Gelsenkirchen. . Weil Schalke den Europacup verpasste, wurde der Kader verkleinert. Dominico Tedesco soll den Klub nach vorne bringen. Der Bundesliga-Check.
Beim Trainingslager in Österreich bekam Schalkes neuer Trainer Domenico Tedesco von den Gastgebern eine Lederhose geschenkt. Aber ob Lederhosen auch in der kommenden Saison der Fußball-Bundesliga wirklich ein gutes Omen sind, muss sich erst noch erweisen.
Tedesco ist mit 31 Jahren der jüngste Cheftrainer, den Schalke jemals in der Bundesliga beschäftigt hat. Ein Mann mit einer eher schmächtigen Erscheinung, den man aber nicht unterschätzen sollte. Und dazu muss man nicht einmal allein den Fakt bemühen, dass er seine Prüfung zum Fußball-Lehrer als Jahrgangsbester mit der Note 1,0 abgeschlossen hat.
Das beste Beispiel für Führungsstärke lieferte der im italienischen Rossano geborene Deutsch-Italiener zum Ende der Vorbereitung, als er Schalkes Weltmeister Benedikt Höwedes nach sechs Jahren als Kapitän absetzte und Ralf Fährmann zum neuen Spielführer ernannte.
„Das war die alleinige Entscheidung des Trainers“, sagt Manager Christian Heidel.
Mit dieser mutigen Wahl hat Tedesco das Zeichen gesetzt, dass auf Schalke tatsächlich neue Zeiten anbrechen sollen. Es ist aber auch eine riskante Personalie, da Höwedes im Verein eine große Hausmacht hat und die Entscheidung des Trainers ausdrücklich nicht teilt. Beim 2:0-Sieg in der ersten DFB-Pokalrunde beim BFC Dynamo stand Höwedes wegen Trainingsrückstands nicht im Kader - das war aber, so Tedesco, vorher so abgesprochen.
Nur drei neue Feldspieler
Als Nachfolger des im Sommer nach nur einem Jahr wieder gefeuerten Markus Weinzierl hat Domenico Tedesco nur eine Möglichkeit, um Schalke zu verbessern: Er muss den Job anders machen als sein Vorgänger, denn die Qualität des Spielerkaders ist auf den ersten Blick nicht erhöht worden. Nachdem der Europapokal zum ersten Mal seit sieben Jahren verpasst wurde, kamen nur drei neue Feldspieler von fremden Vereinen: das französische Offensiv-Talent Amine Harit (acht Millionen Euro Ablöse/FC Nantes), Frankfurts Linksverteidiger Bastian Oczipka (fünf Millionen) und der in Deutschland kaum bekannte spanische Verteidiger Pablo Insua (drei Millionen/Deportivo La Coruna).
Angesichts dieser überschaubaren Liste gilt bei vielen sogar der aus der eigenen Jugend aufgerückte US-Amerikaner Weston McKennie als Hoffnungsträger.
Auch interessant
Prominenter besetzt ist die Liste der Abgänge: Es gingen elf Mann, darunter auch langjährige Führungsspieler wie Klaas-Jan Huntelaar (Ajax) und Eric Maxim Choupo-Moting (Stoke City). Sportlich schwer wiegt der Verlust von Kraftpaket Sead Kolasinac, der ablösefrei zum FC Arsenal wechselte und dort bereits Publikumsliebling ist.
Somit wird eigentlich recht schnell deutlich, dass die von Schalke angestrebte Rückkehr in den Europapokal nur gelingen kann, wenn Domenico Tedesco das Potenzial weckt, das sein Vorgänger brach liegen ließ: Es geht vor allem um eine Verbesserung im taktischen Bereich. Die Spieler können diese schon erkennen. „Fakt ist: Der Trainer hat einen klaren Plan. Und wenn wir unseren Plan auf dem Platz durchbringen, dann wird man das auch ergebnistechnisch sehen“, meint der neue Vize-Kapitän Leon Goretzka.
Heidel erkennt Parallelen zu Tuchel
Auf den rein körperlich schmalen Schultern von Domenico Tedesco ruht also die Hoffnung eines Vereins, der sich in den vergangenen Jahren Stück für Stück immer weiter von der Spitze entfernt hat. Manager Christian Heidel erkennt bei Tedescos Arbeitsweise sogar Parallelen zu einem Trainer, mit dem er einst zu seinen Zeiten in Mainz viel Glück hatte: „Thomas Tuchel war seinerzeit genauso.“
Prognose: Da sich die Qualität des Spielerkaders nicht verbessert hat, wäre Platz fünf oder sechs schon ein Erfolg.