Gelsenkirchen. . Amine Harit und Breel Embolo bilden ein erfolgversprechendes Offensiv-Duo. Doch während der Franzose sofort helfen soll, muss sich der Schweizer gedulden.

Dieser Antritt. Amine Harit passt, zieht dann an, erhält den Ball zurück, nimmt ihn im Tempo perfekt mit und lässt dabei zwei, drei Gegenspieler stehen. Die Leute am Spielfeldrand reagieren sofort: mit einem langgezogenen „Booooh“. So etwas haben sie hier vermisst, seit Leroy Sané nicht mehr da ist. Schalke 04 hat wieder einen technisch starken Tempofußballer – der 20-jährige Franzose Amine Harit hat am Dienstagmorgen beim ersten Training bei seinem neuen Klub auf Anhieb für Erstaunen gesorgt. Er ist ballsicher, wendig und so schnell, dass man versteht, warum er beim FC Nantes der meistgefoulte Spieler in der französischen Liga war.

Dosierte Arbeit für das Comeback

„Ich bin froh, dass wir den verpflichten konnten“, sagt Breel Embolo. Auch der Schweizer kennt das, ein Gejagter zu sein, auch er ist erst 20 Jahre jung und flink auf den Beinen. Gemeinsam mit Harit bildet er nun ein Duo der Hoffnung auf Schalke. Der Unterschied zwischen den beiden: Harit ist topfit, Embolo hingegen arbeitet gerade daran, wieder voll einsatzfähig zu werden. Dafür gibt ihm Schalke Zeit, der neue Trainer Domenico Tedesco will nichts riskieren. Schließlich hat Breel Embolo, der vor einem Jahr vom FC Basel kam, seit Oktober 2016 nicht mehr gespielt. In Augsburg wurde er damals so übel gefoult, dass er sich einen komplizierten Knöchel- und Wadenbeinbruch zuzog.

In der schweren Zeit danach hat Embolo erkannt, was Schalke ausmacht. Nie fühlte er sich allein gelassen, er schwärmt: „Die Mannschaft, die Verantwortlichen, die Therapeuten – da sind Verbindungen entstanden, die mir niemand mehr nehmen kann.“ Als er im Fe­bruar 20 wurde, lockte ihn seine Freundin in ein Lokal, in dem schon seine Mitspieler warteten – Überraschung gelungen. Und das für einen, der erst wenige Monate zum Team gehört hatte.

Tedesco sieht Embolo wie einen Neuzugang

Jetzt sagt sein Trainer, er sehe Embolo „wie einen Neuzugang“ an. Tedesco hat ihm nach Rücksprache mit den Medizinern dosierte Arbeit verordnet. Wenn im Trainingsspiel auch intensive Zweikämpfe gefordert werden, wird Embolo zum Lauftraining geschickt. Es soll bloß nichts überstürzt werden, der Mann wird schließlich noch gebraucht.

Embolo kann es aber kaum erwarten, zu hundert Prozent mitmischen zu dürfen. „Ich genieße es total, wieder mit der Mannschaft zu trainieren“, sagt er. „Und ich versuche, mich in jedem Training zu steigern. Ich habe keine Schmerzen mehr, das erleichtert vieles.“

Noch weiß keiner ganz genau, wann er wieder voll belastbar und in Top-Form sein wird. Er selbst hält es nicht für unmöglich, zum Bundesliga-Start wieder dabei zu sein – und dann sogar zum Anpfiff: „Jeder Spieler wünscht sich doch, in der Startelf zu stehen. Wir müssen alle so arbeiten, dass der Trainer 25 Möglichkeiten hat. Wir müssen ihm die Entscheidungen ganz schwer machen.“

Die Zuversicht ist groß

Der Stürmer verbirgt seinen Ehrgeiz nicht. Ob das Team diesmal die Europa League erreichen kann? „Klar, unser Potenzial ist ja noch größer geworden. Es liegt jetzt an uns, etwas daraus zu machen.“ Wie viele Tore er sich für die nächste Saison zutraut? „Zweistellig zu treffen, das muss schon mein Wunsch sein.“

Nach dem Ende des Trainings hält Ersatztorwart Alexander Nübel ein Ballnetz hin. Embolo schießt zwei Bälle hinein – aus gut 30 Metern Entfernung. Lachend geht er zu den Fans, die schon auf Autogramme und Selfies warten. Als alle anderen Spieler schon verschwunden sind, kritzeln zwei immer noch geduldig ihre Namenszüge: Breel Embolo und Amine Harit. „An den beiden“, prophezeit ein älterer Fan, „werden wir hier noch ganz viel Freude haben.“