Gelsenkirchen. . Erst Stambouli, jetzt Meyer: Wie Schalkes Trainer Tedesco für seine Spieler neue Positionen findet, um deren individuelle Stärken zu nutzen.

Manchmal schiebt Domenico Tedesco seine Spieler auf dem Trainingsplatz wie Schachfiguren hin und her. Schalkes Trainer zeigt ihnen dann genau, welchen Platz sie einnehmen sollen und was er dort von ihnen erwartet. Das Verschieben hat bei Tedesco Methode und geht sogar soweit, dass er für die Spieler neue Positionen findet – bei zwei Beispielen hat es schon geklappt: Max Meyer spielt jetzt im defensiven Mittelfeld und Benjamin Stambouli, vorher auf der Sechs zu Hause, war zuletzt Abwehrspieler.

Stambouli soll das Spiel vor sich haben

Tedesco will damit die individuellen Qualitäten, die er bei manchen Spielern anders beurteilt als seine Vorgänger, mehr für die Mannschaft nutzen. Der Franzose Stambouli erinnert sich noch, wie der Trainer auf ihn zukam und ihm seinen Plan von der Umschulung zum Abwehrspieler schmackhaft machte. „Er hat gesagt, dass er es mag, wenn ich das Spiel vor mir habe, und ich habe gesagt: Okay, ich versuche es. Denn ich wollte vor allem auf dem Platz sein und spielen.“ Stamboulis Qualitäten liegen eher im Spiel gegen den Ball – in der Vorwärtsbewegung sind seine Mittel überschaubar. Hier konnte er im Vorjahr nicht so überzeugen wie jetzt in der Abwehr.

Meyer als Mann für den Pass in die Tiefe

Dass sich Tedesco auf der Sechs einen spielstärkeren Mann wünscht, zeigte er zuletzt beim 2:0-Sieg in Berlin mit der Nominierung von Max Meyer. An dem schätzt er die Fähigkeit, „Pässe in die Tiefe zu spielen“ – gegen die Hertha funktionierte das perfekt. Als Zehner steckte Meyer zuvor in der Sackgasse, weil es diese Position im Tedesco-System nicht gibt und seine Leistungen stagnierten. Inzwischen können sich viele auf Schalke vorstellen, dass Meyer dauerhaft auf die Sechs verschoben wird: „Die Position kommt mir entgegen, weil ich dort viele Ballkontakte habe und das Spiel schon von hinten öffnen kann“, erklärt der 22-Jährige: „Es hat Spaß gemacht in der neuen Rolle.“ Auch Stambouli gratuliert zu dieser Umstellung („eine gute Wahl vom Trainer“) und sagt: „Das kann seine Rolle sein.“

Der 27-Jährige gibt allerdings zu bedenken, dass Tedesco seine Wahl stets für die jeweilige nächste Partie trifft und mit den Entscheidungen mitunter auch die Spieler überrascht. Konkret bezogen auf die Position des Sechsers betont Stambouli: „Wir haben auch noch andere Spieler, die dort spielen können.“ Etwa Leon Goretzka, Weston McKennie oder Nabil Bentaleb, der eigentlich genau dort zu Hause ist, zuletzt nach einer Schambein-Entzündung aber nur auf der Bank saß. Mittlerweile ist der Algerier wieder fit und drängt zurück in die Elf. Und auch sich selbst zählt Stambouli weiter zum Kreis der möglichen Sechser.

Spieler müssen flexibel sein

Weil Tedesco gerne das Personal hin- und herschiebt, müssen sich die Spieler darauf einstellen, viel Flexibilität und Anpassungsfähigkeit mitzubringen. Doch das sei für ihn kein Problem, versichert Stambouli: „Der Trainer hilft mir dabei sehr – ich weiß immer ganz genau, was ich auf welcher Position zu tun habe. Wenn ich in der Defensive zum Einsatz komme, gilt das genauso wie für das Mittelfeld – ich kann auf beiden Positionen das beste für die Mannschaft geben.“

Verschieben mit Methode – Stambouli glaubt, dass das auch noch einen anderen Effekt mit sich bringt: „Es gibt auf Schalke keine erste Elf, wir haben eine kleine Gruppe, in der jeder fokussiert ist und bereit, zu spielen. Und deswegen denke ich, dass wir eine große Saison spielen können.“ Am Freitagabend (20.30 Uhr) geht’s in der Arena gegen Mainz 05.

Wieder mit Meyer auf der Sechs und Stambouli in der Abwehr?