Gelsenkirchen. Im Sommer gab es im Schalker Profikader einen großen personellen Umbruch. Elf Spieler haben den Klub verlassen. Die Ex-Schalker im Leistungscheck.

  • Elf Spieler hatten den FC Schalke 04 vor Saisonbeginn verlassen
  • Für Liverpools Trainer Jürgen Klopp ist Matip ein Königstransfer
  • Sanés Bilanz bei ManCity bestätigt Befürchtungen

Im Sommer gab es im Schalker Profikader einen großen personellen Umbruch. Sieben externe Spieler kamen, elf Spieler haben die Königsblauen verlassen. Unter anderem Leistungsträger Joel Matip und eines der begehrtesten Talente Europas: Leroy Sané. Beide Schalker Eigengewächse sind in die Premier League gewechselt. Während Innenverteidiger Joel Matip derzeit beim FC Liverpool die wahrscheinlich beste Zeit seiner Karriere erlebt, tritt Leroy Sané bei Trainer Pep Guardiola bei Manchester City auf der Stelle. Ein Überblick über die Ex-Schalker.

Joel Matip: Nach 16 Jahren war auf Schalke im Sommer Schluss. Als der FC Liverpool anfragte, sagte Joel Matip zu. Bei den „Reds“ unterschrieb der 25-Jährige einen Vierjahresvertrag. „Es ist Zeit, etwas Neues zu probieren und ins Ausland zu gehen“, erklärte Matip im Februar. Krumm nahm ihm den Wechsel nach England auf Schalke niemand. Sein Jugendtrainer und Förderer Norbert Elgert hatte vorausgesagt, dass sich Matip auch in der Premier League behaupten würde. „Er wird eine gewisse Zeit brauchen, sich zu akklimatisieren. Aber er bringt alles mit, um in einer für ihn neuen, in dieser ganz anderen Liga zu bestehen.“

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Schalkes U19-Cheftrainer sollte recht behalten. Matip, der Schalke ablösefrei verlassen durfte, steht mit dem FC Liverpool an der Tabellenspitze der Premier League – vor Chelsea und Manchester City. Seit dem 3. Spieltag ist Joel Matip in der Stammformation gesetzt. In sämtlichen Partien spielte er über 90 Minuten. Beim 4:2-Sieg gegen Crystal Palace Ende Oktober erzielte der kopfballstarke Abwehrspieler sogar seinen ersten Saisontreffer.

Für Liverpools Trainer Jürgen Klopp ist Matip ein Königstransfer. Der 49-Jährige lobt seinen Abwehrchef in den höchsten Tönen: Es war ziemlich klar, dass eine Verpflichtung Sinn machen würde“, erklärte er gegenüber englischen Journalisten. „Wenn ihr in Deutschland gelebt oder gearbeitet hättet, wüsstet ihr auch viel mehr über ihn. Er stand sechs Jahre lang bei einem der besten Teams in der Bundesliga unter Vertrag und hat in sämtlichen Wettbewerben gespielt.“

Leroy Sané: Die Schalker Fans verabschiedeten ihr großes Juwel mit einem weinenden und lachenden Auge nach Manchester City. Leroy Sané war der Wunschspieler des neuen City-Trainers Pep Guardiola und kaum zu halten. Für die Schalker Fans war es nur schwer vorstellbar, dass sie künftig auf die spektakulären Aktionen des Flügelflitzers verzichten müssen.

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Auf der anderen Seite spülte der Verkauf fast 50 Millionen Euro in die Vereinskasse. Geld, das der neue Manager Christian Heidel gut gebrauchen konnte. Dennoch fragten sich viele: kommt der Wechsel nicht zu früh? Sanés Bilanz bei ManCity bestätigt diese Befürchtung. Der „Daily Telegraph“ zählte den 20-Jährigen in dieser Woche sogar unter den größten Flops der Sommertransfers in der Premier League auf.

Nach einer Oberschenkelverletzung zum Saisonstart kam Sané zwar auf fünf Einsätze in der Premier League, zwei Spiele im EFL-Cup und einen Kurzeinsatz in der Champions League. In den vergangenen beiden Partien berücksichtige ihn Guardiola aber nicht. Das vergangene Wochenende nutzte der Stürmer für einen Abstecher in die alte Heimat. Aus einer Loge verfolgte er am Sonntag auf Schalke den Heimsieg gegen Werder Bremen.

Sein neuer Mannschaftskollege Ilkay Gündogan muntert Leroy Sané auf. „Er wird hier sein Ding durchziehen. Ich gebe ihm alle Unterstützung, die er braucht“, sagte Gündogan im Gespräch mit dem Kicker.

So ist der Stand bei Neustädter, Höger und Co.  

