Gelsenkirchen. Erst Nizza, dann Berlin: Nach starkem Auftritt gegen Bayern müssen Siege her. Sportvorstand Heidel gibt die Richtung vor – und erinnert an die Tugenden.
- Erst Nizza, dann Berlin: Nach starkem Auftritt gegen Bayern müssen Siege her
- Christian Heidel gibt die Richtung vor – und erinnert an die Tugenden
- Er legt die Messlatte ganz bewusst hoch
Als Schalkes Sportvorstand Christian Heidel nach dem 0:2 (0:0) gegen den FC Bayern München zu vorgerückter Stunde in sein Auto auf dem Parkplatz vor der Arena einstieg, stach ein nagelneuer blauer S04-Aufkleber auf seiner schicken Karosse ins Auge. „Den hat mir jemand vor der Geschäftsstelle drauf geklebt. Ich lasse das jetzt einfach so“, sagte Heidel und nahm es mit Humor.
In der aktuellen Tabellensituation muss allerdings nicht nur Heidel Farbe bekennen, sondern vor allem die Mannschaft. Nach zwei Niederlagen rangieren die Schalker im Rotlichtviertel der Bundesliga und müssen schnellstmöglich den Hebel umlegen. Am Donnerstag (21.05 Uhr/Sport1) sind die Schalker in der Europa League beim französischen Erstligisten OGC Nizza im Einsatz. Anschließend geht es am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) bei Hertha BSC Berlin in der Meisterschaft weiter.
Die Berliner schafften erstmals in 34 Spielzeiten zwei Siege in Folge zum Bundesliga-Start. Das ist für Schalke Warnung genug: Ziel der Königsblauen ist es, sich durch einen erfolgreichen Auftritt in Nizza Schwung für den kniffligen Trip in die Hauptstadt zu holen.
Tugend vor Spielkultur
Christian Heidel legt die Messlatte ganz bewusst hoch. Nach seiner Kritik an der Spielermentalität im Anschluss an den ernüchternden Auftritt beim 0:1 in Frankfurt folgte die dringend erforderliche Reaktion im Duell mit Rekordmeister Bayern München. „Die Mannschaft hat das Gefühl bekommen, dass es Spaß macht, als Kollektiv aufzutreten und als Team zu verteidigen“, sagte der Kaderplaner. „Bis zum Bayern-Führungstor gab es nicht viele Szenen für den Gegner. Das zeigt, dass wir es gut gemacht haben.“ Der Sportvorstand schärft den Blick für das Wesentliche. Bevor es an Spielkultur geht, sollen die Tugenden im Schlaf beherrscht werden. „Es muss das Schlimmste für uns sein, wenn der Gegner den Ball hat“, sagt Heidel. Defensivarbeit müsse „Spaß machen“.
Das kraftzehrende, bissige und unbequeme Auftreten soll in den kommenden Monaten nicht zur Ausnahme, sondern zum Schalker Standardprogramm werden. „Du kannst nur mit der gleichen Einstellung wie gegen Bayern bestehen. Das muss die Mannschaft verinnerlichen“, streicht Heidel im Hinblick auf Nizza und Berlin unmissverständlich heraus.
„Leute reagieren sehr sensibel“
Dass die Schalker Anhänger auch Misserfolg verzeihen, stellten sie durch beeindruckende Rückendeckung für ihre Spieler unter Beweis. „Die Leute auf Schalke reagieren sehr sensibel“, meint Heidel. „In der Art, wie das gegen Bayern passiert ist, habe ich das selten erlebt.“ Mittelfeldspieler Leon Goretzka, der Bayern-Altmeister Xabi Alonso viele Rätsel aufgab und selbst Akzente setzte, bilanzierte: „Es war Gänsehaut pur.“
Allerdings hatte der erfolglose Kampf nicht nur bei Klaas-Jan Huntelaar, der seine leichte Gehirnerschütterung bis zum Nizza-Spiel auskuriert haben soll, sondern auch bei Goretzka Spuren hinterlassen: „Es tut einfach richtig weh, dass wir aus dem Spiel nichts mitnehmen konnten.“ In den kommenden Wochen hofft Goretzka, dass es für die Königsblauen nicht nur Applaus, sondern auch Punkte gibt. Am besten im internationalen und nationalen Wettstreit.