Gelsenkirchen. . Der FC Schalke hat sich von Trainer Markus Weinzierl getrennt. Als Nachfolger steht der erst 31-jährige Domenico Tedesco fest. Das macht ihn aus.

  • Der FC Schalke hat sich von Trainer Markus Weinzierl getrennt
  • Als Nachfolger steht der erst 31-jährige Domenico Tedesco fest
  • Das macht ihn aus

In der Fußball-Bundesliga ist Domenico Tedesco noch unbekannt. Das wird sich bald ändern. Der FC Schalke 04 hat den 31 Jahre alten Deutsch-Italiener als Nachfolger des beurlaubten Markus Weinzierl verpflichtet und mit einem Zwei-Jahres-Vertrag ausgestattet. Sein letzter Verein Erzgebirge Aue erhält eine Ablösesumme, die sich im sechsstelligen Bereich einpendelt.

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„Domenico Tedesco verfügt zwar noch nicht über viel Erfahrung im Profibereich, aber er hat uns in den Gesprächen überzeugt, wie er die sportliche Zukunft bei Schalke 04 mitgestalten will“, sagt Sportvorstand Christian Heidel und ergänzt: „Wie viele andere Vereine setzen wir auf einen ebenso besonders jungen wie auch besonders innovativen Trainer.“

Was macht Domenico Tedesco so besonders? Den Zweitliga-Abstiegskandidaten Aue übernahm er Anfang März, er änderte sofort die Ausrichtung: weg von der biederen Kampf-Mannschaft, hin zum aktiven, frechen, offensiven Team. In elf Pflichtspielen unter Tedesco holte Aue sechs Siege und zwei Remis, kassierte nur drei Niederlagen. Mit dieser Zwischenbilanz spielen Mannschaften für gewöhnlich in der Spitzengruppe mit.

Tedesco ist ein akribischer Arbeiter

Vor allem der Spielstil der Auer unter Tedesco beeindruckte Experten und Personal gleichermaßen. „Wir haben immer nach vorne gespielt“, erklärt Dimitrij Nazarov, mit neun Toren Aues zweitbester Torjäger, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Der Trainer zieht seinen Plan brutal durch – egal, gegen wen es geht. Wir haben auch gegen Hannover und in Stuttgart von der ersten Sekunde an offensiv agiert. Das hat natürlich viele Gegner überrascht. Es macht einfach jedem Fußballer Spaß, unter ihm zu spielen.“

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Tedesco gilt als fußballverrückt – im positiven Sinne. Seine Frau Carmela findet das nicht immer so toll. In einem Interview in der Stadionzeitung der TSG Hoffenheim, wo Tedesco im letzten Jahr noch als U19-Trainer gearbeitet hatte, meinte sie: „Bei uns ist der Bildschirm immer grün. Vom Rasen des Fußballplatzes.“

Ihr Gatte wird von Wegbegleitern als akribischer Arbeiter beschrieben, der Tag und Nacht an der besten Taktik für seine Mannschaft feilt. Seinen Spielern bringt er positive Erkenntnisse und aufzuarbeitende Defizite per Video-Analyse näher. Dreimal pro Woche müssen sich ab Juli auch Schalkes Profis auf bewegte Bilder mit sachlicher Trainerkritik einstellen.

Jahrgangsbester beim Fußballlehrer-Lehrgang

Über die Gegner ist Tedesco bestens informiert. „Manche Infos haben mich sogar überrascht, und ich bin auch schon ein bisschen im Geschäft. So detailliert ist das alles“, sagt Aues Nazarov. Und auch die menschliche Komponente kommt bei Tedesco nicht zur kurz: „Er erläutert jedem Spieler, der nicht zum 18er-Kader gehört, woran es aktuell liegt. Menschlich ist er einfach top. Man kann Tag und Nacht zu ihm kommen und mit ihm sprechen. Er hat immer ein offenes Ohr. Das schätzen viele Spieler an ihm.“

Passt Tedesco ins Ruhrgebiet? Der Deutsch-Italiener, der genau wie die Päpste Johannes VII. und Johannes XVI. in Rossano am Ionischen Meer geboren wurde, weiß, wie Maloche geht. Früher arbeitete er als Paketpacker bei einer lokalen Zeitung in Baden-Württemberg und drei Jahre lang bei einem Zulieferer für Automobil-Teile. Er hat zudem ein Bachelor- und Masterstudium absolviert. Den Abschluss machte er in Innovationsmanagement. Den Lehrgang zum Fußballlehrer schloss er von 24 Teilnehmern als Jahrgangsbester ab. Notenschnitt: 1,0.

Als er in Aue vorgestellt wurde, überraschte der eher unbekannte Tedesco mit regionaler Allgemeinbildung. „Glückauf“ , sagte er zu den Medienvertretern. Aue ist ein Bergarbeiter-Klub. Tedesco hatte sich intensiv eingelesen. Die Grußformel muss er nicht abändern. Ein herzliches „Glückauf“ funktioniert auch auf Schalke bestens.