Gelsenkirchen. . In der Vorbereitung auf das Duell gegen Rekordmeister Bayern München platzte Schalke-Coach Andre Breitenreiter der Kragen: “Das ist Zirkus“, rief er.

Auf Schalke war es beim Training am Dienstagvormittag richtig ungemütlich. Es war nass, es war kalt, der Wind pfiff durch das alte Parkstadion. Auf dem Rasen gab André Breitenreiter lautstark die Richtung vor. Im Trainingsspiel ging es ordentlich zur Sache, das Tempo war hoch, die Zweikämpfe wurden hart geführt. Thilo Kehrer räumte Franco Di Santo ab, so dass sich der Stürmer einige Minuten am Fuß behandeln lassen musste. Breitenreiter erkundige sich bei Di Santo, der Stürmer hob den Daumen, er konnte weitermachen.

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Bevor der Cheftrainer seine Spieler anschließend in den freien Nachmittag entließ, wollte er noch eine Übung sehen. In Dreiergruppen sollten sie über den Platz sprinten, an der Mittellinie einen Ball aufnehmen, im hohem Tempo zwei saubere Querpässe spielen und den Ball schließlich im Tor versenken. Der einzige Gegenspieler war der Torwart. Hört sich einfach an, war es aber offenbar nicht. Viele Pässe waren zu ungenau, Tore fielen kaum.

Breitenreiter platzte nach wenigen Minuten der Kragen: „Was ist los? Das ist Zirkus!“, schrie er quer über den Platz. Nach weiteren völlig misslungenen Angriffen: „Null Qualität, nichts ist das!“ Einmal die volle Breitseite von Breitenreiter. Und das ausgerechnet vor dem wahrscheinlich schwersten Spiel der Saison: am Samstag kommt der FC Bayern München in die Arena.

Zehn Spieler auf Länderspielreise

An eine vernünftige Vorbereitung auf das Spitzenspiel ist gar nicht zu denken, zehn Schalker waren gestern noch mit ihren Nationalmannschaften unterwegs, sie werden erst im Laufe dieser Woche nach und nach zurückerwartet. Zumindest diese eine Sorge teilt Bayerns Cheftrainer Pep Guardiola. Die Bayern stellten in der vergangenen Woche elf Nationalspieler ab. Einige sind aber schon wieder zurück in München und trainieren mit der Mannschaft.

Breitenreiter standen am Dienstag immerhin zwölf Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung. Die wohl beste Nachricht aus Schalker Sicht: Mannschaftskapitän Benedikt Höwedes absolvierte die komplette Einheit und wird am Samstag spielen können. Die Schiene, die er nach dem Handbruch noch tragen muss, war mit einem blauen Verband bandagiert. „Mit einem Klotz an der Hand bewegt man sich natürlich nicht so frei wie ohne“, sagte Höwedes. „Aber ich komme gut klar, habe keine Angst, die Hand zu belasten oder zu fallen.“

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Nach dem Training am Dienstag fuhr der Weltmeister direkt nach Hannover, um seine Kollegen des Nationalteams am Abend beim Länderspiel gegen die Niederlande zu unterstützen. Da konnte er noch nicht ahnen, welch dramatische Wende der Abend nehmen würde. Das Spiel musste Sicherheitsgründen abgesagt werden.

Auf den Hinweis eines Journalisten, dass „das neue Schalke“ ja schon wieder vorbei, die Aufbruchstimmung, die nach dem Trainerwechsel im Sommer herrschte, also verflogen sei, reagierte Höwedes genervt. „Das neue Schalke ist nicht vorbei, das sehen Sie falsch“, sagte der 27-Jährige. „Ich kann verstehen, dass einige Fans zuletzt nicht zufrieden waren. Aber wir werden weiter hart arbeiten, damit wir sie wieder glücklich stimmen.“

Sein Team sieht er auch im Spiel gegen die Bayern nicht chancenlos. „Bayern ist eine riesen Herausforderung, aber wir waren immer dann stark, wenn wir unsere Fans im Rücken hatten. Das Schöne im Fußball ist ja, dass man nie weiß, wie die Spiele ausgehen.“

Benedikt Höwedes ist sicher: „Das neue Schalke wird sich noch weiterentwickeln, keine Sorge.“