Ingolstadt. Nur Zehnter: Schalkes Sportdirektor Christian Heidel geht diese Woche in Klausur. Trainer Markus Weinzierl soll eine zweite Chance bekommen.
Ein kurzer Blick, ein schnelles Hochrechnen, ein bitteres Fazit. „Ich sehe in der Tabelle, dass uns sechs Punkte fehlen zu dem, wo wir hinwollten“, grummelte Schalkes Trainer Markus Weinzierl nach dem 1:1 (1:1) beim FC Ingolstadt. Weinzierl ist mit seiner ersten Spielzeit auf Schalke nicht zufrieden. Die Verantwortlichen sind es ebenso wenig. Und die Fans sind es erst recht nicht.
Ein Teil der rund 2000 mitgereisten Anhänger entrollte in Ingolstadt ein Transparent. Die ironische Botschaft: „Wir danken der Mannschaft, dass sie uns auch in dieser Saison so zahlreich hinterher gereist ist.“ Anders gesagt: Danke für nichts. Weinzierl weiß auch ohne die Botschaft aus der Kurve, dass es so künftig nicht weitergehen kann.
Reichlich Fragen
„Wir brauchen mehr Punkte. Wir müssen besser spielen“, sagt der 42-Jährige. „Wir müssen vieles verbessern.“ Weinzierl sieht einen Grund für das deutliche Verfehlen gesteckter Ziele nicht nur im riesigen Verletzungspech und dem Fehlstart mit fünf Niederlagen, sondern sieht den Ansatz auch darin, „weil wir nicht mit den letzten Prozenten an dem Großen gearbeitet haben“.
Auch interessant
Im Wochenverlauf gehen Sportvorstand Christian Heidel und Weinzierl in Klausur. Der Zettel des Sportdirektors umfasst reichlich Notizen. Das Zusammentreffen ist aus seiner Sicht „ergebnisoffen“. Heidel: „Wir werden bis ins kleinste Detail besprechen, warum es in der Saison auswärts nicht geklappt hat und warum wir nicht besser Fußball spielen.“
Der Schalker Sportchef hat wie Weinzierl gerechnet. Sein Fazit: „Ich glaube, dass es durchaus möglich gewesen wäre, Platz fünf zu erreichen.“ Dass es am Ende nur ein magerer zehnter Rang wurde, ist für die sportliche Leitung kein positives Zwischenzeugnis. Der Druck, in der Saison 2017/2018 wieder zu den Top-Sechs der Bundesliga zu zählen, ist enorm.
Königsblau kämpft um Goretzka
Heidel weiß das. „Es muss geliefert werden. Dazu stehe ich.“ Die große Analyse, in der es auch um Spieler-Perspektiven und Kader-Erneuerungen gehen wird, soll auf den richtigen Weg führen. Heidel: „Wir brauchen Lösungen. Und dann gehen wir die neue Saison an.“ Diese wird, trotz aller auch intern kursierender Kritik, wohl mit Markus Weinzierl beginnen. Bestrebungen, auf der wichtigen Position des Trainers etwas zu ändern, hat zumindest Heidel eher nicht. „Es ist schwer vorstellbar, den Trainer zu wechseln“, sagt er. Nur in dem Fall, dass bei der Betrachtung der gerade beendeten Saison völlig verschiedene Sichtweisen von Sportvorstand und Fußball-Lehrer aufeinanderprallen würden, könnte sich diese Aussage überholen.
Auch interessant
Die Neuausrichtung des Kaders bleibt die größte Baustelle von Christian Heidel. Mit Klaas-Jan Huntelaar (Tendenz Richtung Ajax Amsterdam) und Sead Kolasinac, den es zum FC Arsenal zieht, verlieren die Königsblauen wichtige Spieler, die auch etwas für das Team-Innenleben getan haben. Bei Leon Goretzka besteht die Gefahr, dass Bayern München ernst machen und den Mittelfeldspieler im Sommer wegkaufen könnte. Heidel trotzig: „Ich gehe fest davon aus, dass Leon nächste Saison bei Schalke spielt. Selbst wenn ein Verein Summe X bietet, ist ein Wechsel schwer vorstellbar. Mit Leon würde das Herz gehen. Es gibt kein Interesse von Schalke 04, dass wir uns sportlich schwächen wollen.“