Gelsenkirchen. In seiner Kolumne verteidigt Schalkes Jahrhunderttorwart Norbert Nigbur Kapitän Benedikt Höwedes und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar.

Wenn ich die bisherige Saison beurteile, muss ich ehrlich sagen: Ich hätte mir von Schalke mehr erwartet. Meine Hoffnung war, dass André Breitenreiter den Verein mit seiner Euphorie, die man bei ihm in Paderborn erkennen konnte, ansteckt. Am Anfang war das auch zu spüren, aber jetzt merkt man davon nicht mehr viel. Es gibt Unruhe im Verein durch die ungeklärte Manager-Frage, und die Ergebnisse stimmen auch nicht mehr. Die erste Halbserie war aus meiner Sicht sehr durchwachsen – mit vielen Tiefen und nur einigen Höhen.

Nigbur hält Sané für die positive Erscheinung auf Schalke

Die positive Erscheinung war ohne Zweifel der junge Leroy Sané. Wenn er sich den Ball schnappt und damit von einem Strafraum zum anderen rennt, habe ich das Gefühl, dass er mit seinen 19 Jahren schon alle ganz alleine schwindelig spielen will. Das Talent dafür hat er, aber er muss noch lernen, sich die Kräfte über 90 Minuten besser einzuteilen. Und da vermisse ich in der Schalker Mannschaft jemanden, der ihn auf dem Platz mal an die Hand nimmt und ihm das sagt.

Schalkes Mannschaft fehlen einfach Führungsspieler. Gut, sie hat mit Ralf Fährmann einen fantastischen Torwart, der auch eine große Persönlichkeit ist – da muss man nur hoffen, dass er sich nie wieder verletzt. Schade für Schalke, dass er ausgerechnet beim Pokalspiel gegen Mönchengladbach krank gefehlt hat – auch das hat sicher zum Pokal-Aus geführt. Aber wo ist der Führungsspieler im Mittelfeld? Wenn das Johannes Geis sein soll, dann muss ich einwenden: Ein so junger Spieler soll der Kopf im Schalker Spiel sein? Geis ist mit seinen 22 Jahren noch keine Ikone wie Höwedes und Huntelaar. Ich hätte mir gewünscht, dass Draxler bleibt – der hat wenigstens schon die Erfahrung von einer Weltmeisterschaft.

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Vielleicht legt Schalke im Winter ja nochmal nach und holt einen Spieler, der Geis im Mittelfeld entlasten kann. Mir würde ein Typ gefallen, der auch kreative Momente ins Spiel bringt, damit Huntelaar vorne besser zur Geltung kommt – der braucht nur mehr Unterstützung, damit er wieder seine Tore schießt. Nehmen wir das Beispiel Stefan Kießling, der in Leverkusen nach einer schlechten Serie jetzt auch wieder trifft – und Huntelaar ist auch nur ein Jahr älter als Kießling. Auf Huntelaar lasse ich, genau wie auf Höwedes, der auch ein Top-Mann ist, nichts kommen. Aber insgesamt stimmt die Achse in der Mannschaft nicht, weil im Mittelfeld ein Führungsspieler fehlt. Das konnte man auch jetzt bei der Niederlage in Augsburg wieder gut sehen.

Nigbur wünscht sich eine klare Kante von Schalke-Boss Tönnies

Ein Wort noch zur Manager-Frage. Ich maße mir kein Urteil über die Arbeit von Horst Heldt an – dafür kenne ich von außen zu wenig Details. Und wenn Clemens Tönnies mit ihm nicht weiter machen will, wird er seine Gründe haben. Aber Schalkes Chef muss jetzt mal klare Kante zeigen und auch öffentlich sagen, wie es weiter geht. Denn solange offiziell noch keine Entscheidung verkündet worden ist, haben die Spieler mit der Unruhe im Verein auch immer ein Alibi.