Gelsenkirchen. Der Bosnier Sead Kolasinac soll noch lange auf Schalke bleiben. Ralf Fährmann ist Schalkes Notenbester. Die Bilanz der königsblauen Spieler.
- Der Bosnier Sead Kolasinac soll noch lange auf Schalke bleiben
- Ralf Fährmann ist Schalkes Notenbester
- Die Bilanz der königsblauen Spieler
An diesem Dienstag ist der Urlaub vorbei: Mit internen Leistungstests nimmt Schalke 04 die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte auf, ehe es am Mittwoch für eine Woche ins Trainingslager nach Spanien geht. Vorher präsentieren wir das Abschlusszeugnis der ersten Saisonhälfte, das sich aus den Durchschnittsnoten unserer Einzelkritik nach den Spielen ergibt: An der Spitze steht wieder Torwart Ralf Fährmann mit einem Notenschnitt von 2,86 – bester Feldspieler ist Matija Nastasic mit der starken Durchschnittsnote von 2,87. Schalkes Aufsteiger der ersten Serie aber ist Sead Kolasinac, den vor der Saison für diese Rolle niemand auf der Rechnung hatte.
2,92 beträgt die Durchschnittsnote von Sead Kolasinac, der in 16 von 24 Pflichtspielen zum Einsatz kam, dabei zwei Tore erzielte und sechs weitere Vorbereitete. Eine überragende Bilanz für einen Defensivmann, der ja in erster Linie Gegentore verhindern soll. Doch in dieser Saison hat Kolasinac auf Schalke eine Rolle bekommen, bei der seine Qualitäten noch besser zum tragen kommen. Auf der linken Außenbahn kann „Seo“, abgesichert durch die Dreierkette hinter ihm, seine Dynamik und Wucht auch in der Offensive einbringen.
Dabei konnte sich der 23-Jährige, der mit Schalke 2012 als Kapitän Deutscher A-Jugend-Meister war, vor der Saison seines Stammplatzes nicht sicher sein. Schalke hatte mit Chelsea-Leihgabe Abdul Rahman Baba einen Konkurrenten für ihn verpflichtet, der in den ersten Wochen auch den Vorzug bekam. Doch Kolasinac stachelte die Konkurrenzsituation eher noch mehr an: Er packte seine Chance beim Schopf und spielte sich mehr denn je in den Blickpunkt. Gewürdigt wird das nicht nur in der Notentabelle der WAZ. Auch das Fachmagazin Kicker zeichnete ihn aus und führt Kolasinac in seiner Winter-Rangliste auf der defensiven Außenbahn an Position zwei – noch vor dem Kölner Nationalspieler Jonas Hector.
Angeblich hat sogar der FC Bayern ein Auge auf Kolasinac geworfen
Die starken Leistungen haben sich herumgesprochen: Angeblich hat sogar der FC Bayern ein Auge auf Kolasinac geworfen – Gerüchte, die sein Berater Gordon Stipic unkommentiert lässt. Was er aber bestätigt: Kolasinac kann sich auch gut einen Verbleib auf Schalke vorstellen, sein Vertrag läuft zum Ende dieser Saison aus. Mit Christian Heidel steht er im Austausch, und Schalkes Manager lässt keinen Zweifel daran, dass das Eigengewächs gehalten werden soll.
Schon zu Beginn der Saison, als Kolasinac noch nicht als Aufsteiger geführt wurde, schwärmte Heidel von dem kantigen Defensivmann, weil dieser genau die Qualitäten mitbringt, die sich Schalke für die Zukunft vorstellt: Dynamik, Kompromisslosigkeit – und den Willen, etwas zu erreichen.
Die Noten der weiteren Schalke-Spieler
Ralf Fährmann: Der Zuverlässige
Am Anfang der Saison verzweifelte der Torwart: Fast jeder Schuss war drin, obwohl er gar nichts dafür konnte. Insgesamt spielte er nicht so spektakulär wie im Vorjahr, als er einige Spiele ganz alleine gewann, aber er war immer noch eine Bank. Und seine Wackler blieben folgenlos. Die Bilanz: 23 Pflichtspiele (alle benotet). Durchschnittsnote: 2,86
Matija Nastasic: Der Abgezockte
Mittlerweile merkt jeder, warum ihn Schalke vor zwei Jahren für zehn Millionen Euro von Manchester City holte: Der Serbe ist ein ganz Abgezockter. Angeblich hat der englische Meister Leicester City ihn im Visier, aber Schalke braucht ihn dringend. Die Bilanz: 16 Pflichtspiele (alle benotet), kein Tor, eine Vorlage. Durchschnittsnote: 2,87
Leon Goretzka: Der kluge Kopf
Manchmal fragt man sich, woher er die Kraft nimmt, immer wieder den Gegner anzulaufen: Deswegen stellte ihn Trainer Weinzierl am Anfang auch auf die Zehn. Später wieder defensiver, aber damit hat er kein Problem: Er ist ein kluger Kopf. Die Bilanz: 17 Pflichtspiele (alle benotet), drei Tore, null Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,02
Benedikt Höwedes: Der Kapitän
Beim Heimspiel gegen Salzburg (3:1), als Schalke die Start-Krise abschüttelte, riss er alle mit. Der Weltmeister ist auf und außerhalb des Platzes ein wahrer Kapitän und nach Jahren mit vielen Verletzungen diesmal auch topfit. Die Bilanz: 22 Pflichtspiele (alle benotet), ein Tor, eine Vorlage. Durchschnittsnote: 3,09
