Benidorm. Guido Burgstaller ist mit sieben Saisontoren der beste Stürmer des FC Schalke 04. Im Interview spricht der Torjäger über Europacup-Ambitionen.

Seit einem Jahr spielt Guido Burgstaller (28) für den FC Schalke 04. Binnen weniger Monate hat sich der Österreicher, der für 1,5 Millionen Euro aus Nürnberg verpflichtet wurde, vom Zweitliga-Schnäppchen zum Kult-Stürmer auf Schalke entwickelt. Seine Bilanz im Jahr 2017: 20 Pflichtspieltore für Schalke. Allein in der Bundesliga-Hinrunde war Burgstaller mit sieben Toren und drei Torvorlagen an zehn Schalker Treffern beteiligt – kein Mitspieler kam auf mehr als fünf Torbeteiligungen. Wir trafen ihn im Trainingslager.

Herr Burgstaller, lässt sich das Jahr 2017 eigentlich noch toppen, wenn man bedenkt, dass sie als Schalker Neuzugang sofort eingeschlagen, die Rückkehr in die österreichische Nationalmannschaft geschafft und ihre Lebensgefährtin Stefanie geheiratet haben?

Guido Burgstaller: Nein.

Also kurz zusammengefasst: So ein Jahr ist schon ein Traum, oder?

Guido Burgstaller (r.) im Gespräch mit Manfred Hendriock (l.) und Thomas Tartemann (Mitte).
Guido Burgstaller (r.) im Gespräch mit Manfred Hendriock (l.) und Thomas Tartemann (Mitte). © Max Maiwald / DeFodi.de

Burgstaller: Wenn mir das jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dann hätte ich mir wahrscheinlich an den Kopf gegriffen. Es hat alles super funktioniert. Ich bin – bis auf die Kleinigkeit im letzten Sommer – gottseidank verletzungsfrei geblieben. Sowohl im sportlichen als auch im privaten Bereich ist alles top gelaufen. Jetzt hoffe ich, dass es so weitergeht.

Sie haben in 34 Meisterschaftsspielen 16 Treffer erzielt und sind mit aktuell sieben Toren wieder erfolgreichster Schalker Torjäger. Da scheinen sich einige Experten, die Ihnen keine gute zweite Saison voraussagten, geirrt zu haben.

Burgstaller: Es kann gut sein, dass die Meinung irgendwann wiederkommt. Wenn du bei einem Riesen-Verein als Stürmer spielst und triffst mal ein, zwei Spiele nicht, geht es gleich los. Ich bin zum Glück alt genug und schon länger in dem Geschäft, so dass ich mich ein bisschen auskenne und mir das nicht alles zu Herzen nehme. Klar ärgern dich manche Sachen, aber ich nehme das nicht so wahr, wie vielleicht ein jüngerer Spieler. Von daher lässt mich die Meinung von Kritikern eigentlich immer kalt. Ich probiere einfach immer, mein Bestes zu geben.

Sie haben es bei Cardiff City auch anders erlebt, dass es im Ausland nicht nach Wunsch gelaufen ist. Würden Sie die Formulierung unterschreiben, dass Sie auf Schalke Ihr Glück gefunden haben?

Burgstaller: Ja, aber ich war in Nürnberg auch sehr glücklich. Da hat auch das ganze Drumherum gepasst wie jetzt hier auf Schalke. Wahrscheinlich habe ich das mal gebraucht in Cardiff. So blöd, wie es klingt: Aber ohne diese Erfahrung wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Man weiß einfach zu schätzen, wie schön unser Beruf als Profi-Fußballer ist. Aber ich weiß auch, dass es schnell wieder in die andere Richtung gehen kann, wenn man vielleicht mal ein bisschen weniger macht. Von daher genieße ich das jetzt, weil ich eben weiß, wie es auch unten aussieht.

Sind Sie bei Schalke 04 am Ziel Ihrer Träume?

