Gelsenkirchen. In einem in der zweiten Hälfte spektakulären Revierderby holte Schalke gegen den BVB zweimal einen Rückstand auf. Das Spiel endete 2:2 (0:0).
- Der BVB schonte seine Stars, schaffte dennoch ein 2:2 gegen Schalke. Mit einem Sieg hätten die Schalker auf Platz vier springen können.
- Gerade in der zweiten Hälfte entwickelte sich das das Revier-Derby zum Fußball-Spektakel.
- In der 65. Minute versenkte Kapitän Huntelaar einen Elfmeter und brachte so den Ausgleich.
Es gab schon bedeutendere Revierderbys als diese 170. Begegnung zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. Vor allem für den BVB, in der Bundesliga seit Monaten sicher auf Platz zwei, war sie zwischen zwei Europapokalspielen eher eine Pflichtaufgabe. Bei den Schwarzgelben wurden viele Stars geschont, dennoch schafften sie ein 2:2 bei den Königsblauen, die gerne mehr geholt hätten. Mit einem Sieg hätten die Schalker auf Platz vier springen können. Immerhin: Sie haben sich nach zwei Rückständen nicht aufgegeben, sie haben sich angestrengt und jeweils ausgeglichen - das 2:2 durfte am Ende als gerecht betrachtet werden.
Borussia Dortmunds Trainer Thomas Tuchel hatte schon vor der Partie verdeutlicht, dass er zwischen zwei Europa-League-Begegnungen mit dem von seinem Vorgänger Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool dem Derby nicht die übliche Bedeutung zukommen ließ. Er veränderte seine Anfangsaufstellung gegenüber dem Hinspiel-1:1 gegen die Reds auf gleich acht Positionen. Nur Mats Hummels, Erik Durm und Sven Bender hatten schon am Donnerstag beim Anstoß auf dem Feld gestanden.
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Nun ist es zwar so, dass eine so genannte B-Elf von Borussia Dortmund bei vielen anderen Bundesligisten als A-Mannschaft durchgehen würde, aber allein ein Blick auf die Reihe der Ersatzspieler genügte, um die Dimension der Umstellungen einordnen zu können: Die BVB-Bank war mit Marco Reus, Pierre-Emerick Aubameyang, Henrikh Mkhitaryan, Gonzalo Castro, Lukasz Piszczek, Roman Weidenfeller und dem nach Verletzungspause ins Aufgebot zurückgekehrten Ilkay Gündogan nicht so richtig schlecht besetzt. Marcel Schmelzer und Julian Weigl standen nicht einmal im Aufgebot.
BVB-Trainer Tuchel vor dem Derby: "Ich möchte in der Europa League weiterkommen"
Den Satz, der die Aufstellung erklärte, lieferte Thomas Tuchel vor dem Anpfiff beim TV-Sender Sky. Auf die Frage, ob ihm ein Derbysieg oder der Halbfinal-Einzug in der Europa League wichtiger sei, antwortete er unmmissverständlich: “Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, möchte ich in der Europa League weiterkommen.”
Auch Schalkes Trainer André Breitenreiter hatte durchgewechselt, allerdings aus anderen Gründen als sein Kollege vom BVB. Sascha Riether, Sead Kolasinac, Pierre-Emilie Höjbjerg, Younes Belhanda und Klaas-Jan Huntelaar spielten diesmal anstelle von Dennis Aogo, Max Meyer, Eric Maxim Choupo-Moting und dem verletzten Leon Goretzka - eine Folge der peinlichen 0:3-Niederlage eine Woche zuvor beim FC Ingolstadt.
Mit dieser Blamage hatten sich die Schalker vor dem Derby selbst in Beweisnot gebracht. Von den Fans im Arena-Norden wurden sie mit einem klaren Auftrag auf den Rasen geschickt: “Spieler in unseren Farben laufen, grätschen, sprinten bis zum Umfallen!” Aber auch Schalkes Verantwortliche, Trainer André Breitenreiter und Manager Horst Heldt, hatten vor dem Spiel vollen Einsatz der königsblauen Profis angekündigt. Doch auf dem Rasen war von typischer Derby-Atmosphäre, von verbissenem Kampf um jede Kugel, in der ersten Halbzeit noch nichts zu entdecken. Es ging weitgehend unaufgeregt zu. Schalke agierte viel zu zaghaft, zu schüchtern. Das 0:3 in Ingolstadt ließ sich eben doch nicht so schnell wie erhofft aus den Köpfen vertreiben.
Die erste richtig gute Chance des Spiels hatte daher der BVB, bei dem sich einige Spieler beweisen wollte. Der erst 17-jährige amerikanische Nationalspieler Christian Pulisic überlief in der 23. Minute auf der rechten Seite Roman Neustädter, visierte die freie lange Ecke an, verfehlte aber das Ziel.
