Gelsenkirchen. . Tim Reichert ist Chief Gaming Officer auf Schalke. Der 38-Jährige sieht seinen Bereich sehr gut aufgestellt. Die Teams sind in der Vorbereitung.

Tim Reichert war erst Anfang des Monats in Lissabon. In der Hauptstadt Portugals fand „The Web Summit“ statt — eine der weltweit größten Technologie-Messen, bei der auch das Thema Esport eine große Rolle spielte. Eine Branche, der sich der FC Schalke 04 schon im vergangenen Jahr angeschlossen hat. Eine Branche, die rasant wächst. Vor allem in den USA herrscht gerade ein regelrechter Boom. „Viele Besitzer von Clubs der großen Ligen wie NFL oder der NBA versuchen gerade Fuß in Sachen Esport zu fassen. So strömt sehr viel Geld in den Markt“, erklärt Tim Reichert, der Chief Gaming Officer auf Schalke.

Der 38-Jährige war zuvor Head of Esport, seit knapp einem Monat arbeitet er übergeordnet als Chief Gaming Officer. Reichert verantwortet künftig die strategische Ausrichtung der Abteilung. Als neuen Head of Esport hat Schalke Hans-Christian Dürr verpflichtet.

Ein dritter Titel ist möglich

Auf Nachfrage, ob Tim Reichert als Head of Esport zuvor eher der Christian Heidel der Schalker Esport-Abteilung war und in seiner neuen Aufgabe dort eher in seinem Bereich von S04-Marketingvorstand Alexander Jobst übernommen hat, muss er schmunzeln: „Auch wenn meine Arbeit nicht so umfangreich ist, ist der Vergleich haltbar“, sagt der Ex-Fußballprofi von Rot-Weiß Oberhausen mit einem Augenzwinkern.

Die Esport-Abteilung auf Schalke umfasst derzeit zwei Titel: FIFA und League of Legends. In beiden Bereichen sehen sich die Schalker gut aufgestellt. Reichert will aber nicht ausschließen, dass in naher Zukunft ein dritter Titel dazukommen wird. Entschieden sei aber noch nichts. Wichtig sei, dass der Titel zum Verein passt.

Das League-of-Legends-Team hat Ende August den Wiederaufstieg in die League of Legends (LoL) Championship Series, in die Königsklasse, wie es Tim Reichert ausdrückt, geschafft. Ein Quantensprung, was die öffentliche Wahrnehmung angeht. Während in der 2. Liga zwischen 20 000 und 30 000 im Internet zuschauen, würden die Partien im Oberhaus mindestens 250 000 Fans verfolgen. Derzeit arbeiten die Schalker mit Hochdruck daran, eine starke Mannschaft aufzustellen. Saisonbeginn ist erst im nächsten Jahr. Da die Ligaspiele erneut in einem Studio in Berlin ausgetragen werden, werden auch die Teammitglieder die meiste Zeit über in der Hauptstadt wohnen.

Tim Latka ist ein Eigengewächs

Tim „Tim Latka“ Schwartmann und Lukas „Idealz“ Schmandt sind die Schalker FIFA-Profis, die im königsblauen Trikot Fußball auf der Konsole spielen. Vor allem die Geschichte von Tim Schwartmann ist hochspannend. Den 19-Jährigen entdeckten die Schalker beim „Knappencup“, einem internen Scouting-Turnier. Innerhalb eines Jahres hat er es geschafft, zu den besten 20 Spielern der Welt zu gehören. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Tim Reichert. Derzeit laufen die Qualifikationen für die Top-Ligen. Beide Schalker liegen voll auf Kurs. Mit 119 Siegen aus 120 Spielen gehören die Schalker zu den Besten.

Die Akzeptanz für Esport im Gesamtverein ist mittlerweile groß, aber natürlich fragt sich immer noch der eine oder andere Fan, der der „echten“ Fußballmannschaft die Daumen drückt, warum Schalke vor knapp anderthalb Jahren eine Esport-Abteilung gegründet hat. „Über den Esport können wir junge Menschen ansprechen und sie für den FC Schalke 04 begeistern. Unser Ziel ist es, den gesamten Verein durch das Engagement im Esport zu unterstützen“, erklärt Tim Reichert.

Außerdem würden junge Menschen mit dem Thema Gaming aufwachsen. „Fast jeder Junge, der zwischen 10 und 20 Jahre alt ist, spielt heute auf dem PC oder auf der Konsole. Das Thema Esport rückt also immer mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft“, sagt Reichert.