Shanghai. Ab Dienstag steigt Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes wieder voll ins Training ein. Vorher nahm er sich Zeit für ein ausführliches Interview.

  • Ab Dienstag steigt Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes wieder voll ins Training ein
  • Vorher nahm er sich Zeit für ein ausführliches Interview
  • Er sprach auch über Domenico Tedesco und Leon Goretzka

Am Dienstag startet Fußball-Bundesligist Schalke 04 in den Höhepunkt der Vorbereitung. Beim einwöchigen Trainingslager im österreichischen Mittersill soll Kapitän Benedikt Höwedes das volle Programm absolvieren. „Ich fühle mich vom Gesundheitszustand her nach meiner Leistenoperation gut“, sagt Höwedes im Interview mit FunkeSport und beschreibt, wie und warum ihn Trainer Domenico Tedesco begeistert hat.

Herr Höwedes, haben Sie das erste Saisonspiel gegen RB Leipzig im Blick oder wäre das als Comeback-Zeitpunkt zu früh?

Benedikt Höwedes: Auf jeden Fall habe ich den Auftakt im Blick. Aber letzten Endes entscheidet das die Fitness und der Trainer. Wir haben noch ein paar Wochen Zeit, bis es los geht – und die Zeit will ich bestmöglich nutzen, um dann wieder auf dem Platz zu stehen.

Domenico Tedesco ist nur zwei Jahre älter als Sie. Eine komische Konstellation?

Höwedes: Als ich von meiner Urlaubsreise aus Costa Rica zurückgekommen bin, habe ich mich mit Domenico Tedesco getroffen. Es herrschte von Anfang an nicht das Gefühl: Mein Gegenüber ist so alt wie ich oder man hat keinen Respekt. Ich finde, es kommt gar nicht aufs Alter an. Das ist irrelevant. Es kommt darauf an, wie man auftritt, wie man Fußball erklärt und ihn vermitteln möchte. Das hat Domenico Tedesco in einer sehr eindrucksvollen Weise getan. Wie er auf dem Platz steht, wie er Dinge anreißt, wie er Besprechungen hält und analysiert, wie er vor der Mannschaft spricht, ist ebenfalls sehr eindrucksvoll.

Hat Domenico Tedesco Sie mit seiner Art begeistert?

Höwedes: Ja, das hat er.

Kritiker merken an, dass der neue Schalker Trainer noch kein Bundesliga-Spiel als Trainer und keine Länderspiel-Karriere vorzuweisen hat.

Höwedes: Ich finde das überhaupt nicht negativ. Er ist ein unheimlich engagierter Trainer, der sich einen Namen erarbeiten möchte. Dementsprechend tritt er hier auf Schalke auf. Das kommt uns ja nur zugute. Wenn man ihm zuhört, merkt man: Da steckt unheimlich viel Sachverstand hinter. Ich glaube, dass die Konstellation auf Dauer erfolgversprechend ist.

Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes (r.) im Gespräch mit unserem Reporter Thomas Tartemann.
Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes (r.) im Gespräch mit unserem Reporter Thomas Tartemann.

Welchen Eindruck machen die Schalker Neuzugänge?

Höwedes: Ich habe sie leider noch nicht im Training erlebt, weil ich in China mein individuelles Programm absolviert habe. Die Eindrücke, die ich aus den Testspielen gewonnen habe, sind gut. Auch die jungen Spieler haben es gut gemacht.

Nachwuchsmann Weston McKennie hat besonders positive Akzente gesetzt.

Höwedes: Das ist ein Super-Spieler. Er agiert im defensiven Mittelfeld schon sehr clever für sein Alter, ist klar im Kopf. Ich hoffe, dass seine Entwicklung auch weiterhin so verläuft. Bei den Jungen bin ich immer ein bisschen vorsichtig. Ihnen muss man auch ein bisschen Zeit geben. Ich bin kein Freund davon, Leute zu früh zu hoch zu loben, so dass sie schon satt werden.

Was halten Sie von ebenfalls noch jungen Offensivmann Amine Harit, der als Neuzugang aus Nantes kam?

Höwedes: Bisher sind die Eindrücke vielversprechend. Amine ist ein schneller, technisch versierter Spieler und ein kreativer Kopf. Er kann uns mit seiner dynamischen Art hoffentlich weiterhelfen.

Wird es für Schalke noch schwieriger, unter die Top-Teams zu kommen, wenn Sie sich die Aktivitäten von Bayern München und Borussia Dortmund ansehen?

Auch interessant

Höwedes: Bayern und Dortmund sind Mannschaften, mit denen wir uns noch nicht messen sollten. Vielleicht muss man Leipzig noch ein bisschen ausklammern, aber dahinter ist das Rennen um die internationalen Plätze relativ offen. Da kämpfen viele Mannschaften, die es letztes Jahr nicht geschafft haben – darunter Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen. Es wird mit Sicherheit spannend. Viele Klubs haben sich entsprechend verstärkt. Es liegt letztlich an uns, ob wir wieder die Qualität auf den Platz bringen, um oben mitreinzurutschen.

Bayern hat seine Qualität noch einmal erhöht und James von Real Madrid ausgeliehen sowie Corentin Tolisso für 41,5 Millionen aus Lyon verpflichtet.

Höwedes: Alles, was die Bayern ausgeben, haben sie sich schwer erarbeitet. Ich würde mir natürlich wünschen, dass die Meisterschaft in der Bundesliga wieder mal etwas spannender verläuft. Alle sind so neidisch auf England, wo sechs, sieben Mannschaften spielen, die alle Meister werden können. Das wünscht man sich in Deutschland auch.

Wie wichtig ist die nächste Saison für Sie persönlich im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Russland?

Höwedes: Russland ist natürlich noch einmal ein Ziel für mich. Die WM würde vermutlich auch eines meiner letzten Turniere sein. Ich hoffe, dass ich fit bleibe, dass ich mit Schalke gut spiele und dann mit einer guten Nationalmannschaft in Russland antrete. Da noch einmal für Furore und für Spaß zu sorgen, das wäre natürlich grandios.

Ist es ein Traum für Sie, zusammen mit Teamkollege Leon Goretzka den großen Wurf in der Nationalelf zu feiern?

Höwedes: Leon ist einer meiner Lieblingsspieler, die wir bei Schalke haben. Ich mag ihn unheimlich. Mich freut es, dass er beim Confed-Cup so überzeugen und seine Qualität unter Beweis stellen konnte. Es wäre natürlich super, wenn wir beide zusammen zur Weltmeisterschaft reisen.

Auch interessant

Haben Sie die Hoffnung, dass er über die Saison auf Schalke bleibt?

Höwedes: Das hängt wahrscheinlich auch vom Saisonverlauf ab. Leon ist ein Spieler, der gerne den nächsten Schritt machen und auch wieder auf internationaler Bühne spielen möchte. Schön wäre es, wenn wir mit Schalke da wieder gemeinsam hin kommen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Leon weiter auf Schalke bleibt.

Sie selbst hatten mehrmals Angebote anderer Vereine, sind Schalke aber treu geblieben.

Höwedes: Das werte ich überhaupt nicht, wenn andere Spieler sich anders entscheiden. Ich freue mich dann trotzdem, wenn sie bei großen Klubs landen und dort glücklich sind. Da hat jeder andere Prioritäten.