Gelsenkirchen. Schalkes Trainer würde seinem Kollegen Roger Schmidt zu gern nacheifern. Leverkusen hat die eigene Krise bewältigt und fordert nun S04 heraus.
Irgendetwas muss passiert sein am 25. Bundesliga-Spieltag. In der Augsburger WWK-Arena lief die 60. Spielminute. Leverkusen lag beim FC Augsburg scheinbar aussichtslos mit 0:3 zurück, da entzündete Karim Bellarabi mit seinem Anschlusstreffer einen Hoffnungsfunken.
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Die Aufholjagd von Bayer, Schalkes nächstem Gegner am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky/live in unserem Ticker), wurde damals noch mit dem 3:3 belohnt. „Dass Leverkusen dort noch einen Punkt mitgenommen hat, hat ihnen sehr viel Selbstbewusstsein gegeben“, weiß Schalke-Trainer André Breitenreiter, der in jener Partie den Auslöser für den Aufschwung der Werkself sieht. „Seitdem hat Bayer Leverkusen die vergangenen fünf Spiele gewonnen und dabei 11:0 Tore erzielt.“
Für Breitenreiter heißt das zum einen, dass die Gäste „in einer sehr guten Verfassung“ sind, wenn sie Schalke nun in Gelsenkirchen zum direkten Duell um die Startplätze im europäischen Wettbewerb herausfordern.
Schmidt und der Schiedsrichter-Eklat
Doch die Entwicklung der Rheinländer in den vergangenen Wochen ist für Breitenreiter auch aus einem anderen Grund von besonderem Interesse: Sein Kollege Roger Schmidt stand seinerzeit schwer unter medialem Beschuss. Nach einem Eklat gegenüber dem Schiedsrichter Felix Zwayer und einem Verweis auf die Tribüne wurde Schmidt für drei Spiele gesperrt. Es hätte nicht verwundert, wenn diese Geschichte dem Sauerländer zum Verhängnis geworden wäre.
Während Schmidt längst wieder fest im Sattel sitzt, ist es nun Breitenreiter, der mit dem Rücken zur Wand steht. Von einem Schlüssel- oder gar Endspiel will Schalkes Linienchef aber nichts wissen. „Es ist ein wichtiges Spiel gegen einen Konkurrenten“, betont Breitenreiter. Das ist wohl eine Untertreibung. Sollte Schalke gegen die Rheinländer kein Befreiungsschlag gelingen, dann ist Platz drei schon mal außer Reichweite.
Breitenreiters persönlicher Maßstab für das, was er eine erfolgreiche Saison nennen würde, liegt aber tiefer. Es ist das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs und zu diesem reicht Platz sieben.
Heldt richtet den Blick nach oben
Der Vorsprung auf den Achten aus Wolfsburg ist mit sechs Punkten komfortabel. „Warum soll nicht auch der VfL eine Serie starten? Die Qualität dazu haben sie absolut“, warnt Horst Heldt, der Manager der Königsblauen, jedoch vor dem Verfolger.
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Dass der Sportvorstand seinen Blick lieber nach oben richtet, ist bekannt. „Wenn wir an Leverkusen herankommen wollen, sollten wir gewinnen, sonst sind sie nicht mehr einzuholen“, gibt sich Heldt forsch. Dass Schalke bei diesem Thema nicht mit einer Stimme spricht, ist bekannt. Eklatant: Bei all den Diskussionen um die Position des Trainers sind allenfalls halbherzige Treuebekenntnisse zu hören.
Tönnies stellt sich nicht vorbehaltlos vor den Trainer
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hatte zwar erklärt, keine Trainerdiskussion zu führen, sich aber auch nicht vorbehaltlos vor Breitenreiter gestellt. Horst Heldt versucht es nun erneut: „André Breitenreiter hat einen Vertrag bis 2017. Mir ist nicht bekannt, dass es einen Nachfolger gibt. In meiner Amtszeit bis zum 30. Juni wird André Breitenreiter Trainer bleiben.“ Die Spieler würden sich zu diesem Thema gar nicht mehr äußern.
Breitenreiters Hoffnung, dass sein Arbeitgeber in dieser Frage „im Gesamten Einigkeit zeigt“, wird sich aber wohl nicht mehr erfüllen. Das unterscheidet Schalke von Leverkusen.