Sotschi. Schalkes Leon Goretzka glänzt beim Confed-Cup. Aber bleibt er auch in Gelsenkirchen? Für Bundestrainer Joachim Löw wäre es kein Problem, wenn Goretzka nicht in der Champions League spielt.
- Schalkes Leon Goretzka glänzt beim Confed-Cup
- Aber bleibt er auch in Gelsenkirchen?
- Für Bundestrainer Joachim Löw wäre es kein Problem, wenn Goretzka nicht in der Champions League spielt
Das hatte niemand erwartet. Nicht DFB-Präsident Reinhard Grindel, der den Confed-Cup verteufelte und seine Abschaffung forderte. Nicht Bundestrainer Joachim Löw, der den WM-Testlauf vor wenigen Wochen noch kritisierte, weil er dafür sorge, dass die Spieler noch stärker belastet würden. Plötzlich ist die Mini-WM zu einem Wettbwerb geworden, der Fußball-Deutschland in seinen Bann zieht. Beim Endspiel in St. Petersburg (Sonntag, 20 Uhr) gegen Chile werden über zehn Millionen Zuschauer vor den Fernsehern sitzen, um die neuen, jungen deutschen Fußball-Künstler zu bestaunen.
Leon Goretzka ist zum Gesicht dieses erfrischenden Werks geworden. Der Schalker Mittelfeldspieler, der im Turnierverlauf bislang drei Treffer erzielte, kann sich im Finale die Torjägerkrone aufsetzen. Es wäre der Höhepunkt in seiner noch so jungen Karriere. Aber da ist diese verdammte Frage nach seiner Zukunft. Er schweigt, er will erst reden, „wenn Fakten da sind“. Das lässt die Spekulationen aufblühen.
Es gibt bislang keine Zusagen
Er sei sich bereits mit Bayern München einig geworden. Spätestens im Sommer 2018 werde der Alleskönner an der Säbener Straße aufschlagen, heißt es. Es sei bereits alles schriftlich fixiert. Bestätigt ist bislang nichts. Gerüchte eben. Nach Informationen dieser Zeitung gibt es bislang noch keine Zusagen. Weder schriftlich noch mündlich.
Belastbar ist dieses: Goretzkas Berliner Berater Jörg Neubauer war in München und traf sich mit den Bossen der Bayern. Das ist in der Branche durchaus üblich. Schließlich geht es in den Gesprächen darum, den Marktwert des Klienten auszuloten und seine Visitenkarte zu hinterlegen. Von einer Einigung allerdings kann überhaupt keine Rede sein.
Goretzka soll acht Millionen Euro verdienen
Belastbar ist auch, dass der Spieler mit seinem Berater nach der Rückkehr aus Russland mit den Schalke-Verantwortlichen über seine königsblaue Zukunft sprechen wird. Das Angebot, das ihm vorgelegt werden soll, lautet: Acht Millionen Euro Jahresgage und eine vorzeitige Verlängerung seines 2018 auslaufenden Vertrages.
Goretzka hat unterdessen mit vielen Menschen gesprochen. Er hat sich auch den Rat des Bundestrainer eingeholt. Im Interview mit dieser Zeitung verriet Joachim Löw, dass er sich mit Goretzka viele Gedanken gemacht habe. „Ich versuche auch herauszufinden, was das Gefühl dem Spieler sagt. Ich möchte wissen: Was bewegt ihn, was bedrückt ihn, über was macht er sich Gedanken? Dann sage ich ihm unter vier Augen meine Meinung. Entscheiden muss jeder für sich selbst“, erklärte Löw.
Einige Worte verraten Bundestrainer Löw
Natürlich konnte Löw nicht verraten, was am Ende des Gesprächs herauskam, was er ihm tatsächlich mit auf den Weg gab. Schließlich ist er zur Neutralität verpflichet. Aber seine folgenden Worte verrieten, dass der Bundestrainer Goretzka empfahl, nicht zu früh den Sprung zu einem Klub zu wagen, in dem der Schalker nur ein Star unter vielen Stars sein wird. Löw sagte im Interview: „Leon braucht Vertrauen. Gerade junge Spieler brauchen ganz viel Vertrauen. Wenn ein Spieler ein, zwei Jahre mal nicht in der Champions-League oder Euro-League spielt, ist das für mich überhaupt kein Problem. Weil das auch den Vorteil hätte, die Woche über in aller Ruhe zu trainieren und in der Persönlichkeit zu reifen.“
Goretzka, das darf man belastbar vermuten, wird wohl mindestens noch ein Jahr auf Schalke bleiben, weil er sich dort zuhause fühlt, weil er weiter reifen kann, weil er sich ohne internationale Spiele in Ruhe auf die WM in Russland im kommenden Sommer vorbereiten kann.
DFB-Manager Oliver Bierhoff hat es so ausgedrückt: „Ob Leon jetzt oder nächstes Jahr geht, wird am Ende seiner Karriere nicht so viel ändern.“