Gelsenkirchen. André Breitenreiters Nimbus als Hoffnungsträger hat Schrammen bekommen. Der Schalke-Trainer braucht einen Sieg im Darmstadt, um Ruhe zu bekommen.

  • Die Diskussion um den Trainer sorgt für Unruhe auf Schalke.
  • Breitenreiter doziert über Bremen-Spiel.
  • In Darmstadt müssen drei Punkte her.

Es gibt ein schönes Bonmot, das in Gelsenkirchen jeder kennt: "Entweder schaffe ich Schalke oder Schalke schafft mich!" Gut möglich, dass dieser Klassiker aus Rudi Assauers Poesiealbum aktuell auch André Breitenreiter durch den Kopf geht.

Seine plakative Lockerheit ist einem etwas verbisseneren Auftreten gewichen. Kein Wunder. Denn schneller als Breitenreiter erwartet haben dürfte, wurde er hinterfragt. Schon die Schärfe, mit der dies geschah, war für Schalkes Trainer überraschend. Aber es ging fast ins Persönliche, was ihm da in einem Sky-Bericht vorgeworfen wurde.

Ergebnisse auf Schalke sind ausbaufähig

Ausgerechnet dem so kommunikationsfreudigen Hoffnungsträger wurde vorgehalten, sich mehr als einmal im Ton vergriffen zu haben. "Ich habe viel Feedback bekommen, dass ich mich nicht verbiegen lassen soll", hielt Breitenreiter nun fest. Es bleibt also dabei: Der Trainer sagt, was er denkt; kleinere Verletzungen werden dabei in Kauf genommen.

Auch interessant

Wie es um Breitenreiters "Soft skills" steht, ist dabei tatsächlich Geschmacksache. Der Fußballlehrer hat ja noch ein anderes, für jeden leicht erkennbares Problem: Die Ergebnisse könnten, gelinde gesagt, besser sein. Sollte Schalke am Samstag in Darmstadt (15.30 Uhr, Merck-Stadion) nicht gewinnen, dann ist Breitenreiters Zwischenbilanz vorerst schlechter als die des vielgescholtenen Vorgängers Roberto Di Matteo, der längst irgendwo unter "M" wie "Missverständnis" im Vereinsarchiv abgeheftet wurde.

Breitenreiter analysiert Niederlage gegen Bremen

Da das Zahlenwerk mittlerweile kein besonders gutes Argument mehr ist, um den vielzitierten "guten Weg" zu belegen, betonen die Verantwortlichen nunmehr andere Aspekte. Dinge, die sich nicht jedem Laien sofort erschließen. Vielleicht dozierte Breitenreiter am Donnerstag auch deshalb über "diametral agierende Sechser", die das "Vertikalspiel" gegen Werder so gut ankurbelten. Bis sich der Gegner noch vor der Pause darauf einstellte - und Schalke den Schneid abkaufte.

Auch interessant

90183592-037.jpg
Von Christoph Winkel und Manfred Hendriock

Das sollte sich in Darmstadt tunlichst nicht wiederholen. Sonst drohen tatsächlich schwere Erschütterungen, die Manager Horst Heldt bisher jedoch noch nicht erkennen kann. Es bleibt erstmal bei einem erschütterten Trainer. "Man investiert viel von seiner Seele, das macht angreifbar und verletzbar. Das zieht einem im ersten Moment vielleicht den Boden unter den Füßen weg", schilderte der Sportvorstand seinen Eindruck von Breitenreiter.

Sieg in Darmstadt kann Ruhe bringen

Der Stress, der auf Schalke herrscht, geht an dem 42-Jährigen also nicht ganz spurlos vorbei. Was insofern passt, da Breitenreiter die vielzitierte Schalker „Wohlfühloase“ höchstselbst abgeschafft hat. Das Stadion am Böllenfalltor hat nun auch nicht den Ruf, ein Wellness-Tempel zu sein. Das aber kann er werden, wenn Schalke dort gewinnt. Siege haben heilsame Wirkung, können ein kleiner Jungbrunnen sein.

Sich eine Blutauffrischung zu verpassen, ist für den Trainer indes ungleich komplizierter als für den Verein. In Alper Ademoglu wechselte nun ein weiteres Top-Talent in die Schalker Knappenschmiede. Der 17 Jahre alte Offensivspieler aus Belgien könnte Schalkes Zukunft mitgestalten. Ob Breitenreiter es noch erleben wird? Nur dann, wer er Schalke schafft – und nicht umgekehrt.