Gelsenkirchen. . Schalke-Torwart Fabian Giefer steht vor einem Wechsel nach England. In der WAZ sagt er, wie er die vielen Monate der Verletzungspause erlebt hat.
- Schalke-Torwart Fabian Giefer steht vor einem Wechsel nach England
- Im Interview sagt er, wie er die vielen Monate der Verletzungspause erlebt hat
- Der 26-Jährige erklärt auch, warum er ein Studium aufgenommen hat
Als Fabian Giefer vor einigen Tagen einmal eine Trainingseinheit wegen leichter Rückenbeschwerden vorzeitig beenden musste, da sagte er mit einem Lächeln: „In meinem Alter braucht man auch mal eine Pause.“ Giefer hat gelernt, kleine Rückschläge mit Galgenhumor zu nehmen, denn eigentlich ist der 26 Jahre alte Torwart wieder topfit. Und nun bietet sich ihm auch die Chance, das zu beweisen: Der englische Zweitligist Bristol City will den früheren Düsseldorfer verpflichten, Schalke diskutiert mit dem Traditionsklub von der Insel über ein Leihgeschäft bis zum Ende dieser Saison. Giefer könnte in England die Spielpraxis bekommen, die ihm Schalke im Moment nicht geben kann.
Auf Schalke hat der Torhüter in dieser Saison nur ein einziges Spiel bestreiten dürfen: Im Dezember in der Europa League in Salzburg – „ich glaube, da hat man auch gesehen, dass mir nicht mehr viel fehlt“, sagt er. Doch nach seiner langen Verletzungspause sind die Rollen im Schalker Tor klar verteilt: Ralf Fährmann ist die unangefochtene Nummer eins, Fabian Giefer konnte sich nur für den Fall vorbereiten und in Form bringen, dass etwas passiert. Das hat er getan, noch vor einer Woche sagte er der WAZ im Trainingslager in Spanien: „Mein Hauptfokus liegt im Moment ganz klar darauf, der beste Fabi Giefer zu werden, der ich sein kann.“ Wechselgedanken standen nicht im Vordergrund, aber er wollte sie auch nicht ganz ausschließen: „Fakt ist, dass in meinem Alter für einen Torhüter der Zug, um irgendwo zu spielen, definitiv noch nicht abgefahren ist.“ Jetzt führt ihn dieser Zug auf die Insel.
In seinen zweieinhalb Jahren auf Schalke wurde der 1,96 Meter große Keeper immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Dies sieht er als „Hauptgrund“ dafür an, „warum vieles für mich nicht so lief, wie ich mir das gewünscht habe“. Giefer war im Sommer 2014 aus Düsseldorf gekommen, um auf Schalke die Nummer eins zu werden. Doch schon in der ersten Saisonvorbereitung zog er sich eine komplizierte Adduktorenverletzung zu, die ihn insgesamt eineinhalb Jahre kostete – bei einem Comebackversuch zwischendurch beim Bundesligaspiel in München brach sie wieder auf und musste anschließend operiert werden. Angst, dass der Körper nicht mehr mitmacht, hatte er aber nie: „Ich wusste auch aus ärztlicher Sicht, dass es kein Problem wird, wieder Fußball zu spielen. Es brauchte halt nur seine Zeit.“
Von Fußballern und Bundeskanzlern
Giefer hat diese Zeit genutzt, um über den Tellerrand hinauszublicken – „ich bin sicher nicht nur nach Hause gefahren und habe Playstation gespielt“, lacht er. Der 26-Jährige macht nebenbei seinen Master of Business Administration (MBA) – „der Fußball funktioniert für mich besser, wenn der Kopf auch funktioniert“. Er hat verfolgt, wie andere Spieler ihre Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden mussten – wie zum Beispiel vor einigen Wochen der Mönchengladbacher Alvaro Dominguez. „Unglaublich schlimm“, findet es Giefer, wenn die Gesundheit einem einen Strich durch die Rechnung macht und es deswegen im Sport nicht mehr weitergeht: „Man hat sich unter so vielen Kontrahenten durchgesetzt; von Kleinauf will jeder zweite Junge Fußballer werden, und jeder, der das Potenzial dafür hat, wird es auch versuchen. Dann ist es einfach bitter, wenn man nicht mehr weiterspielen kann.“ Wahrscheinlich, lacht er, „wollen in Deutschland mehr Leute Fußballer werden als Bundeskanzler.“
Giefer wollte auf Schalke die Nummer eins werden – das Selbstvertrauen hat er: „Aus der Vergangenheit weiß ich, dass die Qualität nicht so schlecht ist, dass die auch bundesligareif ist.“ In England bekommt er nun die Gelegenheit zu beweisen, dass er nichts verloren hat. Die Verletzungen haben ihn zwar die Zeit auf Schalke gekostet, aber: „Meinen Ehrgeiz habe ich ganz sicher nicht verloren.“