Gelsenkirchen.. In unserer Serie “Schalker Fangeschichten“ stellen wir diesmal Dieter Feldmann vor. Der 75-Jährige hat seit über 60 Jahren eine Dauerkarte beim S04.

Dieter Feldmann ist einer dieser Fans, die über die Erinnerungen und Erlebnisse mit dem FC Schalke 04 nicht nur ein Buch schreiben, sondern Bände füllen könnten. Angefangen von der Deutschen Meisterschaft 1958 in Hannover, über den Uefa-Cup-Sieg 1997 in Mailand, bis hin zu den DFB-Pokal-Siegen. In über 40 Fotoalben hat Dieter Feldmann alles festgehalten: die schönen goldenen Schalker Zeiten, aber auch die eher tristen, die königsgrauen. „Schalke ist für mich ein Sammelbecken des Glücks“, sagt er.

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An die 3000 Spiele hat er in 70 Jahren gesehen, seit über 60 Jahren besitzt er schon eine Jahreskarte. Der heute 75-Jährige ist aber nicht einfach nur dabei gewesen, er hat auf Schalke auch tief hinter die Kulissen geblickt.

Libuda lebte in der Nachbarschaft

Als er drei Jahre alt war, zog seine Familie von Leipzig nach Gelsenkirchen. 1944 war er als Vierjähriger zum ersten Mal im Stadion. An das Spiel kann er sich nicht mehr erinnern. Dafür aber noch sehr gut an „Stan“ Libuda, der zu dieser Zeit zwar noch nicht für Schalke spielte, aber in der Nachbarschaft im Haverkamp aufwuchs und im Freundeskreis nur „Möppel“ hieß. „Weil er so klein und zierlich war“, sagt Dieter Feldmann.

Viele Jahre ging er mit seinem Vater in die Glückaufkampfbahn, mit 14 Jahren dann zum ersten Mal allein mit den Freunden. Zu Fuß ging es über den Kussweg nach Schalke. „Meine Mutter hat uns immer Kniften für den Weg geschmiert“, sagt Dieter Feldmann. Mit 16 Jahren sah er zum ersten Mal ein Auswärtsspiel und war anschließend fast immer dabei. Selbstverständlich auch am 18. Mai 1958, als Schalke in Hannover durch ein 3:0 gegen den HSV Deutscher Meister wurde. Das Problem: Dieter Feldmann war erst 18 Jahre alt, den Führerschein durfte man erst mit 21 machen. Zum Glück hatte der Vater seines bestens Kumpels Gustav Schmidt eine Firma, sodass er als Fahrer der Firma Schmidt einen Sonderantrag stellen konnte. Die Freunde mieteten sich nach bestandener Fahrprüfung einen VW-Bulli und die Meister-Fahrt konnte beginnen. Im Gepäck hatten die Freunde 200 Fahnen in den Farben blau und weiß, die sie für 3,50 Mark das Stück verkauften. „Das war ordentlich Schickermoos“, sagt Dieter Feldmann.

Trainingsbälle für die Schalker Jugend

Auch bei den Jugendspielen war er, wann immer es ging, vor Ort. Sogar bei vielen Trainingseinheiten. Zum damaligen Schalker Jugendleiter Alois Karnik entwickelte sich eine Freundschaft. Als er später eine eigene Versicherungsagentur hatte, spendete er der Jugendabteilung regelmäßig Trainingsbälle. „Die hatten ja nichts auf Schalke. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt er.

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Anlässlich der 75-Jahr-Feier kümmerte er sich im Auftrag des Vereins um die Anzeigenakquise für das Festbuch. So bekam er nach und nach Einblicke in die Geschäfte, die auf Schalke so abgewickelt wurden. Bei den Heimspielen saß er ganz vorne auf der Ehrentribüne, Siege feierte er im „Palisanderraum“ des alten Parkstadions mit den gut Betuchten, gerne auch mit den Spielern im Blauen Salon. Auch zu den Auswärtsspielen war ihm kein Weg zu weit.

Viele Freundschaften sind auf Schalke entstanden: Beim ehemaligen Präsidenten Günter Siebert ging er ein uns aus. Der vor sieben Jahren verstorbene ehemalige Spieler und Manager Rolf Rüssmann schenkte ihm regelmäßig Eintrittskarten. Ehrenpräsident Gerd Rehberg spricht nur vom „Schalker Edelfan“, wenn er über seinen Freund Dieter Feldmann spricht.

Nur einmal, Anfang der 70er hatte er die Nase voll von Schalke. „Da wollte ich vom Verein nichts mehr wissen“, sagt Dieter Feldmann. Die Zeit des Bundesligaskandals. Der Gelsenkirchener kündigte sogar seine Mitgliedschaft.

Unvergessen bleibt natürlich auch die Tour zum Uefa-Cup-Endspiel 1997 nach Mailand. „Drei Tage waren wir unterwegs und wir haben nicht eine Minute geschlafen“, sagt Dieter Feldmann und lacht. Egal, es hat sich gelohnt. Als Marc Wilmots den vierten Elfmeter verwandelte, war Schalke Uefa-Cup-Sieger. „Ich habe vor Freude geweint“, sagt Dieter Feldmann. Am Tag der Rückkehr verspürte er plötzlich ein Stechen in der Brust: Herzinfarkt. Bevor er sich allerdings ins Krankenhaus begab, empfing er die „Eurofighter“ samt Pokal im Parkstadion.

Die vierte Ehefrau ist die richtige

Seit 19 Jahren ist Dieter Feldmann nun wieder verheiratet. Gabriele ist schon seine vierte Ehefrau und laut ihrem Mann die erste, die ihn Schalke so leben und lieben lässt, wie er es möchte. „Sonst wäre sie auch nicht mehr meine Frau“, stellt er klar. An den Hochzeitstag im Dezember 1996 hat Dieter Feldmann übrigens noch besten Erinnerungen. Schalke gewann das Heimspiel gegen Hansa Rostock schließlich mit 2:0. „Doppelpack Youri Mulder und ich saß auf der Tribüne“, sagt er.

Noch ein einziges Mal, das ist sein größter Wunsch, will er Deutscher Meister werden. Dafür, sagt Dieter Feldmann, würde er sogar nochmal einen alten VW-Bulli mieten und mit seinen Freunden sowieso 200 Fahnen zum Auswärtsspiel fahren. Den Führerschein hat er ja.