Gelsenkirchen. Nach dem 2:2 gegen Köln übte Schalke-Trainer Domenico Tedesco erstmals Kritik. Nun tritt Schalke im Topspiel bei Borussia Mönchengladbach an.
Dieses eine Wort, das Domenico Tedesco nach dem 2:2 gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln benutzte, hallt nach. Der Trainer des FC Schalke 04 sprach bei seiner Analyse von „Lethargie“. Aus seinem Mund klang das ungewöhnlich. Denn Tedesco hatte in dieser Saison, seiner ersten auf Schalke, bisher wenig Anlass, den Spielern einen solchen Vorwurf zu machen.
Schalke tritt bei einem direkten Konkurrenten an
4:4 in Dortmund, 2:2 gegen Köln – unter dem Strich blieben den Schalkern aus diesen beiden Spielen gegen zwei verunsicherte Mannschaften nur zwei Punkte. Das ist etwas dünn für eine Mannschaft, die zurück ins internationale Geschäft will, zumal sie zuvor zuverlässig und zielstrebig ihre Zähler gesammelt hatte. Das Spiel an diesem Samstag bei Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky), einem direkten Konkurrenten im Kampf um die Europapokal-Plätze, wird daher ein wegweisendes sein: Im Falle einer Niederlage droht den Königsblauen der Sturz aus der Spitzengruppe. Denn oben stehen die Teams ganz eng beisammen, und von hinten drängeln die Nachrücker.
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Tedesco stellt sein Team auf einen Gegner ein, „der unheimlich viel Qualität hat und bei Balleroberung ganz schnell Torgefahr ausstrahlt“. Schalkes Trainer glaubt, dass die Gladbacher „bis zum Schluss oben mitspielen“ werden. Deswegen müsse sein Team „alles abrufen“.
Genau das fehlte ihm gegen Köln, im Offensivspiel fand er seine Spieler nicht fleißig genug. „Gegen eine Mannschaft, die teilweise sogar mit Manndeckung agiert, musst du noch mehr laufen“, betont Tedesco. „Daraus müssen wir einfach lernen“, sagt er.
Dabei ist es ihm wichtig, Mängel auch deutlich zu benennen. „Wir müssen ehrlich zu uns sein, wir müssen auch mal Kritik üben, um die nächsten Schritte in der Entwicklung zu machen“, erklärt er. „Auch wenn wir als Trainerteam am liebsten perfekte Spiele sehen wollen: Ein schlechtes Spiel ist für die Entwicklung gar nicht so fatal.“
Natürlich sollten die Spieler dann aber auch demonstrieren, dass sie begriffen haben, was der Trainer meint, wenn er Korrekturen vornimmt. Aber da sorgt sich Tedesco nicht: „Die Mannschaft hat oft die richtige Reaktion gezeigt, das zeichnet uns in dieser Saison auch aus.“ In Gladbach muss sie als Gemeinschaft den Ausfall von Leon Goretzka verkraften, und sie wird sich zumindest in den nächsten Wochen bis zur Winterpause daran gewöhnen müssen. Tedesco ist optimistisch, dass es gelingen wird, den Ausfall des Nationalspielers als Gruppe zu kompensieren: „Wir wachsen noch mehr zusammen, alle arbeiten im Training sehr gut.“
Schalke-Manager Heidel tritt selbstbewusst auf
Was auffällt: Obwohl das Team nach der grandiosen Aufholjagd in Dortmund gegen Köln nicht die Erwartungen erfüllte, herrscht auf Schalke im Gegensatz zu ähnlichen Situationen in früheren Jahren Ruhe. Und dabei soll es auch bleiben, selbst im unerwünschten Fall einer Niederlage in Mönchengladbach. Sportvorstand Christian Heidel will die Bedeutung dieses Top-Spiels im Westen nicht überhöhen: „Wenn wir da verlieren, sind wir zwar nicht zufrieden, aber auch dann geht die Welt nicht unter“, betont er. „Es ist, wie es die Tabelle zeigt, eine Begegnung auf Augenhöhe. Aber es ist ja kein Endspiel. So ein Spiel groß zu machen, ist für die Spieler nicht gut.“
Heidel tritt selbstbewusst auf, und das sollen auch die Schalker Profis verinnerlichen: „Obwohl wir in zwei Spielen zuletzt nur zwei Punkte geholt haben, ist es schwer, uns zu schlagen. Und wir haben auch gesehen, dass die Gladbacher zuhause durchaus Probleme haben. Deshalb ist es mir lieber, den Druck an Mönchengladbach weiterzugeben.“