Gelsenkirchen. Maske, Maskottchen, Handspiel: Beim 1:1 zwischen Schalke und dem BVB gab es viele Aufreger. Nun ermittelt auch noch der DFB-Kontrollausschuss.
- Beim 1:1 zwischen Schalke und dem BVB gab es viele Aufreger
- Besonders viel Wirbel gab es um Aubameyangs Masken-Jubel und das protestierende Schalke-Maskottchen
- Nun ermittelt auch noch der DFB-Kontrollausschuss
Am Morgen danach stiegen die Dortmunder Borussen aufs Rad. Sie strampelten sich die Anstrengungen des Revierderbys aus den Gelenken, sie lockerten die Muskeln und die Laune. Schon am Dienstag werden sie wieder gefordert sein, dann kommt der Hamburger SV nach Dortmund. Dann wird sich der BVB ähnliche Nachlässigkeiten wie auf Schalke nicht erlauben können.
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Fußballerisch präsentierte sich die Borussia stärker, doch am Ende stand es 1:1 – und die Königsblauen hätten sogar noch gewinnen können. „Ein Unentschieden auf Schalke ist kein Beinbruch für uns“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Sonntag im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich habe ja gesehen, dass die Schalker Fans die Mannschaft gefeiert haben, als hätte sie gerade einen Titel geholt. Also kann man das einschätzen, wie das Unentschieden auf Schalke eingeordnet wird.“ Schalkes Sportvorstand Christian Heidel reagierte prompt: „Er macht sich Gedanken über Schalke 04, um von den Problemen in Dortmund abzulenken. Der BVB ist genauso weit von seinen Zielen entfernt wie Schalke. Die Dortmunder wollten die Spitze herausfordern und liegen 18 Punkte hinter Bayern.“
Schalkes Kehrer gleicht Aubameyangs Tor aus
Auf Schalke hatte Pierre-Emerick Aubameyang ein mögliches 2:0 verschenkt, weil er auf eine Großchance weniger Konzentration verwendete als auf den Maskenjubel nach seinem 1:0. Die zweite Derby-Hälfte war temporeich, packend, aufregend – doch das Spiel lieferte nicht nur Anlässe für anhaltende Diskussionen, sondern es fasste auch die Probleme beider Teams in dieser Saison zusammen: Die Dortmunder sind bei aller spielerischen Qualität nicht konsequent genug, und die Schalker kämpfen zwar ordentlich, wirken aber ideenarm und limitiert. Am Dienstag geht ihr quälender Ritt durch eine Auf-und-ab-Saison in Bremen weiter, die Tabelle lässt noch alle Möglichkeiten zu. Die Europa League ist wieder in Reichweite, doch schon zwei Niederlagen könnten auch wieder in die andere Richtung führen.
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Als Trainer muss man das Positive mitnehmen, vor allem, wenn so wenig Zeit bleibt bis zum nächsten Spiel. Also betonte Markus Weinzierl, dass seine Mannschaft „Moral gezeigt“ habe und auf ihren durch Thilo Kehrers Ausgleichstor belohnten Kampf „stolz sein“ könne.
Bartras Hand in der Nachspielzeit
In der Tat konnten die Borussen froh darüber sein, dass ihnen noch ein Punkt blieb, das sah sogar Trainer Thomas Tuchel so: „Wir hatten Glück, weil der Schiedsrichter das Handspiel nicht pfeift – was er nicht muss, aber kann.“ Die turbulenteste Szene hatte sich das Derby für die Nachspielzeit aufbewahrt: Es lief die 93. Minute, als der Ball im Strafraum BVB-Profi Marc Bartra vom Fuß an die ausgestreckte Hand sprang. Klares Handspiel wegen der Vergrößerung der Körperfläche? Oder doch unabsichtlich wegen des kurzen Weges des Balles vom Fuß bis zur Hand? Schiedsrichter Felix Zwayer ließ weiterspielen.
„Ich habe noch keinen getroffen, der gesagt hat: Das war nichts“, sagte Christian Heidel. „Ich glaube, wenn es einen Video-Schiedsrichter gegeben hätte, hätte es Elfmeter gegeben.“ Trainer Weinzierl, der sich so sehr aufgeregt hatte, dass er von Zwayer aus dem Innenraum geschickt wurde, vermied nach der Partie eine Schiedsrichter-Schelte: „Mir hat Dieter Hecking vor zwei Wochen imponiert, als er nichts über unseren Handelfmeter gesagt hat, also halte ich es jetzt auch so. Ich habe aber eine klare Meinung.“ Hintergrund: Im Europa-League-Spiel in Mönchengladbach war Schalke ein strittiger Elfmeter nach einem vermeintlichen Handspiel von Mo Dahoud gewährt worden.
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Während sich Weinzierl also zurückhielt, um kein weiteres Öl ins lodernde Feuer der Emotionen zu gießen, ließen sich die Folgeszenen nach dem verweigerten Elfmeterpfiff nicht herunterspielen. Schalkes Maskottchen Erwin, eine zwei Meter große Plüschfigur, hatte eine Rote Karte aufgehoben, die aufs Spielfeld geworfen worden war. Die hielt er Schiedsrichter Zwayer vor die Nase, der das „nicht so lustig“ fand. Beim TV-Sender Sky schimpfte der frühere Schiedsrichter Peter Gagelmann: „Es kann nicht sein, dass ein Maskottchen den Schiedsrichter im Stadion vorführt.“
Schalkes Maskottchen-Darsteller Holger Becker: „Es sollte ein Spaß sein“
Holger Becker, der Mann in dem Kostüm, klärte auf, er habe gedacht, Zwayer hätte die Karte verloren, und versicherte dann: „Es war nicht böse gemeint, es sollte ein Spaß sein. Ich habe mich entschuldigt.“
Sportchef Christian Heidel meinte ebenfalls, Fußball habe doch auch „ein bisschen mit Spaß zu tun“. Zwayer aber notierte den Vorfall – und tatsächlich will sich nun der DFB-Kontrollausschuss zum Wochenbeginn damit befassen. Heidel kündigte schon mal eine Show an: „Hoffentlich wird Erwin vorgeladen. Dann gehen wir in die mündliche Verhandlung – und dann erscheint er im Kostüm vor Gericht.“