Wiesbaden. . „Ich bin erwacht“, sagte Franco Di Santo über das Ende seiner Torflaute. Die Fans hatten ihm schon ein wenig schmeichelhaftes Lied gewidmet.

Franco Di Santo kam als einer der letzten Schalker aus der Kabine, aus der pausenlos laute Hip-Hop-Musik dröhnte. Kurz danach gab es wieder was auf die Ohren. Vier Schalke-Fans, die vor dem Mannschaftsbus warteten, stimmten ein: „Wer holt den Pokal, wer holt den Pokal? Schalke holt ihn wieder mal!“ Di Santo lächelte ihnen zu und hob den Daumen.

Mit dem 3:1-Sieg in der 2. Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden sind die Schalker dem großen Wunsch wieder ein Stück näher gekommen. Die Sehnsucht nach einem Titel, danach, dass der Pott nach dann sieben Jahren im Mai 2018 wieder auf die Schalker Meile kommt, ist nicht nur bei den Fans groß. Bis zum Pokalsieg fehlen allerdings noch vier Siege.

Das letzte Tor im März 2016

Für Franco Di Santo war der Dienstag aber auf jeden Fall schon ein Feiertag. In der 26. Minute traf er zur Schalker Führung. Nach einer perfekten Flanke von Bastian Oczipka köpfte der Stürmer, der vor zwei Jahren für sechs Millionen Euro vom SV Werder Bremen gekommen war, den Ball ins Tor. Für ihn persönlich eine Erlösung: Ewig lange 599 Tage musste der Schalker Angreifer auf ein Tor warten – über ein Jahr und sieben Monate. Zuletzt hatte er Anfang März 2016 gegen 1. FC Köln getroffen.

„Wir saufen, bis Di Santo trifft“

Die Fans hatten dem 28-Jährigen erst kürzlich ein Lied gewidmet. Auf die Melodie des Pet-Shop-Boys-Hits „Go West“ sangen sie: „Wir saufen, bis Di Santo trifft.“ Wahrlich kein Ritterschlag der eigenen Anhänger. Di Santo selbst zuckte mit den Schultern, als er nach dem Spiel in Wiesbaden auf dieses Lied angesprochen wurde. „Ist mir nicht bekannt“, sagte er und verwies darauf, dass er immer wieder von Verletzungen ausgebremst wurde. In der Tat musste der Argentinier in der vergangenen Saison wegen einer komplizierten Bauchmuskelverletzung viele Monate pausieren, erst eine Operation in seiner argentinischen Heimat brachte die Linderung. Von einer „undurchsichtigen Geschichte“ war die Rede.

Am Dienstag dankte Di Santo vor allem Domenico Tedesco, der ihm großes Vertrauen schenkt. „Der Trainer gibt mir viele Chancen zu spielen. Er unterstützt uns alle. Nicht nur im Fußball, sonde rn generell. Dafür bin ich ihm sehr dankbar“. Nach seinem Kopfballtor lief Di Santo zur Ersatzbank und Tedesco mitten in die Arme.

Der Trainer sieht das Tor als „Nebenprodukt“

„Wir freuen uns für Franco, dass er das Tor gemacht hat. Aber wenn man sich das Spiel gegen Mainz oder in Berlin anschaut, ist er der Spieler mit den meisten intensiven Läufen. Er ackert, presst, gewinnt viele Bälle und leitet Tore ein. Deswegen ist das Tor ein positives Nebenprodukt“, erklärte Tedesco, der nach dem Mainz-Spiel noch geunkt hatte: Ein Di-Santo-Tor sei nur noch eine Frage der Zeit.

Nun, nach dem Spiel in Wiesbaden, atmete Franco Di Santo auf und sagte: „Ich bin erwacht.“

Er lief, wie schon gegen Mainz und Berlin, neben Guido Burgstaller auf. In dieser Rolle fühlt er sich wohl. „Wir sind ein gutes Paar, weil wir beide sowohl über Außen als auch durch die Mitte kommen können“, sagt er. „Ich bin so wichtig für ihn wie er für mich. Wir helfen uns gegenseitig, damit wir dem Team helfen können.“

Geht es nach Guido Burgstaller, bleibt das auch am Samstag im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg so. „Wir freuen uns alle mit Franco über sein Tor. Jetzt wünsche ihm auch in den nächsten Spielen ein paar Tore.“