Roman Neustädter: Dem Defensivallrounder weinte auf Schalke kaum ein Fan eine Träne nach, als er im Sommer zu Fenerbahce Istanbul wechselte. Die Leistungen des 28-Jährigen waren einfach zu schwankend. Schalke 04 und Roman Neustädter – das passte in vier gemeinsamen Jahren irgendwie nicht zusammen. Beim Tabellenfünften der Süper Lig läuft es mittelmäßig. In zehn Ligaspielen stand Neustädter nur dreimal in der Startelf. Viermal wurde er eingewechselt, dreimal kam er gar nicht zum Einsatz. Hinzu kommen zwei Einsätze in der Europa Legaue.

Marco Höger: Sein Tor beim Derbysieg 2012 in Dortmund bleibt unvergessen. Auf Schalke brachte es ihm den Namen „Derby-Höger“ ein. Als der 1. FC Köln, der Klub aus seiner Geburtsstadt, ihm einen Fünfjahresvertrag anbot, konnte der 27-Jährige gar nicht anders, als ihn zu unterschreiben. Bei Kölns Trainer Peter Stöger ist Höger im defensiven Mittelfeld gesetzt. In neun Partien stand er in der Startelf. Auch die Ergebnisse stimmen: Köln ist Sechster. Beim 3:1-Sieg im September auf Schalke wurde Höger freundlich empfangen. Bei den Königsblauen warfen ihn schwere Verletzungen immer wieder zurück. Bei der großen Konkurrenz im defensiven Mittelfeld hätte er es auf Schalke ohnehin schwer gehabt.

Kaan Ayhan: Am letzten Tag der Transferphase wechselte Kaan Ayhan zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. In der Rückrunde der vergangenen Saison war der Innenverteidiger bereits an Eintracht Frankfurt ausgeliehen. Bei Trainer Friedhelm Funkel spielt der 22-Jährige regelmäßig. Beim 0:1 gegen Union Berlin sah er aber zuletzt die Gelb-Rote Karte.

Marvin Friedrich: Wenn auf Schalke von Marvin Friedrich die Rede war, dann sprachen alle von einem der größten Talente der letzten Jahre. Diesen Status hat der Defensivspieler aber nie ablegen können. Seine Bilanz auf Schalke: neun Einsätze bei den Profis und 35 Spiele bei der U23 in der Regionalliga. Obwohl der 20-Jährige auf Schalke als unverkäuflich galt, wechselte er für knapp eine Million Euro Ablöse zum FC Augsburg, Gespielt hat Marvin Friedrich in dieser Saison noch keine Minute. Den Innenverteidiger plagt eine hartnäckige Adduktorenverletzung.

Robert Leipertz: Christian Heidel holte die Leihgabe im Sommer vom Zweitligisten 1. FC Heidenheim zurück nach Schalke und verkaufte Leipertz, einen der besten Scorer der letzten Zweitliga-Saison, an den 1. FC Ingolstadt weiter. In Ingolstadt kam er in zwei Spielen nur auf 14 Minuten Einsatzzeit. Bevor sich der Offensivspieler im Oktober eine Muskelverhärtung zuzog, spielte er nur im Regionalliga-Team.

So läuft es für Clemens, Belhanda und Co. 

Christian Clemens: Der Rechtsaußen zeigte auf Schalke viel zu selten, was er drauf hat. Im Januar 2015 wechselte er auf Leihbasis zu Mainz 05. Durch starke Leistungen empfahl er sich für einen Vertrag, der Schalke eine Ablösesumme von geschätzt 2 Millionen Euro einbrachte. In dieser Saison läuft es noch nicht gut für ihn: er kommt nur drei Einsätze. Eine Sehnenreizung stoppt Clemens seit Wochen.

Michael Gspurning: Jens Keller schätzt die Art des österreichischen Torwarts, der auf Schalke kein Bundesliga-Spiel absolvierte, und lotste ihn im Sommer zu Union Berlin. „Union hat aktuell zwei junge, aufstrebende und talentierte Keeper. Daher weiß ich natürlich um meine Rolle“, sagte der 35-Jährige nach seiner Vorstellung auf der Union-Homepage. Zum Einsatz kam er bislang noch nicht.

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Younes Belhanda wird Ende des Monats wieder auf Schalke sein, wenn er mit OGC Nizza in der Europa League zu Gast ist. Schalke lieh den offensiven Mittelfeldspieler im Januar für ein halbes Jahr aus, verzichtete im Sommer aber auf einen Kauf. In Nizza spielt der 26-Jährige ebenfalls auf Leihbasis.

Auch Pierre-Emile Höjbjerg hatte auf Schalke keine Zukunft. Der dänische Nationalspieler spielte als Leihgabe von Bayern München ein Jahr auf Schalke. Der FC Southampton legte im Sommer 15 Millionen Euro auf den Tisch. Geld, das Schalke nicht zahlen wollte.