Gelsenkirchen. . Schalke-Trainer Markus Weinzierl trifft am Samstag auf seinen Ex-Klub FC Augsburg. Auch dort lief es am Anfang nicht rund. Weinzierl sieht Parallelen und hofft mit Schalke auf eine ähnliche Entwicklung.

  • Schalke-Trainer Markus Weinzierl trifft am Samstag auf seinen Ex-Klub FC Augsburg
  • Auch dort lief es am Anfang nicht rund
  • Weinzierl sieht Parallelen und hofft mit Schalke auf eine ähnliche Entwicklung

Die vergangenen Tage waren noch einmal gut, um den Kopf freizubekommen. „Besser als vorher“ ging es Markus Weinzierl mit der Überzeugung, dass durch den ersten Bundesliga-Sieg mit Schalke gegen Mönchengladbach die Wende zum Erfolgreichen vollzogen ist. An diesem Dienstag versammelt er seine Schalker Spieler jetzt wieder auf dem Trainingsplatz – vor dem 41-Jährigen liegt die emotionalste Woche, seit er seinen Job bei den Königsblauen angetreten hat. Denn am Samstag geht es zum Spiel beim FC Augsburg: Den Klub, den Weinzierl im Sommer nach vier Jahren verlassen hat, um sich auf Schalke einer noch größeren Herausforderung zu stellen.

Weinzierl hat Augsburg nahezu auf dem Höhepunkt seines Schaffens den Rücken gekehrt: „Der Verein hat sich sensationell entwickelt“, sagt der Trainer nicht ohne Stolz, „das haben wir alles gemeinsam geschafft.“ Fast schon ein wenig verblasst ist da die Erinnerung, dass es für Weinzierl am Anfang seiner vier Jahre auch in Augsburg nicht leicht war und er nach wenigen Monaten schon als Missverständnis abgestempelt war; am Ende der ersten Halbserie in der Bundesliga standen nur neun Punkte auf dem Konto. Es war wohl nur dem in der Winterpause 2012/13 geholten neuen Augsburger Manager Stefan Reuter zu verdanken, dass der junge Trainer im Amt bleiben und in der Rückrunde den Erfolg seiner Arbeit einfahren durfte.

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Markus Weinzierl war im Sommer 2012 als Nobody in die Bundesliga gekommen: Vorzuweisen hatte er vier Jahre als Trainer bei Jahn Regensburg, die sich wohl eher aus einem Zufall entwickelten. Eigentlich wollte der ehemalige Profi, der ein Jahr lang dem erweiterten Kader des FC Bayern angehörte und der zum Schluss bei Jahn Regensburg spielte, nach dem Ende seiner Karriere Lehrer werden, schreibt die „Mittelbayerische Zeitung“ in einem lesenswerten Portrait. Doch dann habe ihn Günter Güttler, ein früherer Schalke-Profi, als Co-Trainer nach Regensburg zurück geholt, und als Jahn sich 2008 von Cheftrainer Thomas Kristl trennte, habe Weinzierl als Nachfolger parat gestanden. Über die vier folgenden Weinzierl-Jahre bis 2012 schreibt das Blatt heute: „Beim Jahn gelingt ihm das, was nach zähem Beginn auch in Augsburg sein Markenzeichen wird und seinen blendenden Ruf in der Branche begründet. Er formt aus durchschnittlich veranlagten Akteuren eine schlagkräftige Truppe mit höchster taktischer Disziplin.“ Am Ende steht mit Regensburg der Aufstieg in die zweite Liga – und ein Abschied nach Augsburg, um die nächste größere Herausforderung anzunehmen: In der Bundesliga.

Vier tolle Jahre: Augsburgs Entwicklung ist auch Weinzierls Werk

Weinzierl trat in Augsburg die Nachfolge von Jos Luhukay an, doch bis sich der Erfolg einstellte, vergingen quälende Monate. Nur wenige trauten es dem Neuling zu, die Lage zu meistern und den Klassenerhalt zu schaffen. Rein sportlich betrachtet, sieht Weinzierl heute sogar Parallelen zu seinen Augsburger Anfängen und zu dem, was sich in den vergangenen Wochen auf Schalke ereignet hat: „Der Start ist damals vollkommen in die Hose gegangen – leider mit Schalke jetzt auch“, erklärt Weinzierl im Gespräch mit der WAZ und konkretisiert: „Ich habe da auch lange Zeit gebraucht, um das richtige Konzept, die richtige Mischung und die richtigen Spieler zu finden. Da war es auch so, dass wir an vielen Schrauben gedreht haben, und jetzt hoffe ich, dass es hier genauso läuft.“ Ein Schnellstarter ist Weinzierl nicht. Aber ein Trainer, der langfristig immer seine Ziele erreicht hat. Zumindest in Regensburg und Augsburg.

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Mit Augsburg qualifizierte er sich im Jahr 2015 sensationell für die Europa League, die ihn dann bis nach Liverpool führte – von diesem Erlebnis schwärmt der Trainer heute noch. „Es waren vier tolle Jahre, in denen wir sehr viel erreicht haben und auch eine Mannschaft entwickelt haben“, sagt Weinzierl: „Mich freut es, wie der Verein jetzt dasteht.“ Eigentlich wollte ihn Schalke schon ein Jahr eher, im Sommer 2015, haben, doch Weinzierl hielt den Neuanfang jetzt mit Christian Heidel für den richtigen Zeitpunkt zum Wechsel.

Am Samstag nun kommt es zum Wiedersehen mit Augsburg – Weinzierl freut sich drauf. Wie groß die Freude bei den Augsburgern ist, vermag er nicht einzuschätzen: Im Frühsommer waren sie dort nicht erfreut, dass der erfolgreiche Trainer das Weite gesucht hat – auch wenn Schalke die Trennung mit einer Ablösesumme von rund drei Millionen Euro versüßt hat. Weinzierl konnte sich nicht einmal von seinem Ex-Klub verabschieden, weil Augsburgs Manager Stefan Reuter dem Wechsel einige Wochen lang nicht zustimmen wollte. Kontakt hat es seitdem nicht mehr gegeben.

Und am Samstag? „Ich hoffe, dass es positiv sein wird, aber man weiß nie“, sagt Weinzierl. Es wird für ihn eine emotionale Woche.