Gelsenkirchen. Schalkes Neuzugang Daniel Caligiuri freut sich auf sein erstes Derby. Er hat vorher SMS-Kontakt zu BVB-Kumpel André Schürrle. Das Interview.
- Schalkes Neuzugang Daniel Caligiuri freut sich auf sein erstes Derby
- Er hat vorher SMS-Kontakt zu BVB-Kumpel André Schürrle
- Das Interview
Das Nomadenleben ist für Daniel Caligiuri vorbei. Nach den ersten Wochen, die er zwischen Hotel und Trainingsplatz verbrachte, hat der Schalker Offensivspieler mit Freundin Eleonora eine Wohnung in der Nähe von Düsseldorf gefunden. „Es ist schon besser, wenn man seine eigenen vier Wände hat“, sagt Caligiuri und blickt voller Vorfreude auf die nächsten Monate. Nicht nur sportlich, sondern auch privat hat der 29-Jährige bis Juni viel vor.
Herr Caligiuri, wie oft sind Sie schon auf das Derby gegen Borussia Dortmund angesprochen worden?
Daniel Caligiuri: Ich habe selbst mal nachgefragt, wie es hier so abgeht, wenn Schalke gegen den BVB spielt. Es ist eines der größten Derbys in Europa. Ich hatte schon ein paar spannende Nachbarschafts-Duelle, aber noch nicht so eines.
Wie ist Ihre Derby-Bilanz mit Wolfsburg?
Daniel Caligiuri: Wir haben ein paar Duelle gegen Hannover gewonnen, aber es gab auch mal eine ganz bittere Niederlage gegen Eintracht Braunschweig. Im Herbst 2013 haben wir zuhause 0:2 verloren. Mein Bruder Marco spielte damals in Braunschweig. Er hat mich danach natürlich aufgezogen. Es fühlt sich nicht so schön an, wenn man so ein Derby verliert. Ich hoffe, dass das nächste Derby jetzt für Schalke entschieden wird.
Haben Eigengewächse wie Ralf Fährmann, der sich keinen anderen Klub als Schalke vorstellen kann, Sead Kolasinac oder Benedikt Höwedes auf die Wichtigkeit des Dortmund-Spiels hingewiesen?
Daniel Caligiuri: Nein, das weiß ich auch so, was ein Derby bedeutet. Für die Fans ist es ein sehr, sehr wichtiges Spiel. Das Spiel des Jahres. Ich bin da selbst top vorbereitet und brauche da keine Tipps.
Spüren Sie bereits Derby-Kribbeln?
Daniel Caligiuri: Für mich ist es am nächsten Samstag das erste Mal. Ich freue mich riesig auf mein erstes Derby mit Schalke. In der Länderspielpause haben wir versucht, uns mit den Spielern, die hier geblieben sind, schon gut vorzubereiten. Wenn wir wieder komplett sind, geht die Konzentration dann voll auf das Dortmund-Spiel.
Wer in solchen Begegnungen entscheidende Tore macht, kann sich unsterblich machen…
Daniel Caligiuri: Das stimmt. Aber in erster Linie geht es darum, das Spiel gut zu bestreiten. Wer da letztlich für uns trifft, ist zweitrangig.
Freuen Sie sich mehr auf die Derby-Erfahrung an sich oder auf BVB-Stürmer André Schürrle, mit dem Sie in Wolfsburg DFB-Pokalsieger wurden?
Daniel Caligiuri: André ist ein sehr guter Kollege von mir. Wir haben uns immer sehr gut verstanden in Wolfsburg. Aber auf dem Platz sind wir für 90 Minuten nur Rivalen. Jeder will für sein Team, für seinen Verein das Bestmögliche erreichen.
Gibt es Kontakt zu André Schürrle oder ist der Draht vor dem direkten Duell erkaltet?
Daniel Caligiuri: Ein paar Tage vor dem Derby gibt es schon die eine oder andere SMS zwischen uns.
Sie sind Deutsch-Italiener. Wenn Ihnen auf dem Platz etwas misslingt, fluchen Sie dann auf italienisch oder auf deutsch?
Daniel Caligiuri: Das ist sehr, sehr unterschiedlich. Ich sage das, was mir gerade auf den Lippen liegt. Das kann etwas Italienisches sein, es können aber auch deutsche Wörter sein. Manchmal fluche ich auch in einer ganz anderen Sprache. Englisch oder Spanisch zum Beispiel.
Was die Vokabeln angeht, sind Sie sehr flexibel. Wie sieht es bei der Mentalität aus. Geht die Tendenz zu heißblütig-italienisch oder eher zu diszipliniert-deutsch?
Daniel Caligiuri: Ich würde mich als sehr emotional beschreiben. Auf dem Spielfeld wäre also eher italienische Emotionalität passend. Aber das Deutsche steckt natürlich auch in mir. Eigentlich eine gute Mischung.
Was war bisher Ihr emotionalster Moment auf Schalke?
