Komplimente helfen dem FC Schalke 04 nicht weiter

Gelsenkirchen. . Eine Unaufmerksamkeit der Königsblauen reichte dem FC Bayern zum Sieg. Durch den 3:1-Erfolg des Top-Favoriten fiel Schalke auf Rang sieben zurück.

Während der ersten Halbzeit wurde auf den Rängen spontan gelacht, gejohlt und gejubelt, obwohl sich auf dem Rasen gerade eine belanglose Szene abspielte. Der Stadionsprecher des FC Schalke 04 hatte soeben einen Mann ausgerufen, der sich doch bitte mal zu Hause melden sollte. Er sei nämlich gerade Vater geworden.

Es ist nicht mehr bekannt geworden, ob sich dieser Fußball-Liebhaber, der es offensichtlich versteht, Prioritäten zu setzen, dann direkt auf den Weg machte. Falls ja, ging er zu einem Zeitpunkt, als das Spiel noch höchst spannend war. 1:1 stand es, Schalke bot den spielerisch überlegenen Münchenern kämpferisch die Stirn und zog dabei spektakuläre Konter auf. Doch am Ende siegte der amtierende und künftige Deutsche Meister mit 3:1, weil er die kühlere, die wirkungsvollere Mannschaft stellte.

Sané und Meyer begeistern beim Schalker 1:1

Ein einziger Moment machte den Unterschied. Bis zur 69. Minute hatte Schalkes Hintermannschaft, die von Trainer André Breitenreiter durch die Hereinnahme eines dritten Innenverteidigers als Fünferkette aufgereiht worden war, den permanent Löcher im dichtgewobenen Abwehrnetz suchenden Münchenern keine Angebote gemacht. Okay, das 0:1 in der neunten Minute nach einer flach ausgeführten Ecke hätte nicht sein müssen, aber der Schuss von David Alaba senkte sich nur deshalb unhaltbar über Ralf Fährmann hinweg ins Netz, weil ihn Leon Goretzka zuvor unglücklich abgefälscht hatte.

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Von Peter Müller

Doch es folgte eben nicht die in der Bundesliga übliche Demontage durch die Bayern. Stattdessen setzte Schalke in Minute 17 mit dem ersten gelungenen Gegenstoß ein eindrucksvolles Zeichen, einmal mehr begeisterten dabei die Jüngsten: Der 19-jährige Leroy Sané zog aus der eigenen Hälfte heraus unwiderstehlich durchs Mittelfeld, bediente den 20-jährigen Max Meyer, der zog locker an Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm vorbei nach innen und düpierte Weltmeister-Torwart Manuel Neuer mit einem Schuss ins lange Eck.

Thomas Müller meckert über Schalkes Taktik

„Die Jungs haben den taktischen Plan hervorragend umgesetzt, beim Umschaltspiel waren wir brandgefährlich“, schwärmte André Breitenreiter. Doch Schalkes Trainer musste auch anerkennen, dass dieser Gegner mit gutem Willen allein nicht zu bezwingen war. „Ein kleiner Fehler hat gereicht, und schon stand es 1:2“, sagte Breitenreiter. In jener 69. Minute flankte Arjen Robben, und in der Mitte hatte sich der aufgerückte Innenverteidiger Javi Martinez zwischen Benedikt Höwedes und Joel Matip geschlichen. Kopfball, 2:1 für die brutal effektiven Bayern. „Das war entscheidend“, urteilte nicht nur Breitenreiter. Das 3:1 durch Thomas Müller in der Nachspielzeit galt als Zugabe.

Hinterher beschwerte sich Bayerns Torschütze vom Dienst über die Defensivtaktik der Schalker: „Die haben versucht, ihren Bus vor dem eigenen Sechzehner zu parken. Die Fünferkette scheint wieder in Mode zu kommen. Für die Zuschauer ist das nicht schön.“ Sein Trainer Pep Guardiola beklagte sich zudem über den schlechten Zustand des Rasens – da stimmten ihm sogar die Schalker Spieler zu, für die der Katalane ein Lob parat hielt: „Schalke ist eine der besten Mannschaften in Deutschland. Es ist für alle Gegner schwer, hier zu gewinnen. Wir haben das geschafft.“

Wichtiges Spiel in Leverkusen

Nun ja, für solche Komplimente können sich die Königsblauen nichts kaufen. Nach vier Bundesligaspielen mit nur einem Punktgewinn sind sie aus den Europapokalrängen gefallen, die Partie am Sonntag in Leverkusen wird nun für die Schalker zum Schlüsselspiel (17.30 Uhr, live in unserem Ticker).

Wie denn der Negativtrend zu stoppen sei, wurde Ralf Fährmann gefragt. „Wir müssen gar nichts stoppen“, antwortete der Torwart. „Wir sind im Umbruch, und wir haben im Vergleich zur vergangenen Saison schon Fortschritte gemacht.“ Das stimmt. Es gehört allerdings auch zum Fußball, Punkte zu sammeln.