Für das Versagen der Schalke-Vorderleute kann Fährmann nichts
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Gelsenkirchen. Ralf Fährmann nahm die Schuld für die Schalker 2:3-Niederlage gegen Leverkusen allein auf sich. Für das Versagen der Vorderleute konnte er nichts.
Ralf Fährmann stand mit blassem Gesicht in einer Tür im Kabinentrakt und wartete, bis er an der Reihe war. Der vorderste Platz in der Interview-Zone der Arena war noch besetzt, weil Horst Heldt gerade seine Sicht der Dinge schilderte – für Fährmann wäre es ein Leichtes gewesen, sich hinter dem Rücken des Managers davon zu schleichen. Der Torwart des FC Schalke 04 tat das nicht, und das sagt viel aus über den Menschen Ralf Fährmann. Er ist kein Typ, der sich aus der Verantwortung stiehlt.
30 Spieltage lang hatte der 27-Jährige in dieser Saison ohne Fehl und Tadel gehalten und seiner Mannschaft einige Male den Sieg gerettet – erinnert sei nur an die Spiele in Stuttgart (1:0) und gegen Mönchengladbach (2:1), als er für seine Teamkollegen in die Bresche sprang und einfach da war, als diese ihn brauchten. Umgekehrt gelang das jetzt nun nicht. Als Fährmann am Samstagabend gegen Leverkusen einen schwachen Tag erwischte, war niemand da, der seine Fehler ausbügelte. Doch das war gar kein Thema für ihn, als er weit nach dem Spiel in die vordere Reihe der Interview-Zone trat und wiederum alles für die Mannschaft tat: Er nahm die 2:3-Niederlage gegen Bayer Leverkusen, die den Königsblauen alle Chancen auf den dritten Tabellenplatz raubt, auf seine Kappe.
Reflektiert und selbstkritisch
„Ich möchte mich bei den Mitspielern und bei jedem einzelnen Fan entschuldigen, dass ich eineinhalb Fehler gemacht habe”, sagte Fährmann: „Die Mannschaft hat eine überragende erste Halbzeit gespielt. Wenn ich die Fehler nicht mache, gewinnen wir das Spiel.” Eine Aussage, die wiederum viel aussagt über den Menschen Ralf Fährmann, den Trainer André Breitenreiter als „sehr reflektiert und selbstkritisch” bezeichnet.
Schalkes Torwart hatte vor dem ersten Gegentor das Spiel schnell machen wollen: Er wollte mit einem weiten Abwurf bis zur Mittellinie einen Gegenangriff einleiten – der Ball wurde abgefangen und landete bei Julian Brandt, der den 1:2-Anschluss erzielte (54.). Beim 2:2 durch Karim Bellarabi in der 56. Minute ließ sich Fährmann von einem Schuss aus spitzem Winkel überraschen – normalerweise ist diese Ecke wie zugenagelt, wenn Schalkes Nummer eins dort steht. „Ralf hat uns in dieser Saison schon so viele Punkte gerettet”, sagte Breitenreiter, „er darf auch mal Fehler machen.”
Indes war es deutlich zu viel der Selbstanklage, dass Fährmann die Niederlage allein auf sich nahm. Seine Fehler waren vielleicht der Auslöser für die Konfusionen in der zweiten Halbzeit, sie hätten die Mannschaft „ein Stück weit schockiert” (Breitenreiter). Aber für das kollektive Versagen wie zum Beispiel beim dritten Gegentor durch Chicharito, als Schalke bei einem eigenen Eckball die Absicherung gänzlich ignorierte und ausgekontert wurde, wie es einer Schülermannschaft nicht passieren darf, konnte man Fährmann nicht verantwortlich machen.
Das Versprechen fürs nächste Spiel
Insgesamt verzeichnete Leverkusen neben den drei Toren allein in der zweiten Halbzeit noch drei Pfosten- und Lattentreffer sowie ein Abseitstor. Für dieses Verhalten gebrauchte Eric Maxim Choupo-Moting Vokabeln wie „naiv“, „dumm“ und „selbst verschuldet.” André Breitenreiter konstatierte: „Ralle ist die ärmste Sau in der Kabine. Er spielt eine großartige Saison. Er braucht sich gar nicht zu entschuldigen.”
Doch Fährmann ist halt keiner, der sich aus der Verantwortung stiehlt. Bevor er am Samstagabend nach Hause ging, sagte er noch: „Ich kann nur versprechen, dass ich nächste Woche wieder voll da bin und den Sieg festhalten werde.” Dann spielt Schalke in Hannover, ehe es zum Schluss gegen Augsburg und Hoffenheim geht.
Was da noch drin ist? Im besten Fall kämpft Schalke jetzt noch um Platz vier – aber dafür darf man sich nun wirklich gar nichts mehr erlauben. „Das Ziel sind neun Punkte“, sagt Fährmann aufrecht, „und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir das schaffen.”
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