Gelsenkirchen. . Der Spanier, einst ein Zeichen des Aufbruchs, kehrt in die Heimat zurück. Der Abschied vor dem Pokalspiel gegen den 1. FC Köln ist ihm wichtig.
Als Schalke in den schönen Sommertagen des Jahres 2016 den spanischen Profi Jorge Andujar Moreno verpflichtet hatte, wurde sehr schnell klar, dass die Königsblauen da auch einen besonderen Menschen hinzugewonnen hatten. Der Spieler mit dem Rufnamen Coke gab neben seiner Leidenschaft für den Fußball noch ein ungewöhnliches Hobby an: Er ist in seiner spanischen Heimat ein erfolgreicher Theater-Produzent – Schauspieler haben in Sevilla und Malaga für ihn unter anderem die altgriechische Komödie „Weiberversammlung“ (La asamblea de las mujeres) aufgeführt. Coke kennt sich aus, wenn es um die Bühnen geht. Um Theater und Applaus.
Spielpraxis, die er auf Schalke nicht bekommt
Es steht zu vermuten, dass Coke auch an diesem Dienstagabend einen großen Applaus bekommen wird, wenn er sich vor dem DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Köln (Anstoß 20.45 Uhr, ARD live) von Schalke 04 verabschiedet. Der 30-Jährige wird, wie berichtet, für die Rückrunde an den spanischen Erstligisten UD Levante ausgeliehen, wo er die Spielpraxis sammeln möchte, die er auf Schalke gegenwärtig nicht bekommt. Zwar hielt sich Coke zuletzt schon in Spanien auf, wo die Liga bereits Anfang Januar weitergeht, aber seine Verabschiedung von Schalke ist ihm so wichtig, dass er dafür eigens noch einmal zurückkehrt. Auch Trainer Domenico Tedesco nennt ihn „einen fantastischen Menschen“, der sich in den vergangenen Monaten „tadellos verhalten“ habe, obwohl er in der Hinrunde der Bundesliga nur ein einziges Mal zum Einsatz gekommen war. Für eine Minute im Heimspiel gegen Mainz 05.
Seine Verpflichtung sorgte für Aufsehen
Dabei hatte sich Schalke so viel von ihm versprochen, aber es hat nicht sollen sein.
Coke war im August 2016 als Kapitän des dreimaligen Europa-League-Siegers FC Sevilla nach Schalke gewechselt – Manager Christian Heidel durfte sich die Hände reiben nach einem überraschenden Coup auf dem Transfermarkt, mit dem er als neuer Sportvorstand für Aufsehen sorgte. Schließlich war Coke: Mit 29 Jahren im besten Fußballalter. Durch sein Wesen eine echte Führungsperson. Und auf dem Platz ein rechter Außenverteidiger, der wenige Monate zuvor im Europapokal-Finale gegen Liverpool noch zwei Tore geschossen hatte. So einen hatte Heidel für vier Millionen Euro Ablösesumme aus Sevilla losgeeist – und so wurde er im Trainingslager im österreichischen Mittersill als Zeichen des Aufbruchs auch auf Schalke begrüßt.
Der verhängnisvolle Kreuzbandriss
Doch dann passierte das, was so beispielhaft für die vergangene Saison auf Schalke stand: Noch am Tag seiner Ankunft in Österreich, es war der 4. August 2016, zog sich Coke im Testspiel gegen den FC Bologna eine schwere Kreuzbandverletzung zu. Heidel war geschockt über so viel Pech – Coke und Schalke waren das auch.
Erst sieben Monate später kehrte der Spieler auf den Fußballplatz zurück: Ein Tor im ersten Test bei Hannover 96 ließ darauf hoffen, dass es sich doch noch zum Guten wenden könnte. „Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt“, sagte der Spanier, und eine Woche später feierte er im Derby gegen Dortmund sein Bundesliga-Debüt. Doch Coke kam in eine Mannschaft, in der nicht viel zusammenlief, und da er selbst noch nicht in bester Verfassung war, konnte er ihr keinen Halt geben. Die Hoffnung war die neue Saison, doch auch die erfüllte sich nicht. Weil es seine Position als rechter Außenverteidiger im neuen Schalker Spielsystem nicht gibt, fand er nicht mehr in die Mannschaft – im Mittelfeld, wohin er hätte ausweichen können, war Daniel Caligiuri einfach stärker.
Kein schlechtes Wort
Dennoch hat Coke nie ein schlechtes Wort über Schalke verloren, im Gegenteil. Tedesco berichtet sogar: „Er war unglaublich wichtig in der Kabine, hat die Mannschaft immer gepusht.“ Seinem Wunsch nach einer Rückkehr in die Heimat konnte sich Schalke nicht verschließen.
Es war sehr schnell klar, dass dieser Jorge Andujar Moreno auch ein besonderer Mensch ist.