Gelsenkirchen. Die Königsblauen springen durch den 3:1-Sieg über den VfB Stuttgart auf einen Europapokal-Platz. Leerlauf der ersten Halbzeit folgt eine Leistungssteigerung. Geburtstagskind Naldo beschenkt sich selbst.
- Die Königsblauen springen durch den 3:1-Sieg über den VfB Stuttgart auf einen Europapokal-Platz
- Leerlauf der ersten Halbzeit folgt eine Leistungssteigerung
- Geburtstagskind Naldo beschenkt sich selbst
Sichtlich erschöpft begaben sich die Profis des FC Schalke 04 nach dem 3:1 (1:1)-Sieg im Bundesliga-Heimspiel über den VfB Stuttgart auf eine Ehrenrunde durch ihre Veltins-Arena. Kapitän Ralf Fährmann & Co. bekamen viel Beifall für eine gelungene zweite Halbzeit, in der die Weichen durch einen Doppelschlag auf Sieg gestellt wurden. Zur Pause sah die königsblaue Welt noch anders aus. Nicht wenige der 61098 Zuschauer machten ihrem Unmut durch Pfiffe Luft.
„In der ersten Halbzeit waren wir zu passiv“, sagte Stürmer Guido Burgstaller, der nach dem Seitenwechsel Starterlaubnis von Trainer Domenico Tedesco erhielt und sich auf seine Weise bedankte. 120 Sekunden nach seiner Hereinnahme hatte Burgstaller bereits mit einem schönen Lupfer über Stuttgarts Torwart Ron-Robert Zieler zum 3:1 getroffen. Zuvor gelang dem aufgerückten Naldo das 2:1 mit einer Mischung aus Kopf- und Schulterball. Auch der Arm war irgendwie noch an der Aktion beteiligt (47.). „Nach der Pause haben wir vieles besser gemacht“, befand Burgstaller, ohne jedoch zu euphorisch zu werden: „Wir wissen, dass wir noch viel arbeiten müssen.“
Kritik an Heidel
Das gilt auch für Sportvorstand Christian Heidel, der erstmals seit seinem Amtsantritt im Sommer 2016 Kritik für seine Transferpolitik erntete. Auf Transparanten („Vom Autohändler zum Identifikationsschänder“ - „70 Millionen ausgegeben und dabei 70 Prozent der Identität verloren“) schickten Schalkes Fans deutliche Botschaften an Heidel.
Zumindest der Spiel-Auftakt klappte bei den Schalkern reibungslos. Neuzugang Amine Harit wurde von Stuttgarts Orel Mangala am Fuß erwischt und bekam nach Video-Beweis einen Elfmeter. Mittelfeld-Antreiber Nabil Bentaleb übernahm die Verantwortung, hatte aber bei seinem Strafstoß Glück, dass der Ball von Ron-Robert Zielers Hand ins Tor abrallte (4.). Danach gab es viel Leerlauf, die Gastgeber machten sich das Leben durch unsaubere Abspiele und Stockfehler im Aufbau schwer. Max Meyer, der erstmals unter Tedesco in einem Bundesliga-Spiel in der Startelf stand, konnte nach vorne kaum Akzente setzen und blieb ebenso wie der zu lässig agierende Bentaleb weit unter seinen Möglichkeiten. „Wir haben in den ersten 15 Minuten gut angefangen, dann aber den Fehler gemacht, die Stuttgarter spielen zu lassen. Es war schwer für uns, weil der VfB spielerisch gut war und auch zu Chancen kam“, analysierte Schalkes gut aufgelegter Offensiv-Mann Amine Harit. Der VfB bestrafte die königsblauen Nachlässigkeiten mit dem 1:1 durch Chadrac Akolo, dessen Direktabnahme für Ralf Fährmann unhaltbar war (40.).
Taktik-Änderung geht nach hinten los
Tedesco hatte vor dem Ausgleichstreffer die Formation verändert und mehreren Spielern per Zettel-Botschaft seine neue Strategie übermittelt. Thilo Kehrer rückte vom rechten Mittelfeld in die Abwehrkette. Aus der Verteididungs-Linie wurde Benjamin Stambouli auf die Sechser-Position gezogen. Dass der Schuss vor dem Seitenwechsel nach hinten losging, passte dem Trainer verständlicherweise nicht in den Kram. Tedesco: „Der VfB hatte viel Ballbesitz. Wir haben versucht, es taktisch in den Griff zu kriegen.“
Das gelang den Schalkern im zweiten Abschnitt deutlich besser, wobei die zwei schnellen Treffer dem VfB den Zahn zogen. „Durch die beiden Gegentore haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht“, befand Zieler, „wir müssen uns die Szenen nochmal anschauen. Vielleicht zahlen wir momentan ein bisschen Lehrgeld.“ Stuttgarts Trainer Hannes Wolf sah „zu viele klare Fehler, die zu Gegentoren führten.“ Wolf: „Am Ende war es ein verdienter Sieg für Schalke.“ Die Königsblauen finden sich nach drei Spieltagen mit sechs Punkten auf Platz fünf wieder. Geburtstagskind Naldo, der am Sonntag 35 Jahre alt wurde und sich selbst mit einem Tor beschenkte, findet aber nicht die aktuelle Platzierung wichtig, sondern etwas anderes. „Wir haben auch auf dem Platz ein bisschen Spaß gehabt.“