Nizza. Der FC Schalke 04 tritt im ersten Europa-League-Spiel beim französischen Klub OGC Nizza an. Wir haben mit Frankreich-Fachmann Gernot Rohr gesprochen.
1997 gewann OGC Nizza den französischen Pokal. Ansonsten liegen die Erfolge des Klubs weit zurück. In den 50er Jahren war Schalkes heutiger Gegner in der Europa League vier Mal Französischer Meister. Die Sehnsucht nach einem Titel ist in Nizza also ähnlich groß wie auf Schalke. Nach der Verpflichtung von Stürmer Mario Balotelli ist zumindest das Träumen an der Côte d’Azur erlaubt. Nach vier Spieltagen steht OGC Nizza punktgleich mit dem AS Monaco an der Tabellenspitze.
Balotelli traf zweimal für Schalke-Gegner OGC Nizza am Sonntag
„Das ist kein Zufall“, sagt ein Deutscher, der mit Fug und Recht von sich behaupten kann, Experte des französischen Fußballs zu sein. Gernot Rohr spielte zwölf Jahre für Girondins Bordeaux, später war er insgesamt 17 Jahre als Trainer in Frankreich tätig. Von 2002 bis 2005 sogar bei OGC Nizza. Der 63-Jährige, der seit Anfang August Nationaltrainer Nigerias ist und sogar die französische Staatsbürgerschaft besitzt, lobt die Spielweise von Nizza. Die taktische Flexibilität, die Trainer Lucien Favre der Mannschaft seit Beginn der Vorbereitung einhaucht, beeindruckt ihn. „Als es am Sonntag gegen Olympique Marseille im 3-5-2 nicht so gut lief, stellte Favre auf 4-4-2 um, und es lief plötzlich“, so Rohr. Nizza drehte einen 1:2-Rückstand und gewann mit 3:2. Zweifacher Torschütze: Mario Balotelli. „Balotelli ist physisch noch nicht bei 100 Prozent. Aber er tut dem Spiel gut“, sagt Rohr.
Auch interessant
Generell hat er großen Gefallen an der Mannschaft von OGC gefunden. „Gegen die kleinen, flinken und sehr schnellen Spieler im Mittelfeld ist das Verteidigen schwer. Auch für Schalke wird es nicht einfach“, sagt er.
Aber auch vom FC Schalke 04 hat der gebürtige Mannheimer trotz des vorletzten Tabellenplatzes in der Bundesliga eine hohe Meinung. Freitag kommentierte er das Spiel der Schalker gegen den FC Bayern München (0:2) im französischen Fernsehen. Vor allem das schnelle Umschaltspiel auf der linken Seite von Baba hat ihm gefallen. „Wenn Baba antritt, ist er nur schwer aufzuhalten“, sagt Gernot Rohr. „Ich hätte Schalke einen Punkt gegönnt. Aber Bayern ist eben Bayern.“
Einen Favoriten sieht er heute Abend im ersten Spiel der Europa League-Saison nicht. „Es wird auf jeden Fall ein enges Spiel“, sagt er. Auf der einen Seite die Schalker mit vielen Spielern, die große internationale Erfahrung haben. Auf der anderen Seite OGC Nizza, das sich mit international erfahrenen Spielern verstärkt hat, die die jungen Spielern führen sollen. Dass Spieler wie Dante aus Wolfsburg, Mario Balotelli vom FC Liverpool, oder der ehemalige Schalker Younes Belhanda nach Nizza wechselten, liegt laut Rohr auch an den finanziellen Möglichkeiten, die der Klub hat.
Er selbst wird das Spiel zu Hause vor dem Fernseher verfolgen. Über 700 Kilometer Anfahrt von seinem Wohnort Lège-Cap-Ferret sind ihm zu weit. Außerdem muss er arbeiten. An der Bucht von Arcachon, in der Nähe von Bordeaux, betreibt er seit über 25 Jahren, neben seinen Jobs als Trainer, ein Hotel.