Ingolstadt/Gelsenkirchen. Für Schalke-Torwart Ralf Fährmann ist die Champions League „reine Träumerei“, das sieht Horst Heldt anders: „Die Mannschaft ist nicht zu jung dafür“.
- Für Schalke-Torwart Ralf Fährmann ist die Champions League „reine Träumerei“.
- Das sieht Horst Heldt anders.
- Er findet: „Die Mannschaft ist nicht zu jung dafür“.
Als die Spieler am Morgen danach zum Training antanzen mussten, herrschte auf Schalke eine Stimmung wie auf einer Beerdigung. Jeder trug eine finstere Miene vor sich her, es wurde fast kein Wort gesprochen. Auch unter den Fans herrschte betretenes Schweigen. Immerhin: Es gab auch keine Beschimpfungen oder „Versager“-Transparente, wie man sie an Tagen wie diesen auf Schalke auch schon gesehen hat.
Mit der Wut der Fans waren die Spieler aber am Samstagabend konfrontiert worden, als sie nach dem fürchterlichen 0:3 beim Aufsteiger FC Ingolstadt den Gang in die Kurve antreten mussten: Mit einem Megafon verschafften sich die Anhänger Gehör und machten sehr emotional deutlich, was von diesem Auftritt zu halten war. Von den Profis gab es aber keine Widerrede: „Wenn man 0:3 in Ingolstadt verliert, haben die Fans jedes Recht dazu“, konstatierte Dennis Aogo.
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Die Spieler wussten genau, was sie da verbockt hatten: „Das war einfach nur Käse, was wir abgeliefert haben“, räumte Ralf Fährmann ein. Nach dem 0:1 durch einen umstrittenen Elfmeter (Caicara an Lezcano) ergab sich die Mannschaft fast widerstandslos dem Schicksal. Der Ingolstädter Sieg durch die Tore durch Hartmann (29., Foulelfmeter), Hinterseer (45.) und Lezcano (66.) war am Ende auch in dieser Höhe verdient.
Schalke verschludert Chance leichtfertig
Ralf Fährmann hätte gerne auf die Erkenntnis verzichtet, aber er erklärte, dass er sich durch diesen Auftritt nur in dem bestätigt sehen würde, was er in den vergangenen Wochen gesagt hatte, „als viele von der Champions League gesprochen haben“. Schalkes Schlussmann: „Wir besitzen noch nicht die Qualität, so ein Spiel zu drehen, wenn wir in Rückstand geraten.“ Eine echte Topmannschaft würde zugreifen, sagte Fährmann, wenn sich ihr die Chance bieten würde, mit einem Sieg in Ingolstadt den vierten Platz zu verteidigen. Schalke hatte diese Chance leichtfertig verschludert, und deswegen wiederholte Fährmann nun: „Die Champions League ist reine Träumerei. Es tut zwar manchmal gut zu träumen, aber das entspricht nicht der Realität.“
Doch diese Argumentation, dass Schalke nicht die Qualität für die ganz großen Aufgaben hat, lässt Horst Heldt nicht stehen: „Mich stört, dass wir sagen, wir sind zu jung für die Champions League. Das lasse ich nicht zu, wenn man sich den Kader ansieht.“ Und so entwickelt sich in den verbleibenden Wochen des Managers auf Schalke ein Richtungsstreit um das letzte Ziel in der Amtszeit des Noch-Managers. Heldt will die Champions-League-Chance so lange wie möglich aufrecht erhalten: „Es gibt noch eine Menge Spiele, der Abstand ist nicht zu groß. Aufgeben wäre fatal.“
Schalke-Trainer Breitenreiter entzieht schützende Hand
Heldt möchte sich mit dem größtmöglichen Erfolg von Schalke verabschieden, er hat das ursprüngliche Ziel dieser Saison, die Mannschaft in Ruhe wachsen zu lassen, modifiziert. Nun sieht er, dass die Konkurrenz genauso wenig konstant spielt wie Schalke, und deswegen fordert er: „Wir müssen aufhören, uns Alibis zu schaffen, indem wir permanent davon sprechen, dass die Mannschaft zu jung ist.“
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Nur: Auch Trainer André Breitenreiter weist immer wieder darauf hin, wie jung die Mannschaft ist und dass so die Leistungsschwankungen erklärbar seien. Erst nach der Niederlage in Ingolstadt wich er ein wenig davon ab: Da hielt er zum ersten Mal nicht mehr seine schützende Hand über die Spieler. Selbst die mögliche Ausrede, dass der Elfmeter zum 1:0 für Ingolstadt mehr als umstritten war, entzog er ihnen: „Den muss man pfeifen, weil Lezcano unbedingt in den Strafraum will. Er will diesen Elfmeter ziehen – das muss belohnt werden.“ Ingolstadt habe es Schalke vorgemacht, wie man zur Sache gehen müsse.
Schalkes Mannschaft dagegen sei „zu lieb“. Breitenreiter: „Wir haben fünf Gelbe Karten bekommen – vier sind in die Kategorie Kindergarten einzuordnen.“ Keine guten Aussichten für das Derby am nächsten Sonntag...
Schalke blamiert sich