um ihn zurück zu holen.
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Beim Spiel in Frankfurt haben Sie mit einem Freistoß nur ganz knapp ein Tor verpasst. Wir wussten gar nicht, dass Sie so gute Freistöße schießen können…
Nastasic: Früher habe ich sogar viele Tore geschossen, wenn ich mit meinem linken Fuß zum Freistoß antreten durfte. Auf Schalke hatte ich bisher kaum die Gelegenheit dazu, aber wenn sie sich jetzt wieder bietet, werde ich sie wahrnehmen – und hoffentlich so noch einige Tore schießen.
Ihr Vertrag auf Schalke läuft bis zum Sommer 2019 – wenn Sie ihn erfüllen, sind Sie viereinhalb Jahre hier, eine lange Zeit. Kann man im Fußball so lange im Voraus planen?
Nastasic: Als ich für viereinhalb Jahre unterschrieben habe, war es nicht mein Plan, nach einem Jahr wieder zu gehen. Mein Plan war: Ich komme zu einem großen Verein und treffe eine Entscheidung für eine lange Zeit – du willst dann mindestens so lange bleiben, wie du auch unterschreibst. Jetzt bin ich drei Jahre hier und richtig glücklich – für mich passt das alles.
Man weiß aber, dass Sie eine Ausstiegsklausel haben und Schalke im Sommer verlassen könnten. Beschäftigt Sie das?
Nastasic: Nein, ich denke nicht darüber nach – für mich ist es jetzt kein Thema, das Land oder den Verein zu wechseln. Natürlich, es ist Fußball, und du weißt nie, was passiert, aber ich konzentriere mich gerade nur auf Schalke und nichts anderes.
Seit dem vergangenen Sommer gibt es immer wieder Gerüchte über ein Interesse von AS Rom an Ihnen.
Nastasic: Aber niemand hat mich direkt dazu kontaktiert, gelesen habe ich es nur in den Zeitungen. Und ich wollte Schalke auch gar nicht verlassen – ganz besonders nicht, als wir einen neuen Trainer bekommen haben. Er hat mir gleich seine Pläne unterbreitet und damit war ich glücklich.
Sie kennen Italien aus Ihrer Zeit in Florenz – reizt Sie die Serie A noch?
Nastasic: Ich habe nur ein Jahr in Italien gespielt, damals war ich erst 18 Jahre alt. Für mich war das ein wichtiger Schritt zu Beginn meiner Karriere, eine gute Erfahrung in einer starken Liga. Und so, wie ich in Deutschland das Leben und die Kultur mag, habe ich auch Italien geschätzt. Aber noch einmal: Ich bin glücklich auf Schalke – mit diesem Klub geht es jetzt vorwärts.
Ist die Bundesliga noch eine der besten Ligen der Welt?
Nastasic:
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Natürlich. Ich glaube sogar, dass die Bundesliga jedes Jahr besser wird. Wenn ich sie mit England vergleiche: Dort sind die Stadien genauso voll wie in Deutschland, es wird zwar etwas anders gespielt, aber ich denke nicht, dass die Bundesliga dahinter zurückstehen muss. Sie gehört zu den vier oder fünf besten Ligen der Welt.
Manchester City, Ihr früherer Verein in England, ist gerade mit Trainer Pep Guardiola eine der besten Mannschaften der Welt…
Nastasic: Was sie im Moment spielen, ist unglaublich – 20 Siege und zwei Unentschieden aus den ersten 22 Spielen. Aber es sind nicht mehr so viele Spieler aus meiner Zeit dort, ich glaube, nur noch Kompany, David Silva, Fernandinho und Agüero. Kontakt habe ich nicht mehr, aber ich sehe, wie sie sich entwickelt haben. Ich denke, diese Mannschaft wird in England in dieser Saison keiner mehr einholen können.
Sind Sie traurig, dass Sie nicht mehr für eine solche Mannschaft spielen?
Nastasic: Nein, weil sich dort alles verändert hat, angefangen von dem neuen Trainer. Es war schön, dort zu spielen, und jetzt ist es schön zu sehen, wie gut mein früherer Klub sich entwickelt hat.
Welche Pläne haben Sie noch?
Nastasic: Am wichtigsten sind für einen Fußballer Titelgewinne – so viele wie möglich. Diese Hoffnung gebe ich nicht auf. Wir sind jetzt mit Schalke im DFB-Pokal gut dabei, da ist alles möglich. Titel sind das, was im Fußball am meisten zählt.
Was halten Sie von Marko Pjaca?
Nastasic: Ich kannte ihn vorher nicht persönlich, aber er hat viel Qualität und wird uns helfen können. Im Training sieht man, wie gut er mit links und mit rechts schießen kann, er ist ein guter Techniker. Marko kann uns helfen, wieder einen Schritt nach vorne zu machen.
Wie geht es Ihrem kleinen Sohn Marko? Ist er schon Schalke-Fan?
Nastasic: Oh ja. Er ist jetzt 16 Monate alt. Wenn wir zu Hause von Schalke reden oder er in der Arena die Schalke-Lieder hört, dann freut er sich. Dann klatscht er mit den Händen.
War er mit Ihnen nach einem Spiel schon mal auf dem Rasen?
Nastasic: Noch nicht. Aber wenn wir eine starke Rückrunde spielen und am Ende der Saison etwas zu feiern haben, dann hole ich ihn nach dem letzten Spiel zu mir auf den Platz.