Daniel Caligiuri: Es gibt nach den ersten Wochen schon schöne Erinnerungen. Vor allem das Weiterkommen im Europa-League-Achtelfinale bei Borussia Mönchengladbach war prägend. Auch mein erstes Tor für Schalke beim 3:0-Sieg gegen Augsburg bleibt in Erinnerung. Dazu gab es auch Super-Spiele, wie zum Beispiel unser 1:1 bei Bayern München.
Fühlen Sie sich gut aufgenommen und gut angekommen?
Daniel Caligiuri: Ich fühle mich so, als ob ich schon ein, zwei Jahre auf Schalke dabei bin. Die Jungs sind alle sehr, sehr cool drauf. Jeder Einzelne hat sehr viel Qualität. Jetzt kann ich mich erstmal richtig einleben. Meine Freundin und ich haben endlich ein eigenes Zuhause in der Nähe von Düsseldorf gefunden. Man möchte sein eigenes Bett, weil man sich da am wohlsten fühlt. Das ist dann etwas ganz anderes, als im Hotel zu leben. Ich bin glücklich, dass jetzt alles geklappt hat.
Stimmt es, dass Sie stolzer Besitzer eines Schlagzeugs sind?
Daniel Caligiuri: Ja, aber ich habe schon länger nicht darauf gespielt, weil ich eigentlich nie wirklich dazu kam. Es steht immer noch bei mir zuhause. Ich muss mir erst überlegen, ob ich damit wieder anfange oder es vielleicht verschenke. Wenn es dann so sein sollte, suche ich mir auf jeden Fall wieder ein neues Hobby zum Ausgleich.
Würden Sie auf dem Schlagzeug die Schalke-Hymne hinkriegen?
Daniel Caligiuri: Nein, das ist gar nicht so einfach. Ich kann den normalen Rhythmus, oder auch mal etwas Schnelleres. Alles darüber hinaus wäre für einen Hobby-Schlagzeuger wie mich dann doch etwas zu viel.
Wer macht in der Schalker Kabine die Musik? Deejay Choupo-Moting?
Daniel Caligiuri: Ja, Choupo oder auch Johannes Geis. Da gibt es schon ein paar Kandidaten, die ihre Playlist abspielen. Die Auswahl ist wirklich gut.
Welche Musikrichtung favorisieren Sie?
Daniel Caligiuri: Es geht in Richtung RnB und HipHop.
Als Ihr Teamkollege Thilo Kehrer nach dem Mönchengladbach-Spiel durch die Mixed Zone Richtung Bus ging, roch es für einige Sekunden wie in einer Parfümerie. Trägt er den auffälligsten Duft?
Daniel Caligiuri: (lacht) Ich muss ehrlich sagen, dass ich meinen Teamkollegen noch nicht an den Hals gesprungen bin und dort gerochen habe. Aber so im Vorbeilaufen ist mir Thilos Parfüm tatsächlich auch aufgefallen.
Befinden Sie sich mit 29 Jahren im besten Fußball-Alter?
Daniel Caligiuri: Das sagt man eigentlich so. Also ich merke es nicht, dass ich schon zu der älteren Generation gehöre. Ich bin topfit und habe hoffentlich noch viele Jahre vor mir.
Hängt die Zufriedenheit eines ambitionierten Profis von der Anzahl seiner Länderspiele ab oder von der Anzahl seiner Bundesliga-Einsätze?
Daniel Caligiuri: Ich bin froh, dass ich das Niveau der Bundesliga erreicht habe. Ich habe auch international bewiesen, dass ich mithalten kann. Länderspiele habe ich noch keine. Das mit der Nationalmannschaft lasse ich auf mich zukommen. Wenn es zu einer Nominierung kommt, wäre das schön. Wenn nicht, dann soll es halt nicht sein.
Sie könnten sowohl für Italien als auch für Deutschland spielen. Warten Sie krampfhaft auf einen Anruf?
Daniel Caligiuri: Das mit der Nationalmannschaft lasse ich auf mich zukommen. Wenn es zu einer Nominierung kommt, wäre das schön. Wenn nicht, dann soll es halt nicht sein.Auf keinen Fall. Ich mache mir keine Gedanken, setze mich nicht unter Druck, sondern versuche immer positiv zu bleiben und dann über gute Leistungen im Verein zu überzeugen.
Zählt Ihr Europa League-Tor für den VfL Wolfsburg bei Inter Mailand zu den Karriere-Höhepunkten? Schließlich sind Sie Anhänger vom AC Mailand…
Daniel Caligiuri: Ja, das war etwas Großartiges. Früher war ich großer Milan-Fan, jetzt ist es nicht mehr ganz so ausgeprägt, aber ich verfolge natürlich noch, wie sich der AC Mailand entwickelt. Es war aber auch ein Super-Gefühl, für Wolfsburg bei Manchester United zu treffen.
In die Liste der besonderen Orte, wo Sie getroffen haben, würde die Amsterdam-Arena recht gut passen, oder?