Nabil Bentaleb: Der Wechselhafte
Er war auf dem Weg zum Mann der Hinrunde, aber am Ende war er platt und leistete sich einige ganz schwache Spiele, die den Notenschnitt drückten. Vom Anführer zum Wechselhaften – aber er ist erst 22 Jahre alt. Die Bilanz: 21 Pflichtspiele (18 benotet), fünf Tore, zwei Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,22
Max Meyer: Der Geduldige
Am Anfang oft auf der Bank, was ihm eine Menge Geduld abrang, nachher in neuer Rolle als hängende Spitze. Seinem Spiel fehlte in der Hinrunde die Torgefahr, die den Dribbelkönig sonst auszeichnet. Die Bilanz: 21 Pflichtspiele (17 benotet), ein Tor, drei Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,23
Yevhen Konoplyanka: Der Eigensinnige
Kommt überraschend gut bei den Noten weg, weil er vor allem in der Europa League einige richtig gute Spiele hatte. Insgesamt aber vor dem Tor oftmals zu eigensinnig. Die Bilanz: 18 Pflichtspiele (13 benotet), fünf Tore, zwei Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,26
Dennis Aogo: Der Europa-League-Mann
Seine Bilanz speist sich aus der Europa League. In der Bundesliga hatte er nur einen benoteten Einsatz (am ersten Spieltag in Frankfurt), danach spielte er fast nur noch europäisch. Die Bilanz: Acht Pflichtspiele (sieben benotet), zwei Tore, keine Vorlage. Durchschnittsnote: 3,42
Johannes Geis: Der Rückkehrer
Kämpfte sich zurück in die Elf, nachdem er anfangs schlechte Karten hatte. Seiner größten Qualität, den Standards, fehlte allerdings die Torgefahr. Die Bilanz: 15 Pflichtspiele (alle benotet), ein Tor, keine Vorlage. Durchschnittsnote: 3,43
Alessandro Schöpf: Der Kilometerfresser
Es gibt in der gesamten Bundesliga keinen Spieler, der mehr läuft: Schöpf legt im Schnitt 12,85 Kilometer pro Spiel zurück. Dazu auf der rechten Seite auch mit Torgefahr. Die Bilanz: 20 Pflichtspiele (15 benotet), drei Tore, eine Vorlage. Durchschnittsnote: 3,43
Benjamin Stambouli: Der Enttäuschende
Für die acht Millionen Euro, die Schalke für ihn an Paris St. Germain gezahlt hat, hätte man sich mehr erwartet: Stambouli war nur am Anfang gesetzt, verlor dann seinen Platz an Geis und ist bisher ein Mitläufer. Die Bilanz: 17 Pflichtspiele (neun benotet, nur drei in der Liga), kein Tor, keine Vorlage. Durchschnittsnote: 3,44
Naldo: Der Spät-Ankömmling
Stand am Anfang völlig neben sich, wirkte total verunsichert. Doch mit der Umstellung auf die Dreierkette kam auch Naldo auf Schalke an. Die Bilanz: 20 Pflichtspiele (19 benotet), null Tore, null Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,45
Eric Maxim Choupo-Moting: Der Aushilfs-Stürmer
In guter Form ist er eigentlich bei allen Trainern gesetzt, aber in dieser Saison war er zwischendurch verletzt und am Ende krank. Nach den Verletzungen von Embolo, Huntelaar und di Santo half er im Sturmzentrum aus – nicht seine beste Position. Die Bilanz: 16 Pflichtspiele (14 benotet), drei Tore, drei Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,67
Junior Caicara: Der Wechselwillige
Seinen schönsten Tag hatte er beim Spiel gegen Krasnodar, als er sein erstes Tor für Schalke schoss. Wohl auch sein letztes: In der Bundesliga verlor er nach dem ersten Spiel seinen Platz, ein Wechsel im Winter ist möglich. Die Bilanz: Neun Pflichtspiele (sieben benotet), ein Tor, eine Vorlage. Durchschnittsnote: 3,64
Klaas-Jan Huntelaar: Der Unglückliche
Vor dem Derby verletzte er sich im Training, schon davor stand die Saison unter keinem guten Stern: Der „Hunter“ saß auch mal auf der Bank. Jetzt kämpft er um sein Comeback: Im Sommer läuft der Vertrag aus. Die Bilanz: Zehn Pflichtspiele (acht benotet), drei Tore, eine Vorlage. Durchschnittsnote: 3,62
Breel Embolo: Der Pechvogel
Der Tritt von Augsburgs Stafylidis stoppte eine Karriere, die gerade rasant Fahrt aufgenommen hatte. Embolo hatte am Anfang Probleme, doch kurz vor seiner Verletzung überzeugte der Schweizer Stürmer. Die Bilanz: Zehn Pflichtspiele (acht benotet), drei Tore, zwei Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,56
Abdul Rahman Baba: Der Ausgeliehene
Bei seinen Einsätzen enttäuschte die Chelsea-Leihgabe nicht, aber auf seiner Position war Kolasinac einfach besser. Dass auch Baba auf der linken Seite für Schwung sorgen kann, hat er gezeigt. Die Bilanz: 21 Pflichtspiele (16 benotet), ein Tor, zwei Vorlagen. Durchschnittsnote: 3,50