Gelsenkirchen. Klaas-Jan Huntelaar hat sich über seine Schalke-Situation öffentlich beklagt und seinen Abschied angekündigt. Das ist menschlich verständlich, professionell ist es nicht. Ein Kommentar.

  • Klaas-Jan Huntelaar hat sich über seine Schalke-Situation öffentlich beklagt und seinen Abschied angekündigt
  • Das ist menschlich verständlich, professionell ist es nicht
  • Ein Kommentar

Was Klaas-Jan Huntelaar gegenüber der holländischen Tageszeitung „Telegraaf“ an Motzereien gegen Schalke 04 äußert, mag menschlich verständlich sein. Professionell sind seine Aussagen nicht. Angesprochen auf sein Reservisten-Dasein seit seiner Genesung sagte der einstige Torjäger in den Niederlanden einen Satz, der wirkt, als wolle er einen Fehdehandschuh werfen: „Fragen Sie den Trainer. Es hat keinen Sinn für mich, darauf im Detail einzugehen.“

Und dann geht er doch auf Details ein: „Jetzt bin ich seit zwei Monaten wieder zurück. Bei einer Handvoll Spielen wurde ich für fünf Minuten eingewechselt, einmal eine halbe Stunde“, lässt er sich beispielsweise zitieren. Seine Conclusio: „Es muss sich schon etwas ändern, ja. Aber ich kämpfe lieber, als mich in die Mannschaft zu schleimen.“ Ach, heißt das im Umkehrschluss: Andere schleimen beim Trainer? Sein Verdacht steht plötzlich ungeklärt im Raum.

Huntelaar ist frustriert

Man muss da gar nichts hineininterpretieren, um zu dem Schluss zu gelangen: Huntelaar ist frustriert. Frustriert sind auch die Schalker. Huntelaars Spielweise passt nicht dazu, wie Trainer Markus Weinzierl seine Mannschaft aufstellt. Räume abdichten, Abwehrspieler anlaufen, Überzahl aufbauen: So soll Schalkes Sturm modernen Fußball gestalten. Huntelaars Sturmrivale Guido Burgstaller hat’s begriffen: Sein halbes Dutzend Tore ist der Beleg, dass der richtige Mann im Angriff spielt.

In der Krise behielten alle Funktionäre und Spieler die Nerven. Diese Woche geht’s in der Europa League gegen Ajax Amsterdam um ein erfolgreiches wie versöhnliches Saisonfinale.

Warum motzt der Hunter also jetzt? Wenn es Frust ist, klingt es egoistisch. Ist es Politik, dann albern. Möchte er weg, braucht er dazu keine Öffentlichkeit. Jeder sieht, dass seine Zeit auf Schalke endet. Eher kommt es nun darauf an, wie ihn Schalke in Erinnerung behält. Als einen, der großartige Jahre auf Schalke gestaltet hat? Oder als Nörgler, wie man ihn allzu oft in der Bundesliga findet? So oder so, Trainerkritik ist das falsche Mittel.

Schalke wird ihm ein Denkmal setzen

Klaas-Jan Huntelaar ist der erfolgreichste Torschütze auf Schalke nach Klaus Fischer. Als Vereinslegende sollte er am Saisonende gehen. 81 Bundesliga-Tore hat er in den 171 Bundesliga-Spielen für Schalke geschossen. 30 Treffer im Europapokal. Das sind wunderbare Zahlen, die in den Geschichts- und Statistikbüchern verewigt sind. Ein würdeloser Abgang würde überhaupt nicht dazu passen. Denn Schalke wird ihm ein Denkmal setzen.

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