Daniel Caligiuri: Ja, es ist ein Super-Los für uns. Ich war in der Arena mal als Zuschauer, als mein ehemaliger Wolfsburger Teamkollege Bas Dost dort erstmals für die niederländische Nationalmannschaft aufgelaufen ist. Das ist ein wunderschönes Stadion. Wir versuchen natürlich, dort mit Schalke einen rauszuhauen.
Wenn Schalke irgendwann einmal auf den AC Mailand treffen sollte: Wäre das für Sie ein Grund, so ein Spiel aus Befangenheit abzulehnen?
Daniel Caligiuri: Nein, ich spiele mit ganzem Herzen für Schalke. Da ist mir der Gegner relativ egal. Ganz gleich, wer da kommt: Ich gebe immer Vollgas für mein Team.
Ist der blau-weiße Virus schon in Ihrer Blutbahn?
Daniel Caligiuri: Er kommt immer mehr rein. Man hört ja auch von Ralf Fährmann oder Benedikt Höwedes, was es bedeutet, hier bei Schalke zu spielen und welchen Stellenwert dieser Klub hat. Ich bin noch ganz am Anfang, aber gehöre schon zu Schalke 04.
Kann der FC Schalke 04 in dieser Saison etwas Großes erreichen?
Daniel Caligiuri: Auf jeden Fall. Ich sehe, dass bei uns jeder in der Lage ist, sofort zu spielen. Die Qualität aller Spieler ist sehr, sehr hoch, aber leider können nur elf Leute in die Startelf. Wenn wir die Leistung als Mannschaft abrufen, ist in den nächsten Jahren viel möglich. Und vielleicht auch schon in dieser Saison…
Platz sechs ist in der Bundesliga wieder greifbar, oder?
Daniel Caligiuri: Durch unseren Sieg in Mainz konnten wir uns von unten ein wenig befreien und liegen nur vier Punkte hinter einem Europa League-Platz. Man sieht aber, dass es in der Liga sehr, sehr eng zugeht. Deswegen müssen wir hochkonzentriert sein.
Sie haben mit Wolfsburg den DFB-Pokal in der Hand gehabt. Wie groß ist Ihre Lust auf Titel mit Schalke?
Daniel Caligiuri: Für jeden Profi, der in der Bundesliga spielt, ist es das Ziel, mal so einen Pokal hoch zu stemmen. Wir haben mit Schalke in der Euro League noch die Möglichkeit, das zu erleben. Spiele wie das Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam, das sind die Momente, auf die man hinarbeitet. Wenn wir weiter konzentriert arbeiten, können wir so einem Traum wieder einen Schritt näher kommen.
Haben Sie die Bilder der Eurofighter, die vor 20 Jahren den Uefa Cup gegen Inter Mailand holten, im Hinterkopf?
Daniel Caligiuri: Ja, das waren schöne Momente. Ich hoffe, dass wir daran anknüpfen können und mit einem Erfolg gegen Ajax dieser Sieger-Generation auf Schalke ein Stück näher kommen.
Sie haben in Wolfsburg mit Julian Draxler zusammen gespielt. Auf Schalke sind Sie Teamkollege von Leon Goretzka sowie Max Meyer. Sehen Sie die drei auf einem Level?
Daniel Caligiuri: Alle drei Spieler sind noch sehr, sehr jung, haben aber trotzdem schon viel Erfahrung gesammelt und bringen eine Menge Potenzial mit. Man sieht ja jetzt gerade, wie Julian Draxler bei Paris St. Germain abgeht. Ich freue mich, mit Leon und Max in einer Mannschaft zu spielen. Und hoffe natürlich, dass es auch noch länger der Fall sein wird.
Wie wichtig sind Spieler wie Naldo oder Embolo für Schalke?
Daniel Caligiuri: Naldo kenne ich aus Wolfsburg, er ist auf und außerhalb des Platzes wichtig. Jetzt, wo er verletzt ausfällt, springen andere Spieler in die Bresche und machen es sehr gut. Breel Embolo habe ich auch schon kennenlernen dürfen. Er ist ein lustiger Vogel. Was man so alles gehört hat, ist er ein super Spieler. Bisher haben wir leider noch nicht zusammen trainiert, aber das kommt noch.
Wie wirkt der Spanier Coke auf Sie?
Daniel Caligiuri: Er ist neben dem Platz ein Super-Typ. Leider war er lange verletzt, aber von den Spaniern wissen wir, dass sie super spielen können. Coke ist nicht umsonst dreimal Europa League-Sieger geworden. Er wird uns sowohl als Mensch als auch mit seiner Leistung auf dem Platz weiterhelfen.
Sie werden im Juni Ihre Lebensgefährtin Eleonora in Freiburg heiraten.
Daniel Caligiuri: Eleonora ist Italienerin, aber das ist eher Zufall. Wir haben uns vor acht Jahren auf einer Party kennengelernt. Zur Hochzeit kommen viele Familienangehörige, aber auch einige Fußballer. Ich hoffe natürlich, dass wir mit Schalke vorher noch etwas Positives erreichen. Dann wird die Hochzeit noch schöner.