Mittersill. Breel Embolo ist wieder fit. Schalkes Hoffnungsträger redet im Exklusiv-Interview über Lerneffekte, junge Trainer und mögliche Strafdienste.
Breel Embolo ist beim FC Schalke 04 einer der Spaßvögel. „Ich finde es wichtig, Spaß an der Arbeit zu haben“, sagt der 20-Jährige. Nach seiner neunmonatigen Verletzungszeit gibt er sich im Interview mit dieser Zeitung locker, gelöst, zuversichtlich, tatendurstig – und muss mehrmals laut lachen. Unter anderem, als es um den neuen Strafenkatalog geht.
Herr Embolo, Sie haben nach Ihrem ersten Testspiel gegen Baku (1:0) im Internet gepostet: Neugeboren. Drückt das Ihre ganze Befreiung nach der langen Leidenszeit aus?
Breel Embolo: Ja. Ich war noch nie in meinem Leben verletzt. Ich hatte zu Baseler Zeiten vielleicht mal für ein, zwei Tage kleinere Wehwehchen. Als im vergangenen Herbst bei Schalke die Diagnose Sprunggelenksbruch kam, da habe ich das erst einmal auf die leichte Schulter genommen. So nach dem Motto: Bis jetzt ist mir noch nie etwas passiert. Also kann es nicht sein.
Hat Sie die lange Ausfallzeit in Ihrer Entwicklung weitergebracht?
Embolo: Definitiv. Man hört immer von verletzten Spielern, wenn sie zurückkommen, dass sie Dinge anders sehen und dass sie viel arbeiten müssen, um wieder dahin zu kommen, wo sie waren. Man kann sich das selbst nicht richtig vorstellen. Ich habe Seiten kennengelernt, die ich vorher nie kannte. Ich hatte noch nie so lange fußballfrei.
Wie eng war der Draht zu den Teamkollegen während der Verletzungszeit?
Embolo: Sehr eng. Die Jungs haben mich, auch als ich zwischendurch in der Schweiz war, angerufen und gesagt: Hey Breel, steig ins Flugzeug und komm vorbei! Das habe ich dann auch gemacht. Der Zusammenhalt hat mir auch sehr geholfen.
Ihr Knöchelbruch ist beim Auswärtsspiel in Augsburg passiert. Ist die Stadt nun ein rotes Tuch für Sie?
Embolo: Eigentlich nicht. Wahrscheinlich wird es ein bisschen speziell sein, wenn ich mit Schalke kurz vor dem Spiel in Augsburg stehe. Aber jetzt ist es ein Gegner wie alle anderen. So eine Verletzung kann passieren, es war unglücklich. Ich bleibe dabei, dass mich mein Gegner nicht verletzen wollte. Deswegen ist auch dieser Frust nicht da. Man kann das alles einfacher verarbeiten.
Fängt Schalke für Sie jetzt erst richtig an?
Embolo: Nein. Ich sehe mich als einen halben Neuzugang. Ich kenne die Jungs, die Arena, weiß langsam, wie der Verein tickt. Letzte Saison habe ich nur sieben Spiele gemacht. Jetzt haben wir mit Domenico Tedesco einen neuen Trainer, eine neue Philosophie. Als junger Spieler bringt mich das wieder weiter, ich lerne viel dazu.
Hatten Sie schon mal einen 31 Jahre alten Trainer?
Embolo: Ich hatte in Basel Murat Yakin – er hatte vorher noch mit vielen Spielern zusammengespielt, war aber etwas älter, als es Domenico Tedesco jetzt ist. Das hat gar keine Rolle gespielt, weil es ja nicht auf das Alter ankommt bei einem Trainer, sondern in erster Linie auf sein Fachwissen.
Was haben Sie vor in der neuen Saison?
Embolo: Mein Hauptziel ist es, gesund zu bleiben. Und mein zweites Ziel ist es, anzugreifen. Der zehnte Platz war nicht unser Anspruch. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir das Potenzial haben, von dem alle sprechen. Es liegt an uns.
Sie sind in Kamerun geboren und in der Schweiz aufgewachsen. Welche Eigenschaften haben Sie mitbekommen?
Embolo: Ich bin eher der lockere Typ, der die Dinge etwas gelassener, etwas positiver sieht. Aus der Schweiz habe ich die Mentalität, dass ich eben diese Ruhe besitze. Aus Kamerun habe ich ein bisschen das Wilde. Ich finde, das ist eine gute Mischung.
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Der Schalker Strafenkatalog sieht vor, dass Spieler bei disziplinarischen Verstößen zum Beispiel im Fan-Shop arbeiten müssen: Werden Sie in der neuen Saison hinter der Fan-Shop-Theke stehen?
Embolo: (lacht) Alles ist möglich. Ich bin wahrscheinlich sogar ein Kandidat, der da öfter hingehen wird.
Aus welchen Gründen?
Embolo: Nicht wegen Verspätungen. Aber wegen kleinerer Sachen wie Ballwegschießen oder Handyklingeln. Wenn die Aktion nicht zu lange dauert, wie bei einer Autogrammstunde zum Beispiel, ist es für mich kein Problem. Und da ich eine Ausbildung zum Kaufmann gemacht habe und mit Excel-Tabellen umgehen kann, wäre ich im Fan-Shop sogar gut aufgehoben.
Sie sind beim Trainingsauftakt mit voller Haarpracht erschienen, mittlerweile sind die Seiten deutlich gekürzt – würden Sie wie BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang nach Paris zum Friseur fliegen?
Embolo: Das muss jeder für sich entscheiden. Wenn sich Pierre-Emerick Aubameyang da wohlfühlt und dort den richtigen Frisör gefunden hat, dann verstehe ich das. Ich lasse mir entweder in Basel, wenn ich gerade dort bin, oder in Essen die Haare schneiden – da gehen viele unserer Jungs hin.