Dorsten. Klaus Täuber, genannt “Boxer“, spielte für Schalke und Bayer Leverkusen. Die Verteidiger fürchteten ihn. Freitag treffen S04 und B04 aufeinander.
Wer den langjährigen Schalke-Profi Klaus Täuber in seinem Haus in Dorsten besucht, muss zunächst einmal an Sam vorbei. Sam ist Labrador-Rüde, drei Jahre alt, strotzt vor Energie und passt auf Täubers Grundstück auf. „Er verteidigt hier er alles“, sagt Täuber. Kaum ausgesprochen, flitzt Sam auch schon los. Ein Lkw fährt am Garten vorbei und wird mit kräftigem Bellen verjagt. Sam ist zufrieden und legt sich nach Täubers Kommando „Platz“ brav auf den Küchenboden.
In seiner aktiven Laufbahn traf die Bezeichnung brav auf Klaus Täuber nicht zu. „Mich haben sie mal in einer Umfrage des Magazins Stern zum größten Klopper der Bundesliga gewählt, obwohl ich Stürmer war. Verteidiger wie Karlheinz Förster oder Guido Buchwald landeten auf den Plätzen hinter mir“, erinnert sich der 59-Jährige und gibt zu: „Gut, ein Gegenspieler hatte nach Duellen mit mir mal einen Nasenbeinbruch, ein anderer einen Jochbeinbruch. Damals hast du aber gerade als Angreifer viel auf die Socken bekommen. Es gab noch die Manndeckung. Da sind ein Jürgen Kohler oder ein Roland Dickgießer 90 Minuten hinter dir hergerannt.“
Klaus Täuber war ein Kämpfer, ein Malocher. Er spielte für Schalke, er spielte für Leverkusen. Am Freitag (20.30 Uhr) treffen seine Ex-Klubs aufeinander. Natürlich kommen da Erinnerungen hoch.
Auf Schalke bekam er den Spitznamen „der Boxer“. Weil er sich nichts gefallen ließ. Als ihm der junge Olaf Thon mal im Training in die Parade fuhr, war das Majestätsbeleidigung. „Ich stand in der Hackordnung weit oben. Da gehörte sich so etwas nicht“, bekräftigt Täuber. Thon bekam eine Watsch’n links und eine Watsch’n rechts. Danach hatte er begriffen. Später passte Täuber auf Thon auf, wenn Gegenspieler frech wurden: „Als erfahrener Mann habe ich Olaf wie ein Bodyguard geschützt.“
Nach vier Jahren, 125 Spielen und 58 Toren war 1987 Schluss auf Schalke. Die Königsblauen brauchten Geld. „Sie haben lieber mich als Thon verkauft. Leverkusens Trainer Erich Ribbeck rief an und holte mich zu Bayer. Ich habe mich damals für die 1,1 Millionen Mark Ablösesumme geschämt. Das war viel Geld“, sagt Täuber.
In Leverkusen erlebte der gebürtige Franke seinen Karriere-Höhepunkt. Im Uefa-Cup-Finale 1988 unterlag Täuber mit Bayer im Hinspiel bei Espanol Barcelona 0:3. „Im Rückspiel saß ich wegen eines leichten Muskelfaserrisses erst auf der Bank, kam dann nach der Pause und habe die Flanke zum zwischenzeitlichen 2:0 durch Falko Götz hereingeschlagen. Dann haben wir uns in einen Rausch gespielt, das dritte Tor erzielt. Die Entscheidung fiel im Elfmeterschießen“, erinnert sich Täuber.
Er legte sich den letzten Elfer auf den Punkt und traf zum Sieg. „In Leverkusen standen elf Häuptlinge auf dem Platz, da hat es zwischendurch mal richtig geknallt. Aber für den Uefa-Cup haben sich alle den Arsch aufgerissen“, sagt er.
Liebeserklärung an Königsblau
Täuber, der vier Wochen ohne Führerschein auskommen muss („Abstandsmessung im Süden“), sieht sich die Partie zwischen Schalke und Leverkusen am Freitag im Fernsehen an. Wem er die Daumen drückt, wird schnell klar.
„Ich habe vier Jahre als Profi auf Schalke gespielt, war sieben Jahre Trainer der U23. Diese Symbiose zwischen Fans und Klub ist einmalig. Die Kumpel-Mentalität hat mich fasziniert. Wenn ich als Spieler zwischen mehreren Klubs die Wahl hätte: Ich würde immer Schalke nehmen“, betont er.
Zur aktuellen Situationen sagt er: „Die Schalker brauchen dringend ein Erfolgserlebnis. Sie haben zuletzt zweimal verloren. Teams, die drei Pleiten in Folge kassieren, haben ein riesengroßes Problem. Das steckt man nicht so einfach weg. Deswegen ist das Duell mit Bayer richtungweisend.“