Mittersill. Der neue Schalke-Trainer Domenico Tedesco nutzt fünf verschiedene Sprachen, um seinen Profis die taktischen Kniffe zu erklären.
Wäre Domenico Tedesco kein Fußball-Trainer, könnte er problemlos als redegewandter Dolmetscher arbeiten. Neben Deutsch und Italienisch beherrscht der 31-jährige Schalker Fußball-Lehrer auch Englisch fließend. Außerdem kann er sich in spanischer und französischer Sprache verständigen. Dem mit Spielern aus vielen Nationalitäten bestückten Kader der Königsblauen kommt die Sprachbegabung des neuen Trainers zugute.
In Spielersitzungen verwendet Tedesco nicht nur deutsche Sätze, sondern spricht zum Beispiel Verteidiger Pablo Insua und Coke auf Spanisch an. „Es ist manchmal nicht so einfach“, gesteht Domenico Tedesco, „ich habe auch Situationen erlebt, in denen ich den Algerier Nabil Bentaleb auf Spanisch und den Spanier Coke auf Französisch angesprochen habe. Aber die Jungs verzeihen es mir.“
Neue Erfahrung für die Jungen
Für die meisten Schalker Spieler ist die Tatsache, dass ihr Trainer nahezu problemlos zwischen Mutter- und Fremdsprache wechseln kann, eine neue Erfahrung. Talent Luke Hemmerich über Tedescos Redebegabung: „Mittlerweile verstehe ich seine Anweisungen auch schon in anderen Sprachen. Ich weiß immer, was er meint. Er bringt alles verständlich rüber, hält die Spielsituationen bei Analysen häufig an und verbessert uns.“
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Bei Breel Embolo ist das anders. Der Stürmer hat etwas Ähnliches schon bei seinem ehemaligen Klub, dem FC Basel, erlebt. „Ich hatte die Situation schon in Basel mit Paulo Sousa als Trainer, der in Sitzungen englisch, spanisch und französisch geredet hat. Es ist schön, man ist aktiv dabei. Ich empfinde es als spannend.“ Und Embolo schiebt nach: „Wenn Domenico Tedesco Begriffe in diversen Sprachen erklärt, speichert man diese Wörter dann ein. Bei Vereinen wie Schalke, wo auch viele internationale Profis spielen, helfen einem so kleine Dinge.“
Schalkes Sportvorstand Christian Heidel, der sowohl in China als auch in Österreich intensiv die Trainingseinheiten und Sitzungen verfolgte, zeigt sich begeistert. „Domenico redet auf Deutsch. Dann schaltet er mitten im Gespräch auf Französisch um, wenn er zum Beispiel Nabil Bentaleb einbezieht. Und wenn er zu Matija Nastasic kommt, geht es auf Englisch weiter. Das müsste man eigentlich mal filmen, wie viele Sprachen da binnen Sekunden gesprochen werden.“
Täglich ein Stück voran
Tedesco war schon zu Schulzeiten ein Freund von ausländischem Vokabular. „Es macht mir einfach Spaß, andere Sprachen zu sprechen. Mir ist es als Schüler relativ leicht gefallen, Wörter zu lernen. Es ist aber nicht geplant, jetzt noch eine neue Sprache dazu zu nehmen“, sagt der Familienvater mit einem Zwinkern.
Dafür soll die Mannschaft täglich ein Stück vorankommen und die taktischen Kniffe, die der einstige Musterschüler dem Team mit auf den Weg gibt, verinnerlichen. „Der Trainer hat einen klaren Plan und weiß genau, was er will. Das finde ich gut“, sagt Embolo. „Am Ende liegt es an uns Spielern, alles entsprechend umzusetzen, aber wenn man so viele Informationen bekommt, ist das hilfreich.“
Am Dienstagnachmittag hieß es für den Schalker Tross „Servus Österreich“. Die nächste Ansprache kommt bestimmt. Und zwar am 5. August ab 15 Uhr Ortszeit im Selhurst Park, wenn die Generalprobe beim Londoner Premier-League-Klub Crystal Palace steigt. Und in welcher Sprache? Wohl in mindestens fünf verschiedenen.