Moritz Leitner hatte beim BVB zunächst die meisten Ballkontakte
Nach einer halben Stunde ließ sich feststellen: Die meisten Ballkontakte hatte der Dortmunder Mittelfeldmann Moritz Leitner, die auffälligsten Szenen der von seinem Nationaltrainer Jürgen Klinsmann in der vergangenen Woche im Gespräch mit DerWesten.de hochgelobte Christian Pulisic - zwei Spieler, die vor der Rückrunde noch keine Rolle beim BVB gespielt hatten.
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In Führung wären trotzdem beinahe die Schalker gegangen. In Minute 33 klatschte ein von Leroy Sané aus 20 Metern aufs Tor gebrachter Ball gegen den Außenpfosten. Sieben Minuten später schickte Yuones Belhanda auf rechts Junior Caicara auf die Reise: Der Brasilianer sprintete Erik Durm davon, schoss aber am zweiten Pfosten vorbei.
Drei Minuten nach der Pause bewies dann Shinji Kagawa, dass er Fußball spielen kann und der Begriff B-Elf in Bezug auf einen wie ihm auch etwas unfair ist: Der Japaner passte auf Moritz Leitner, der ihn per Hackentrick zurückbediente - und dann schlenzte Kagawa den Ball gefühlvoll über Schalkes Torhüter Ralf Fährmann hinweg ins Netz. Ein Treffer der Marke Extraklasse.
Diesmal ließen die Schalker nach dem ersten Gegentreffer nicht wie in Ingolstadt die Ohren hängen, diesmal wehrten sie sich. Nur drei Minuten nach dem schmerzhaften Rückschlag glichen sie aus - und zwar, weil sie es wollten. Junior Caicara hielt von rechts entschlossen drauf, Torwart Roman Bürki wehrte ab, doch Leroy Sané setzte ebenfalls entschlossen nach. 1:1, jetzt wurde die Partie doch noch ein Derby.
Dass Schalkes Qualitäten eher im Spiel nach vorne als in der Defensive liegen, zeigte sich dann einmal mehr in der 56. Minute. Bei einer Freistoß-Hereingabe verteidigten die Schalker ganz schlecht, Matthias Ginter konnte den BVB mit einem Kopfball erneut in Führung bringen.
Aber auch davon ließ sich Schalke nicht unterkriegen, diese positive Haltung muss man ihnen attestieren. In der 65. Minute senste BVB-Verteidiger Sokratis Schalke-Angreifer Klaas-Jan Huntelaar im Strafraum um, Schiedsrichter Felix Zwayer zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, und Kapitän Huntelaar übernahm die Aufgabe höchstpersönlich: Nervenstark schob der Niederländer zum 2:2 ein.
Mkhitaryan zog in der zweiten Hälfte die Fäden beim BVB
Das Spiel war nun tatsächlich offen. Beim BVB zog in der zweiten Halbzeit der eingewechselte Henrikh Mkhitaryan die Fäden, er brachte frischen Schwung, Dortmund war nach dem 2:2 auch durch ihn etwas mehr am Drücker. Die Schalker mussten zudem die Torgefahr des in der 73. Minute eingewechselten Top-Torjägers Pierre-Emerick Aubameyang fürchten, doch in der Schlussphase fehlten auf beiden Seiten die zwingenden Torchancen. Mit einer Ausnahme: In der zweimütigen Nachspielzeit hätten zwei eingewechselte Schalker zu Helden des Tages werden können: Eric Maxim Choupo-Moting flankte, Max Meyer nahm den Ball direkt - doch der setzte auf und flog dann über die Latte. Das wäre für die Schalker ein traumhafter Abschluss gewesen. So aber bleiben sie auf Platz sieben.
So spielten Schalke und der BVB
Schalke: Fährmann - Riether, Matip, Neustädter, Kolasinac (74. Aogo) - Geis, Höjbjerg - Caicara (60. Meyer), Belhanda (81. Choupo-Moting), Sané - Huntelaar. Trainer: Breitenreiter.
BVB: Bürki - Ginter, Sokratis, Hummels (46. Mkhitaryan), Durm - Leitner (73. Gündogan), Bender, Sahin - Pulisic (73. Aubameyang), Ramos, Kagawa. Trainer: Tuchel
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)
Tore: 0:1 Kagawa (48.), 1:1 Sané (51.), 1:2 Ginter (56.), 2:2 Huntelaar (66., Foulelfmeter).
Gelbe Karten: Sahin (31.), Kolasinac (45., im nächsten Spiel in München gesperrt), Riether (53.), Sokratis (65.), Höjbjerg (71.), Durm (73.), Belhanda (81.), Neustädter (87.).
Schalke holt Punkt gegen BVB
