Gelsenkirchen. Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies stellte Manager Horst Heldt eine neue Chance in Aussicht - die es aber nicht gab. Ein Kommentar.
Bei seinem bemerkenswerten Auftritt im „Doppelpass“ sagte Horst Heldt am Sonntag: Das Spiegelbild, an dem man sich als Verantwortlicher orientieren müsse, sei das, was man im Stadion zu sehen bekomme. Nach der vergangenen Saison war das ein Trümmerbild – da hätte man eine Trennung von Heldt als sportlich Verantwortlichem nachvollziehen können. Clemens Tönnies aber ließ den Manager im Amt – verbunden mit dem bei der Jahreshauptversammlung ausgesprochenen Hinweis, dass man sein Wirken künftig genau beobachten werde. Er hat ihm eine Chance in Aussicht gestellt, die es in Wirklichkeit aber gar nicht gab: Erst fragte Tönnies bei Max Eberl an, jetzt soll eben Christian Heidel kommen.
Dabei sieht das Spiegelbild im Stadion jetzt wieder so aus, wie man sich das als Schalker nur wünschen kann: Die Mannschaft lebt, sie begeistert die Fans und sie ist sogar erfolgreicher, als man sich das erträumen durfte. Natürlich wird das zunächst auf André Breitenreiter projiziert - und das mit Recht, weil er mit der Mannschaft arbeitet. Aber: Wenn man Heldt seinen dicken Bock mit Roberto Di Matteo um die Ohren haut – muss man ihm dann nicht auch seinen guten Griff mit Breitenreiter positiv anrechnen, wenn man fair mit ihm umgeht?
Auch interessant
Trotz vieler Fehlgriffe (genannt werden oft Di Matteo und Boateng, aber es gab auch die Obasis aus der zweiten Reihe) hat Schalke in den fünf Jahren mit Heldt immer international gespielt und so die hohen Personalkosten wieder reingeholt. Und: Entstanden ist bei diesem Prozess eine Mannschaft mit einer großartigen Perspektive: Um Jungs wie Geis, Goretzka (beide von Heldt geholt!), Sané und Meyer beneidet Schalke die ganze Liga. Der Manager kann erhobenen Hauptes gehen.
Bei der Schalker Hauptversammlung 2016 steht Tönnies zur Wahl
Tönnies hat enorme Verdienste um Schalke, aber diesmal spielt er nicht nur ein unwürdiges Spiel, indem er Heldt die in Aussicht gestellte neue Chance nicht gewährt hat, sondern auch ein riskantes. Denn sollte der Aufschwung demnächst ins Stocken geraten, falls Schalke auch mal wieder ein paar Spiele verliert, so wird man das darauf zurückführen, dass Tönnies Unruhe geschürt hat. Dann hat „CT“ ein Problem: Bei der Jahreshauptversammlung im Sommer steht er zur Wahl.