Leipzig/Gelsenkirchen. . Jana Kern, Vorsitzende des Fanclubs Königsblaue Leipziger, glaubt fest an einen S04-Sieg. Sie sieht RB aber nicht so negativ wie viele Andere.

Jana Kern kann es kaum erwarten, dass Samstag ist. Denn dann kommt ihr Verein in ihre Stadt. Die 50-Jährige ist schon seit vielen Jahren großer Schalke-Fan. Dass sie nur selten Spiele ihrer Königsblauen live im Stadion sieht, liegt allein daran, dass sie in Leipzig lebt und arbeitet – fast 500 Kilometer von der Veltins-Arena entfernt.

Um 18.30 Uhr trifft Schalke am Samstag aber in der Red Bull Arena auf Aufsteiger RB Leipzig. Dass am 13. Spieltag der Spitzenreiter der Liga Heimrecht hat, daran hätte auch Jana Kern nicht geglaubt. Allerdings erkennt sie die Leistung der Leipziger an – das unterscheidet sie von einigen anderen Schalke-Fans, die das Spiel am Samstag auch dazu nutzen werden, gegen den Verein, den sie bloß nur als künstliches Konstrukt des Energy-Drink-Konzerns Red Bull sehen, zu protestieren.

„Rasenball Sport Leipzig und Red Bull Salzburg sind der Anfang vom Ende des Fußballs, welchen Generationen von Fußballfans vor uns lieben gelernt und auf ihre eigene Weise geprägt haben“, heißt es in einer Mitteilung der Ultras Gelsenkirchen. Auf der Homepage des Bezirks 14 des Schalker Fanclub-Verbandes, dem die meisten Fanclubs aus dem Osten angehören, ist die Partie als Dosen gegen Schalke 04 angekündigt.

Seit 2009 kein Bundesliga-Fußball

Jana Kern denkt in erster Linie an ihre Stadt. „Für Leipzig und für den gesamten Osten ist der Aufstieg von RB auf jeden Fall gut. Die Euphorie ist riesig. Die Region hat viel zu lange auf Bundesliga-Fußball, auf Klubs wie Bayern oder Schalke, verzichten müssen“, sagt sie. Seit dem Abstieg von Energie Cottbus in der Saison 2008/09 hat kein Ost-Klub mehr im deutschen Oberhaus gespielt.

Jana Kern mit ihrem Schal, auf dem Schalke und RB gemeinsam abgebildet sind. Am Samstag trägt sie aber nur Königsblau.
Jana Kern mit ihrem Schal, auf dem Schalke und RB gemeinsam abgebildet sind. Am Samstag trägt sie aber nur Königsblau. © Köl

Jana Kern ist sogar Vorsitzende des Schalker Fanclubs Königsblaue Leipziger – und auch unter den Königsblauen gehen die Meinungen weit auseinander. Einige Mitglieder, sagt Jana Kern, würden am Samstag freiwillig auf einen Stadionbesuch verzichten. Den Roten Bullen auch noch das Geld nachtragen, käme für sie nicht in Frage. „In unserem Fanclub sind auch Schalker Fans, die außerdem Sympathien für Lok Leipzig oder für die BSG Chemie Leipzig haben. Die wollen von RB nichts wissen“, erklärt sie. Andere Fanclubmitglieder, wie auch Jana, sind glücklich, dass sie die Chance haben, Benedikt Höwedes und Co. quasi vor der Haustür spielen zu sehen.

Für die rund 600 eingetragenen Fanclub-Mitglieder im Bezirk 14 des Schalker Fanclub-Verbands seien aber gerade mal 100 Tickets reserviert worden. „Das ist viel zu wenig“, meint die Vorsitzende der Leipziger. „Da kommt Schalke mal in unsere Region und viele Fans schauen im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre“.

Schalke-Fans in der Überzahl

Den Schalker Fans, die keine Karte für das Spiel ergattern konnten, rät sie dennoch dazu, am Samstag nach Leipzig zu kommen. „Die Stadt ist eine der schönsten überhaupt, der Weihnachtsmarkt ist klasse, außerdem gibt es viele schöne Kneipen, in denen man das Spiel mit anderen Schalkern schauen kann.“

Die Fans von RB Leipzig, vermutet die Fanclub-Chefin, könnten am Samstag in der größten Stadt Sachsens sogar in der Unterzahl sein. Anders als auf Schalke würde der RB-Fan Trikot, Schal und Mütze seines Vereins sowieso nur am Spieltag anziehen. „Im Alltag sieht man das kaum“, sagt Jana Kern. „Die müssten sich von Lok- oder Chemie-Anhängern auch was anhören“.

Jana Kern besitzt übrigens einen Schal, der zur Hälfte ein Schalke-Schal und zur anderen Hälfte einer der Roten Bullen ist. Den hat sie sich beim Eröffnungsspiel der Leipziger Arena im Juli 2010 gesichert und ihn sogar auf der Aufstiegsfeier im Sommer getragen. „Ich bin damit sehr freundlich empfangen worden. Die RB-Fans freuen sich auf uns“, sagt sie.

Am Samstag glaubt die Leipzigerin natürlich fest an einen Sieg der Schalker. „Es ist höchste Zeit, dass die Leipziger mal eins übergebraten bekommen“, sagt sie.