Gelsenkirchen. Der VfL Wolfsburg hat seit sechs Spielen nicht mehr gewonnen und ist nur Siebter. Im Hinspiel gegen Schalke zeigte die Mannschaft, was sie drauf hat.

3:0. Das war schon ein deutliches Ausrufezeichen, das der VfL Wolfsburg am dritten Spieltag dieser Bundesliga-Saison setzte. Der FC Schalke 04 war zu Gast, ein vermeintlich direkter Konkurrent im Kampf um die Spitzenplätze hinter den unerreichbaren Bayern – und die Wölfe bissen den Rivalen aus ihrem Revier. Nicht allein das Ergebnis war eine Ansage, sondern auch die Art, wie es zustandekam. „Das ist so geil, wie wir spielen“, sagte Wolfsburgs Torjäger Bas Dost schon in der Halbzeitpause. Schalke war eben chancenlos, der VfL zauberte eine Gala aufs heimische Grün.

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Es war das letzte Spiel von Julian Draxler in Königsblau. Anschließend wechselte er die Seiten.

Schalke ist tabellarisch im Soll

Ein halbes Jahr später fragen sich Experten wie Fans, wie es möglich sein konnte, dass diese Wolfsburger nicht wie in der vergangenen Saison, die für sie als Vizemeister und Pokalsieger endete, unmittelbar hinter dem FC Bayern stehen. Die für die Niedersachsen bittere Realität sieht nämlich so aus: Die Grün-Weißen, die zu Saisonbeginn ihren Top-Spieler Kevin De Bruyne an Manchester City verloren und ihn durch Julian Draxler zu ersetzen versuchten, stehen derzeit mit 27 Punkten nur auf Platz sieben und hinken damit den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher. Seit sechs Spielen warten sie in der Bundesliga auf einen Sieg. Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking sieht sein Team sogar nicht in der Favoritenrolle. „Wir können aus einer abwartenden Haltung spielen“, sagte Hecking am Donnerstag.

In Wolfsburg geht die Grippe um

Die Schalker sind trotz der Heimniederlage zum Rückrunden-Auftakt gegen Werder Bremen tabellarisch noch im Soll, haben auf Platz fünf drei Punkte mehr als der VfL. Schalkes Trainer André Breitenreiter, grundsätzlich optimistisch, aber auch genügend realistisch, gibt zu, mit dieser Konstellation nicht gerechnet zu haben. „Mich überrascht das“, sagt er. „Der VfL Wolfsburg hat eine exzellente Mannschaft und ist ein sehr gut geführter Verein. Die Wolfsburger spielen in der Champions League – momentan aber sind sie in einer Phase, wie sie jede Mannschaft mal erlebt.“

Die Frage, die sich dann zwangsläufig stellt: Wie kommt man aus so einer misslichen Lage wieder heraus? Breitenreiter glaubt, dass die Wolfsburger die richtige Haltung eingenommen haben, damit ihnen genau das gelingen kann. „Sie sagen selbst, dass sie zurzeit auf der Stelle treten, aber sie behalten die Ruhe. Das ist der richtige Weg.“

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Was das für Schalke bedeuten kann, weiß der Trainer natürlich auch. „Sie werden alles dafür tun, um den Bock umzustoßen. Wir müssen ihnen die Lust nehmen.“ Offen ist, mit wem die Wolfsburger die Reise ins Ruhrgebiet überhaupt antreten. In Wolfsburg geht die Grippe um – betroffen sind Manager Klaus Allofs und einige Spieler, darunter Marcel Schäfer, Diego Benaglio, Christian Träsch und Julian Draxler. Der Einsatz von Nationalspieler André Schürrle (Adduktorenprobleme) ist ebenfalls fraglich, Maximilian Arnold hat schon abgewunken. „Wir müssen abwarten, wer uns zur Verfügung steht. Unser Kader ist sehr flexibel. Wir hätten aber immer noch eine Mannschaft am Start, die in der Lage ist, auf Schalke zu gewinnen“, sagt Dieter Hecking.

Dieses Selbstbewusstsein überrascht: Denn die Wolfsburger sind das auswärtsschwächste Team der Bundesliga. Noch so eine Statistik, die niemand vorhergesagt hätte.