Gelsenkirchen. . Nach dem 1:1 gegen Freiburg suchte Schalke den neuen Kuzorra. Vorher wurde deutlich, wie hart es wird, einen Europacupplatz zu schaffen.

Wer die Arena am Samstag vorzeitig verlassen hatte, der hatte einfach kein gutes Timing. Denn erst nach dem Spiel gab es die Bilder, die von diesem Tag in Erinnerung bleiben werden: Das Licht wurde ausgeknipst und auf dem Videowürfel wurde in einem Film die Weihnachtsgeschichte auf Schalker Art erzählt.

In urigen Kostümen schlüpften Sascha Riether und Benedikt Höwedes dabei in die Rollen von Maria und Josef, während Christian Heidel mit sonorer Stimme aus dem dicken Geschichtsbuch der Königsblauen vorlas – Schalkes Manager wirkte wie ein guter, alter Märchenonkel. „Ich habe gewusst, dass dieser Vergleich kommt“, grummelte er nach dem Spiel.

Höwedes: „Die ersten fünf Spiele tun richtig weh“

An diese Bilder wird man sich erinnern, wenn man nach dieser Saison noch einmal an das letzte Schalker Heimspiel vor Weihnachten denken wird – das Geschehen auf dem Rasen dürfte dann nicht mehr so präsent sein. Im Grunde genommen war es schon am Samstagabend weitgehend vergessen, dieses 1:1 zwischen Schalke und Freiburg. Die Schalker mühten sich redlich, fanden aber keine Lösungen. Die Freiburger waren in Führung gegangen (Florian Niederlechner, 64. Minute), die Schalker glichen durch Yevhen Konoplyanka aus (74.), was den Schmerz über den verpassten Sieg ein wenig linderte. Selbst die gute Torchance des eingewechselten Donis Avdijaj in der Nachspielzeit spielte später keine Rolle mehr.

„Es ist nicht verwerflich, wenn man gegen starke Freiburger 1:1 spielt und zwei Punkte liegen lässt“, sagte Benedikt Höwedes. Erst der zweite Teil seines Satzes lenkte hinüber zu dem, was Schalke quält: „Das Problem ist, dass wir in den ersten fünf Spielen dieser Saison 15 Punkte liegen gelassen haben. Das tut uns richtig weh.“

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Natürlich hat jeder immer gewusst, dass so ein Saisonstart mit fünf Niederlagen, wie ihn Schalke diesmal erlebt hat, während der gesamten Saison schwer wie ein Mühlstein wiegt. Aber vielleicht spürt Schalke das gerade jetzt noch intensiver: Jetzt, da die Böden tief sind und die Akkus der Spieler kurz vor dem Urlaub leer. Dann kann man sich nicht einmal ein 1:1 gegen Freiburg erlauben, ohne wieder aus der oberen Tabellenhälfte zu rutschen. Man merkt jetzt, wie hart es in dieser Saison wird, einen Europapokalplatz zu erreichen. Heidel guckt im Moment lieber gar nicht auf die Tabelle, Höwedes hadert damit: „Hätten wir die ganze Saison so gespielt wie ab dem sechsten Spieltag, wären wir jetzt ganz woanders in der Tabelle.“

Acht Spieler im U23-Alter

Gegen Freiburg musste Schalke mit einer Mannschaft spielen, die so jung war wie nie zuvor in dieser Saison: Acht Spieler aus der Start-Elf waren nicht älter als 23 Jahre, die drei Eingewechselten waren noch jünger. Insgesamt standen acht Profis auf der Ausfall-Liste, damit fehlt natürlich auch ein Stück Qualität, und beim letzten Spiel am Dienstag (20 Uhr) in Hamburg wird es nicht viel anders aussehen. „Ich bin fest davon überzeugt: Wir hätten einige Punkte mehr, wenn alle Spieler dabei wären“, beteuert Heidel. Am Willen und an der Leidenschaft der Spieler gebe es überhaupt nichts auszusetzen, aber im Moment komme halt vieles zusammen: „Wir befinden uns in einer schwierigen Phase, die einfach ihre Ursachen hat.“

Gesprochen hat Heidel da als Manager – nicht als Märchenonkel mit sonorer Stimme wie noch in dem Film zur königsblauen Weihnachtsgeschichte, der nach dem Spiel gezeigt wurde. Da ging es um die Geburt des neuen Kuzorra, und Heidel sagte mit fragendem Blick: „Wo ist denn der neue Kuzorra?“

Beim Spiel gegen Freiburg wird er ihn nicht gesehen haben.