Burgstaller: Man darf nie aufhören, Träume zu haben. Ich hoffe immer, dass noch mehr kommt. Es gibt schon noch viele Ziele.

Das heißt?

Burgstaller: Es muss nicht eine andere Liga oder ein anderer Verein sein, sondern ich habe hier Ziele mit der Schalker Mannschaft.Wir wollen zurück in die Europa League. Und wir schauen, dass wir so weit wie möglich im DFB-Pokal kommen. Es sind alles so kleine Ziele, die ich als Fußballer noch erreichen will.

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Sie sprechen von der Europa League. Was ist mit Champions League?

Burgstaller: Da habe ich noch nicht gespielt. Ich glaube, es wäre auch zu früh, jetzt darüber zu sprechen. Wenn es nur noch fünf, sechs Spiele vor dem Ende der Saison wären, dann würde ich auf das Thema Champions League einsteigen. Bis jetzt ist mal alles gut gelaufen, es war vieles positiv. Wir haben uns als Team Schritt für Schritt weiterentwickelt. In manchen Situationen hatten wir mit späten Toren auch Glück. Es hat wirklich alles zusammengepasst. Aber beim Blick auf die Tabelle sieht man, wie eng das alles ist. Da kann wirklich noch alles passieren.

Für die Fans sind Sie zu einer Kultfigur geworden. Wie geht so etwas?

Burgstaller: (lacht) Keine Ahnung.

Liegt es an Ihrer Spielweise, an der Riesen-Einsatzfreude?

Burgstaller: Vielleicht ist es die Spielweise, vielleicht auch ein bisschen meine Art. Es wird wahrscheinlich ein kleiner Mix daraus sein. Ich bin sehr froh darüber, dass ich auf Schalke gut ankomme. Das bestärkt mich auch in meiner Arbeit, dass ich immer Vollgas gebe.

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Was halten Sie vom Guido Burgstaller-Lied, das die S04-Fans häufig anstimmen?

Burgstaller: Es ist ein überragendes Gefühl. Ich habe schon öfter gesagt: Das passiert nicht vielen. Das kann man sich nicht kaufen. Ich probiere einfach alles zu geben auf dem Platz und hoffe, dass es so gut weitergeht.

Dortmunds Julian Weigl hat kürzlich in einem Interview geäußert, dass der BVB gegenüber Schalke die bessere Mannschaft sei. Was sagen Sie dazu?

Burgstaller: Ich habe es selbst nicht gelesen, sondern nur von der Aussage gehört. Jeder hat seine eigene Meinung. Wahrscheinlich würde jeder das umgekehrt auch über seine Mannschaft sagen. Aber die Dortmunder waren in den letzten Jahren immer konstant vorne dabei. Was das anbetrifft, hinken wir schon noch ein bisschen hinterher. Deswegen brauchen wir aber jetzt keine großen Parolen raushauen, sondern sind zufrieden mit der augenblicklichen Situation. Wir wissen aber, dass wir uns als Mannschaft noch steigern können.

Was kommt bei Ihnen privat noch? Ist Nachwuchs geplant oder ist das Thema noch weiter weg?

Burgstaller: Es ist schon noch ein bisschen weiter weg. Meine Frau will jetzt erst mal arbeiten, sie sucht gerade einen Job. Aber einmal Papa zu werden, das ist schon ein Wunsch. Da bin ich mir mit meiner Frau auch einig, das passt alles. Aber ein, zwei Jahre warten wir noch.

Wo sind Sie eigentlich in sozialen Netzwerken zu finden?

Burgstaller: Ich mache da gar nichts. Es hat nichts damit zu tun, dass ich eventuell zu viel machen muss, um so eine Seite zu pflegen. Es ist einfach nicht mein Ding. Ich mag es einfach nicht. Auf Selfies mit den Teamkollegen bin ich meistens drauf. Die fragen mich dann oft: Können wir Dich verlinken? Ich sage dann: Ich habe nichts zum Verlinken. Was das betrifft, halte ich mich eher zurück.