Gelsenkirchen. Schalke attackierte den FC Bayern am Freitagabend früh. „Es hat schon mächtig Spaß gemacht, die Jungs ein bisschen in Bedrängnis zu bringen“, sagte Leon Goretzka.
- Schalke attackierte den FC Bayern am Freitagabend früh
- „Es hat schon mächtig Spaß gemacht, die Jungs ein bisschen in Bedrängnis zu bringen", sagte Leon Goretzka
- Goretzka wurde zum Ball-Jäger Nummer 1
Das Zirkulieren des Balles durch die eigenen Reihen geht bei den Bayern normalerweise wie im Schlaf: Es passieren einfach keine Fehler. Diesmal aber gab es Szenen, in denen die Bälle in der Not ins Aus geschossen wurden und sich die Münchener Spieler danach fragend anschauten, was denn jetzt schon wieder passiert war. „Die wussten auch nicht so recht, was los ist”, hatte Leon Goretzka beobachtet. Denn so, wie sie von Schalke an diesem Abend attackiert worden waren, hatte das in Deutschland zuletzt nur selten eine Mannschaft gewagt.
Schalke-Trainer Markus Weinzierl verzichtete auf Max Meyer
Es ging Schalke nicht darum, den Bayern nur die Wege zuzustellen und sie so zum Querspielen zu nötigen, sondern es ging darum, ihnen die Bälle frech abzujagen. Und der auffälligste Balljäger war Leon Goretzka, der bei fast jedem Angriffsversuch der Bayern schon am Münchener Strafraum die Gegenattacke anführte. „Leon hat das genau richtig gemacht”, lobte Manager Christian Heidel: „Er ist voll draufgegangen.” Auch wenn es am Ende nicht zum Erfolg führte und Schalke das Spiel mit 0:2 verlor, so kann man doch festhalten: Die Schalker Mannschaft entdeckte am Freitagabend die Lust aufs Verteidigen, das mit dem Attackieren des Gegners beginnt. „Es hat schon mächtig Spaß gemacht, die Jungs ein bisschen in Bedrängnis zu bringen”, schmunzelte Goretzka – über die sonst so unerreichbaren „Jungs” vom Rekordmeister.
Entwarnung: Huntelaar soll in Nizza spielen
Schalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar zog sich gegen die Bayern zwar eine leichte Gehirnerschütterung zu, soll aber dennoch am Donnerstag in der Europa League in Nizza spielen können. Die Chancen auf einen Einsatz stünden gut, teilte Schalke mit. Huntelaar musste gegen Bayern nach einem Zusammenprall mit Thiago in der 67. Minute ausgewechselt werden.
Diese frühe Attacke war genau der Plan von Trainer Markus Weinzierl, der sich damit etwas getraut hatte: Denn die meisten anderen Trainer verschanzen sich lieber am eigenen Strafraum vor den Bayern – Jens Keller hätte vor Jahren am liebsten mal den Mannschaftsbus ins Tor gestellt. Und im Zentrum dieses Plans stand Leon Goretzka, der als Zehner den Vorzug vor Max Meyer bekam, weil er mehr Wucht, Dynamik und Laufstärke einbringt als der kleine Dribbelkönig.
„Das war keine Entscheidung gegen Max Meyer, sondern eine Entscheidung für einen anderen Spielertypen”, betonte Heidel. Goretzka selbst war der Rollentausch egal: „Ob ich auf der Zehn spiele oder eine Position tiefer auf der Acht, macht für mich nicht so einen großen Unterschied.”
Wichtiger war vielmehr, dass die ganze Mannschaft von dem Gedanken beseelt war, dass das Bällejagen Spaß machen kann. Auch alle anderen Offensivspieler, insbesondere auch Klaas-Jan Huntelaar, gewährten den Bayern nicht nur Geleitschutz, sondern ließen sie ein unangenehmes Draufgehen spüren. So kamen die Schalker über weite Strecken zum richtigen Moment in die Zweikämpfe und nicht ständig zu spät. „Es war alles ein bisschen stimmiger als in der vorherigen Saison”, analysierte Goretzka. Damals habe es in einzelnen Spielen auch funktioniert, auch da sei nicht alles schlecht gewesen, betont der 21-Jährige: „Wir hatten schon ein paar Lichtblicke”. Jetzt hofft er aber, dass es bei der gesamten Mannschaft „Klick gemacht hat und wir das bald auch über 90 Minuten hinbekommen.”
Für Schalkes Goretzka steht eine Einladung von Jogi Löw ins Haus
Denn bei aller Freude über diesen Auftritt, sagte Goretzka auch: „Es tut einfach richtig weh, dass wir aus diesem Spiel nichts mitnehmen können.“ Weil die Bayern zwar zwischendurch angezählt waren, aber am Ende dann doch wieder so erfolgreich wie immer: Diesmal eben durch die späten Tore von Robert Lewandowski (81.) und Joshua Kimmich (92.). „Vielleicht muss man sich an der guten Leistung hochhangeln, aber kaufen können wir uns dafür nichts“.
Für Leon Goretzka selbst dürfte bei solchen Leistungen allerdings alsbald eine Belohnung ins Haus stehen: Denn wenn er gesund bleibt, holt ihn Jogi Löw in dieser Form im Oktober garantiert in die Nationalmannschaft – der Bundestrainer hatte sich erst vor einer Woche als Fan des Schalkers geoutet.