Rio de Janeiro. Max Meyer ist Kapitän und Spielmacher der DFB-Auswahl, die am Samstag in Rio de Janeiro im Endspiel des olympischen Fußballturniers gegen Brasilien um die Goldmedaille kämpft. Einen Olympiasieger in seinen Reihen zu haben, wäre auch für den FC Schalke 04 etwas Neues.

  • Schalkes Max Meyer ist Kapitän und Spielmacher der DFB-Auswahl
  • Am Samstag kämpft das Team m Endspiel des olympischen Fußballturniers gegen Brasilien um Gold
  • Einen Olympiasieger in seinen Reihen zu haben, wäre für S04 etwas Neues

Er hat an der Stamford Bridge in Chelsea und im Bernabeu von Real Madrid gespielt, schon mit 17 Jahren bestritt er sein erstes von 25 Europapokalspielen für den FC Schalke 04. Doch heute wird Max Meyer seinen bisher größten Moment erleben: Im Maracana-Stadion in Rio de Janiero wird der 20-Jährige mit der deutschen Olympia-Auswahl um die Goldmedaille spielen – gegen den Gastgeber Brasilien um Superstar Neymar. „Wir wissen, dass wir Silber sicher haben, aber wir wollen Gold gewinnen. So gehen wir auch in dieses Spiel rein“, versprach Meyer nach dem 2:0 im Halbfinale gegen Nigeria.

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Am Donnerstag nach der Ankunft in Rio und dem Einzug in das Olympische Dorf, das eigentlich eine Hochhausstadt ist, machte Trainer Horst Hrubesch noch einmal deutlich, dass der 1,73 Meter kleine offensive Mittelfeldspieler für ihn einer der Größten ist. „So wie von den Junioren-Europameistern von 2009 einige Nationalspieler und Weltmeister wurden, so können es auch aus dieser Mannschaft einige schaffen, zum Beispiel Max Meyer“, sagte Hrubesch. Der DFB-Coach, der nach dem Olympia-Finale als Trainer aufhört, hat zu Meyer besonders großes Vertrauen. Genaugenommen ist der gebürtige Oberhausener für den 65-Jährigen sogar das Herz der Olympia-Mannschaft. „Er ist seit zwei Jahren bei mir in der U21. Max hat Großartiges geleistet“, sagte Hrubesch über den Schalker.

Hrubesch hat offenbar ein Faible für Spieler des FC Schalke 04

Hrubesch, bei der Hammer SpVg groß geworden als Fußballer, bei Rot-Weiss Essen zum Bundesligaspieler gereift, hat offenbar ein Faible für Spieler des Gelsenkirchener Bundesligisten. Leon Goretzka startete als Kapitän in das Olympia-Turnier. Als der Schalker schon nach 28 Minuten im Auftaktspiel gegen Mexiko (2:2) wegen Rückenproblemen ausfiel, wanderte die Spielführer-Binde wie selbstverständlich zu „MM“. Heute abend ruht auf Max Meyer eine besondere Verantwortung. Praktisch als Widerpart zu Neymar soll er dem Endspiel in Maracana seinen Stempel aufdrücken.

Meyer ist in Brasilien noch nicht fertig. „Warum soll uns nicht der ganz große Wurf gelingen?“, fragt er. Hrubesch hat ihn zum Spielmacher auserkoren, im zentralen Mittelfeld soll Meyer das Spiel zu ordnen. Mit der satten Bilanz von 95 Bundesliga-Einsätzen mit noch nicht einmal 21 Jahren weist er große Erfahrung auf. Wie die gesamte Mannschaft dauerte es aber etwas, bis er seinen Rhythmus fand. Mitten aus der Bundesliga-Vorbereitung bei den Königsblauen fehlte auch ihm noch die Frische, aber die Fitness wurde im Verlauf des Turniers aufgebaut. Nach dem 3:3 gegen Südkorea im zweiten Spiel wurde er zum Hellseher: „Wir waren fast ausgeschieden. Wenn man solche Spiele übersteht, kann man weit kommen.“ Drei Tore erzielte er dann im dritten Spiel beim 10:0 gegen Fidschi, verschoss allerdings einen Elfmeter. „Der lernt das nie“, rief Hrubesch. Aber das war ein Scherz, der baumlange, massige Trainer liebt seinen kleinen Regisseur.

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Und Meyer gibt die Zuneigung es zurück. „Der Trainer ist wirklich eine spezielle Person. Er hat es geschafft, uns in nicht einmal drei Wochen zu einer richtigen Mannschaft zu formen.“ Gold – das wäre die Krönung und auch etwas Neues für Schalke, denn einen Olympiasieger hatte der Klub noch nicht in seinen Reihen. Allerdings ebenso wenig einen Silbermedaillengewinner. Doch über eine Niederlage redet nach den beiden straken Vorstellungen beim 4:0 gegen Portugal und dem 2:0 gegen Nigeria weder ein Meyer noch ein Hrubesch. „Wir werden gegen 75.000 Brasilianer im Stadion spielen“, weiß Meyer. Die Einheimischen wollen eine Revanche für das 1:7 im WM-Halbfinale vor zwei Jahren, was bis heute als nationales Drama empfunden wird. „Wir reden da noch nicht mal drüber. Olympia ist ein anderer Wettbewerb, und es handelt sich um völlig andere Mannschaften“, sagt Hrubesch. Für die Brasilianer spielt das keine Rolle. Nur Gold kann sie trösten. Und vor allem für Neymar, der damals im Halbfinale verletzt fehlte und als einer der älteren Spieler im Kader steht, wäre ein Sieg über die Deutschen ein verspäteter Triumph.

Gestoppt werden muss Neymar unter anderem von Sven Bender und Matthias Ginter, den beiden Dortmundern. Eine Reihe weiter vorne ist Meyer dafür zuständig, die Stürmerkollegen mit klugen Pässen, kurz durchgesteckt, lang geschlagen oder in den Strafraum gechipt, zu versorgen. Die Außen Gnabry und Julian Brandt profitieren ebenso davon wie Mittelstürmer Davie Selke. Die Offensivabteilung des DFB-Teams ist auch wegen Meyer mit 21:5 Toren die beste im Turnier. „Wir werden offensiv spielen, wir können nicht anders“, sagt Hrubesch. Die Zuversicht ist groß, auch bei Meyer, dass die Brasilianer zum zweiten Mal ihr blaues Wunder erleben, diesmal nicht in Belo Horizonte, sondern im Maracana in Rio.