Frankfurt. . Kapitän Benedikt Höwedes nahm den schwachen Naldo in Schutz und kritisierte nach der Schalker Start-Pleite: „Da haben elf Leute auf dem Platz gestanden, bei denen es nicht stimmte.“
- Neuzugang Naldo sah bei der Niederlage in Frankfurt ganz schlecht aus, aber das hatte Gründe
- Die in der Vorbereitung einstudierte Taktik ging überhaupt nicht auf
- Torwart Ralf Fährmann will die Ruhe behalten und hofft, dass andere das auch tun
Benedikt Höwedes drehte sich auf der Stelle noch einmal um, als die Sprache auf seinen Abwehrkollegen Naldo kam. Jeder hatte gesehen, dass der gebürtige Brasilianer bei seinem Bundesliga-Debüt für Schalke einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte – ausgerechnet der erfahrene Naldo, der eigentlich geholt worden war, um der Abwehr wieder Halt zu geben. Und dann unterliefen dem bald 33-Jährigen auf Anhieb so viele Fehler, dass man damit beinahe eine ganze Hinrunde pflastern könnte. Doch so einfach wollte es sich Höwedes nach der Schalker 0:1-Niederlage zum Saisonstart bei Eintracht Frankfurt nicht machen.
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„Ich glaube, dass wir nicht zu zweit auf dem Platz gestanden haben“, empörte sich der Schalker Kapitän. Er suchte die Fehler nicht allein im Abwehrzentrum, das von ihm und dem indisponierten Naldo gebildet worden war. Höwedes attestierte der Mannschaft vielmehr ein Kollektivversagen: „Da haben elf Leute auf dem Platz gestanden, bei den die Abstände nicht gestimmt haben und wo der Druck nicht da war.“ Und dann, resümierte der Weltmeister, würden überall auf dem Platz Fehler gemacht, die in letzter Konsequenz nicht mehr zu verhindern wären.
Am Anfang war in der Tat fast alles schiefgelaufen, was man sich denken kann – dieser Kritik stellten sich die Schalker; Trainer Markus Weinzierl sprach von einer „katastrophalen Anfangsphase“. Schalke wollte so spielen, wie es der Gegner getan hatte, verriet Höwedes: „Von der hinteren Reihe ein bisschen höher, vorne ein bisschen druckvoller.“ Doch die Frankfurter hatten auf diesen Plan die bessere Antwort. Ihrem Trainer Niko Kovac war „die doch sehr hoch stehende Schalker Abwehr“ aufgefallen. Mit steilen Pässen wurde diese oft überspielt. Das war problemlos möglich, weil Schalkes Offensivreihe mit Meyer und Huntelaar im Zentrum, Choupo-Moting auf links und überraschend di Santo auf der rechten Seite keinen Druck auf den Gegner aufbauen konnte.
Schalke-Taktik wurde wochenlang geübt
Warum das so war, war den Schalkern nachher ein Rätsel – denn diese Marschroute wurde wochenlang eingeübt. Manager Christian Heidel bestätigte: „Das ist das, was Markus Weinzierl in der Vorbereitung immer wieder angesprochen hat: Druck aufbauen auf den ballführenden Mann. Doch es war kein Druck da.“ Schalke gewährte auf dem Platz wieder nur Geleitschutz – keiner blies zur Attacke. Eine echte Erklärung hatte Weinzierl für diese Passivität zunächst nicht. Auf die Frage der WAZ nach den Gründen kündigte er aber eine gründliche Analyse an und konstatierte: „Wir hatten uns komplett das Gegenteil vorgenommen.“
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Weil die Frankfurter aus ihren großen Vorteilen in der ersten Halbzeit freilich nur einen Treffer durch Alex Meier in der 13. Minute erspielten (erst bekam Naldo den Ball nicht weg, dann setzte sich der Torjäger klasse gegen Caicara und Naldo durch), hätte Schalke trotzdem noch einen Punkt mitnehmen und den Saisonstart damit wenigstens halbwegs retten können. Doch erst mit der Einwechslung des richtig starken Neuzugangs Nabil Bentaleb in der 74. Minute konnte Schalke Druck aufbauen und sich auch einige Chancen erspielen – zuvor musste Ralf Fährmann freilich noch einen Elfmeter von Meier abwehren, um die Schalker im Spiel zu halten.
Fährmann war bedient – „wir müssen uns wachrütteln“, sagte der Torwart schon nach dem ersten Spieltag. Doch in dieser Übung hat Schalke aus der Vergangenheit ja viel Erfahrung, und so soll die Länderspielpause nun vor allem zum arbeiten genutzt werden. „Wir bleiben ruhig“, sagt Fährmann, „und wir hoffen, dass alle anderen es auch bleiben.“
Schalke enttäuscht in Frankfurt