Sotschi. Bleibt Leon Goretzka auf Schalke? Oder wechselt der Nationalspieler zum FC Bayern München? Bundestrainer Joachim Löw ist in der Frage gespalten.

Wer kennt das nicht? Plötzlich flattert ein Angebot eines anderen Arbeitgebers ins Haus. Lukrativ und mit gewaltigen Aufstiegsmöglichkeiten. Man klopft an der Tür des Chefs, teilt ihm mit, dass man darüber nachdenke, die Firma zu verlassen. Plötzlich kämpft die Firma, bessert im Gehalt nach, bietet neue, bislang ungeahnte Perspektiven. Und nun? Man quält sich, schläft schlecht, weil man sich ständig Fragen stellt. Ist es vielleicht zu früh für einen Wechsel? Soll ich tatsächlich den Absprung wagen?

Man fragt die Familie, Freunde. Aber am Ende ist man allein und muss eine Entscheidung treffen.

Genau in dieser verzwickten Situation steckt Leon Goretzka. Der 22-jährige Schalker hat ein Angebot von Bayern München vorliegen. Eine Entscheidung über seine Zukunft ist nach seinen eigenen Worten noch nicht gefallen. „Wenn Fakten da sind, werde ich es mitteilen“, sagte er am Samstag in Sotschi.

Er ist hin- und hergerissen. Auf Schalke ist er wer. Ein Führungsspieler, unumstritten. Er könnte eine „Legende“ werden, sagt Ex-Trainer Peter Neururer. Aber die Bayern ködern. Ein Weltklub mit dem Anspruch die Champions-League zu gewinnen.

Verdammt! Was nun?

Goretzka hat Löw um eine Gespräch gebeten

Vor dem Confed-Cup, verriet Joachim Löw am Samstag, habe Goretzka um ein Gespräch gebeten. „Wir sind einige Szenarien durchgegangen“, sagte der Bundestrainer, „ich habe ihm einige Ideen mit auf dem Weg gegeben. Ich verrate natürlich nicht, was genau ich ihm gesagt habe. Schließlich war es ein Vieraugen-Gespräch.“ Bei WDR 2 ergänzte Löw: "Ich habe mit ihm zwei-, dreimal über die Zukunft gesprochen und bin in der Frage gespalten. Bleibt er auf Schalke, bekommt er genug Spielpraxis."

Nun stellt man sich die Frage: Was darf ein Bundestrainer einem Spieler raten? Wie weit kann er mit seiner Empfehlung gehen?

Darf er sagen: „Leon, geh zu den Bayern. Dort spielst du Champions-League. Das erhöht deine Chancen auf einen Platz in der Nationalmannschaft.“

Das wäre nicht Löw. Für den Bundestrainer gibt es andere Parameter. Entscheidend für ihn ist, dass Goretzka bei einem Klub spiele, in dem er sich weiterentwickeln kann. Natürlich sei es von Vorteil, wenn man sich als Spieler in der Champions-League zeigen können. Aber: Das ist für den 57-Jährigen keine Bedingung.

Die Fakten liegen auf dem Tisch

Entscheidend werden nun die Gespräche sein, die Goretzkas Berliner Berater Jörg Neubauer nach dem Confed-Cup mit Schalkes Manager Christian Heidel führen wird. Die Fakten liegen auf dem Tisch. Schalke will den 2018 auslaufenden Vertrag mit dem Mittelfeldspieler vorzeitig verlängern. Dafür bietet Königsblau Goretzka offensichtlich rund acht Millionen Euro Gehalt. Heidel will um den Ex-Bochumer das neue Schalke aufbauen, das in der kommenden Saison wieder im Geschäft um einen Platz im internationalen Geschäft mitspielen soll. Einiges wird auch davon abhängen, ob Schalkes neuer Trainer Domenico Tedesco Goretzka von seinen Qualitäten als Trainer überzeugen kann.

Löw glaubt, dass Goretzka die richtige Entscheidung treffen wird. „Er ist intelligent genug, den richtigen Weg einzuschlagen. Er hat eine sehr gute Persönlichkeit. Man spürt, dass er klare Gedanken hat wie seine Zukunft aussehen soll.“