Gelsenkirchen. Vor 20 Jahren musste Schalke Schwerstarbeit leisten, um Brügge zu bezwingen und ins Uefa-Cup-Viertelfinale einzuziehen. Olaf Thon erinnert sich.
- Vor 20 Jahren musste Schalke Schwerstarbeit leisten, um Brügge zu bezwingen
- Am Ende zog der Klub aber ins Uefa-Cup-Viertelfinale ein
- Kapitän Olaf Thon erinnert sich
Kerkrade war zum Aufwärmen, Trabzon war die erste Abenteuerreise – und der FC Brügge? „Ganz klar der schwerste Gegner bisher“, sagt Olaf Thon. Schalke musste Schwerstarbeit leisten, um nach einer denkwürdigen 1:2-Niederlage im Hinspiel durch einen 2:0-Sieg im Parkstadion ins Viertelfinale zu kommen. Doch diese Runde war auch bahnbrechend. Denn so langsam wuchs bei den Spielern der Glaube, dass sie für Schalke wirklich Historisches vollbringen könnten. Nur Huub Stevens warnte immer wieder...
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Der Gegner
Schon bei der Auslosung war Olaf Thon klar, dass der FC Brügge eine harte Nuss wird – härter als Roda Kerkrade oder Trabzonspor. Die Belgier hatten ein starkes Kollektiv mit guten Einzelspielern, auch wenn die in Deutschland nicht so bekannt waren. Doch dafür hatte Schalke ja Huub Stevens, den Holland-Trainer. Thon erinnert sich noch gut, wie Stevens ihn besonders gewarnt hatte vor Brügges Mittelfeldspieler Franky van der Elst, einem ganz feinen Techniker. „Ich kannte den vorher gar nicht“, gibt Thon heute zu. Und was er vorher natürlich auch nicht erahnen konnte, waren die schwierigen äußeren Bedingungen – die kamen über Nacht.
Das Hinspiel
Den ganzen Tag hatte es Mitte November in Belgien geschneit – eigentlich war der Platz im Jan-Breydel-Stadion unbespielbar. Thon ist es ein Rätsel, „warum da angepfiffen wurde“ – aber das Reglement der Uefa sah keinen Spielausfall vor. Die Spieler mussten also raus, und für Thon kam es auch noch während der Partie dicke: „Ich hatte mein persönliches Waterloo“. Denn in der 50. Minute gab es einen Elfmeter für Schalke, und weil mit Ingo Anderbrügge der etatmäßige Schütze nicht dabei war, trat Thon an. Der feine Techniker erzählt die Geschichte, als wenn es gestern gewesen wäre: „Ich bin angelaufen, aber man konnte nicht schießen, weil man keinen Stand hatte. Ich habe es flach versucht, und der Torwart hat gehalten.“ Die Fans auf der Tribüne rauften sich die Haare, aber es blieb wenig Zeit, denn es gab eine Ecke, „und die habe ich wieder geschossen“. Thon brachte die Kugel jetzt hoch vors Tor zu Youri Mulder, der abgewehrte Ball landete bei Mike Büskens, und der traf per Dropkick aus 16 Metern für Schalke. „Voll in den Winkel“, staunt Thon heute noch. Trotz der 1:2-Niederlage hatte Schalke durch „Buyos“ wichtiges Auswärtstor eine gute Ausgangsposition.
Das Rückspiel
Denn so konnte Schalke beim Rückspiel taktieren: Schon ein 1:0-Sieg hätte zum Weiterkommen gereicht. Und als Martin früh traf, mussten die Belgier kommen. Die Schalker empfingen sie mit ihrer Parade-Abwehr: „Lehmann, Thon, Linke, de Kock – das hat sich in dieser Formation dann wie ein roter Faden bis zum Finale durchgezogen“, erinnert sich Thon. Schalke stand hinten wie eine Eins, und als Youri Mulder kurz vor Schluss das 2:0 erzielte, war klar: Schalke überwintert wirklich im Uefa-Pokal.
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Die Erinnerung
„Mit den Spielen gegen Brügge“, weiß Olaf Thon, „wurde das Eurofighter-Lied geboren.“ Jeder Schalker kennt es: „Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon, wir schlugen Brügge sowieso.“ Die Fans begannen zu träumen, und die Spieler merkten, dass sie es in Europa mit vielen anderen aufnehmen konnten. Heute verrät Olaf Thon, dass man sich damals gar nicht mehr so sehr als der große Außenseiter gefühlt hat, als der Schalke überall ‘rüber kam: „Je weiter wir kamen, desto größer wurde bei uns die Lust, auch den Pokal zu holen.“ Nur Trainer Stevens mahnte die Konzentration auf die Bundesliga an. „Er hat immer darauf hingewiesen, dass wir nicht absteigen dürfen“, erzählt Thon und lacht: „Aber wir haben alle nur noch vom Uefa-Pokal gesprochen.“
Der Held der Runde
Im Achtelfinale kann es nur einen geben: Mike Büskens. Natürlich, mit seinem Traumtor beim Hinspiel hat sich „Buyo“ ohnehin einen festen Platz in den Schalker Geschichtsbüchern gesichert, aber Olaf Thon geht sogar noch einen Schritt weiter und adelt „Buyo“ nach 20 Jahren: „Er hat den Eurofighter-Geist zusammen mit Marc Wilmots am meisten in sich getragen. Die beiden sind für mich die Träger der Eurofighter.“