Gelsenkirchen. . Saison-Aus für den Abwehr-Routinier Naldo. Er ist nicht der einzige Langzeitverletzte auf Schalke. Mit Holger Badstuber nun gegen Hoffenheim.
Christian Heidel schüttelt den Kopf. „Ich habe ja schon vieles erlebt“, sagt der Sportvorstand des FC Schalke 04, „aber so etwas noch nie.“ Gerade haben sich die Königsblauen über den Einzug ins Achtelfinale der Europa League gefreut, da trifft sie der nächste Keulenschlag: Die Adduktorenverletzung, die sich der Brasilianer Naldo beim 1:1 gegen Saloniki zuzog, hat sich nach mehrmaliger Prüfung durch verschiedene Spezialisten als Sehnenabriss erwiesen. Das bedeutet: Der Abwehr-Routinier wird den Schalkern nicht nur im wichtigen Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) gegen 1899 Hoffenheim fehlen – er wird für den Rest der Saison ausfallen.
„Wir brauchen kein Mitleid, aber wir haben wirklich riesiges Pech“, sagt Christian Heidel. „Naldo ist jetzt der sechste Langzeitverletzte. Und wir reden über Spieler, die eine sehr wichtige Rolle im Kader hatten oder gehabt hätten.“
Uchidas Leidenszeit saisonübergreifend
Bei dem Japaner Atsuto Uchida war die Leidenszeit saisonübergreifend, sechs weitere Schalker erwischte es während dieser Spielzeit, einen von ihnen sogar schon kurz davor: Coke, als Königstransfer vom spanischen Europa-League-Sieger FC Sevilla geholt, zog sich während des Sommer-Trainingslagers eine Kreuzbandverletzung zu, so dass er bis heute noch kein Pflichtspiel für seinen neuen Klub bestreiten konnte. Die neue Sturm-Hoffnung Breel Embolo wurde im Oktober in Augsburg so schwer gefoult, dass mehrere Brüche und Risse die Folge waren. Für den Ghanaer Abdul Rahman Baba kam das Saison-Aus im Winter beim Afrika-Cup. Franco Di Santo wurde in Argentinien an der Leiste operiert. Klaas-Jan Huntelaar pausierte monatelang wegen eines Außenbandrisses im Knie.
Huntelaar hat gerade erst wieder Anschluss an das Team gefunden, auch bei Coke, Embolo und Di Santo besteht die Hoffnung darauf, dass sie noch während dieser Saison zurückkehren. „Dann wird man vielleicht sehen, dass es eine ganz andere Saison hätte werden können“, sagt Christian Heidel.
Auch Kehrer darf hoffen
Der Sportvorstand ist jetzt umso glücklicher, während der Winterpause Lücken im Kader gefüllt und Holger Badstuber vom FC Bayern ausgeliehen zu haben. Der erfahrene Abwehrmann, der sich als Linksfuß bisher mit Matija Nastasic links in der Dreier-Abwehrkette abwechselte, wird am Sonntag den Platz von Naldo einnehmen. Ein weiterer Kandidat für dessen Position in der Defensivzentrale ist der talentierte Thilo Kehrer. „Bei unserem Mammutprogramm wird auch er zu seinen Einsätzen kommen“, mutmaßt Heidel.
Er hofft darauf, dass die weiterhin kritische Lage des Klubs nun wieder verstärkt unter dem Aspekt des Verletzungspechs beurteilt wird: „Ich hoffe, dass alle, auch unsere Zuschauer, sensibel dafür sind – und dass das dazu führt, dass wir noch enger zusammenrücken.“
Zusammenhalt ist dringend nötig, um bei derzeit acht Punkten Rückstand auf Platz sechs noch die Europa League erreichen zu können. Das Spiel gegen Hoffenheim wird den weiteren Saisonverlauf beeinflussen: Ein Erfolg gegen dieses Überraschungs-Team, das sich zum Champions-League-Kandidaten aufgeschwungen hat, könnte den Königsblauen Schwung für die anstrengenden nächsten Wochen geben.
Aufschwung dank Nagelsmann
Weitere Rückschläge können sich die Königsblauen nicht mehr erlauben. Dies zu wissen, ist auch belastend: „Durch unseren schlechten Saisonstart haben wir ja nur noch K.o.-Spiele, auch in der Bundesliga“, betont Christian Heidel. „Ich glaube, dass das an die Nerven der Spieler geht.“
Ihr Gegner hingegen ist bewundernswert stabil. Ein Verdienst des erst 29-jährigen Trainers Julian Nagelsmann, der vor einem Jahr eine taumelnde Mannschaft übernahm und sie zu einer spielstarken Einheit entwickelte. Hoffenheim steht nun da, wo Schalke gerne wäre.