Gelsenkirchen. . Nach dem von André Breitenreiter eingeleiteten Klimawandel stimmen auf Schalke Stimmung und Ergebnisse. Der Trainer hat nun die Qual der Wahl.

Es wird wieder gelacht auf Schalke. „Die Stimmung ist gut, auch bei jedem Training“, erzählt André Breitenreiter vor dem Spiel an diesem Samstagabend (18.30 Uhr/live in unserem Ticker) beim Hamburger SV. Kein Wunder bei den Ergebnissen und dem Tabellenstand – die Königsblauen haben zuletzt wettbewerbsübergreifend viermal nacheinander gesiegt, auf Platz drei der Bundesliga lässt es sich natürlich gut leben. Ausschließlich damit aber ist die gute Arbeitsatmosphäre nicht zu erklären. Denn für den Klimawandel hat auch Breitenreiter gesorgt. Und zwar vom ersten Dienst-Tag an.

Breitenreiter hatte im Sommer von seinem Vorgänger Roberto Di Matteo eine desolate Zweckgemeinschaft übernommen, doch schon in kurzer Zeit gelang es ihm, aus dieser unharmonischen Ansammlung von Fußballern eine Mannschaft zu formen. Die Botschaften des 41-Jährigen kommen bei den Spielern an. Er bietet Offenheit und Gerechtigkeit, er verlangt Fleiß und Teamgeist. Mit berechtigtem Stolz stellt er nun fest: „Jeder bringt sich in die Mannschaft ein, auch wenn er auf der Bank sitzt. Die Jungs wachsen immer mehr zusammen, sie haben schon in der Vorbereitung hochmotiviert trainiert.“

Dennis Aogo ist wieder einsatzfähig

Johannes Geis bestätigt das. „In der Vorbereitung haben wir viele Schweineläufe gemacht“, sagt der Mittelfeldstratege. „Jetzt kommt uns das entgegen. Wir sind fit, wir können 90 Minuten ackern.“

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Dennoch macht sich bei einigen in den Englischen Wochen der Kräfteverschleiß bemerkbar. „Das ist unbestritten“, sagt Breitenreiter. „Aber wenn es gut läuft, dann schüttelt man die Müdigkeit auch eher aus den Beinen.“ Dem Trainer kommt es derzeit zugute, dass er bis auf die Langzeitverletzten und den von einer Sehnenzerrung geplagten Sidney Sam alle Mann an Bord hat. Durch die Ausgeglichenheit im Aufgebot hat der Trainer nun sogar die Qual der Wahl, in allen Mannschaftsteilen kann er bei Bedarf Veränderungen vornehmen.

In Hamburg kann er auch wieder mit Linksverteidiger Dennis Aogo planen, der sich beim 1:0-Sieg in Stuttgart eine Verletzung am Sprunggelenk zugezogen hatte und deshalb beim 2:0-Sieg gegen Frankfurt aussetzen musste. Breitenreiter rechnet mit einem „schwierigen Spiel“ beim HSV: „Die Hamburger scheinen nach zwei Jahren wieder in die Spur gefunden zu haben. Sie sind schwer zu knacken, aber wir nehmen uns das trotzdem vor.“

Erinnerung an die Schande im Mai

Zum HSV hat Schalkes Trainer „eine besondere Beziehung“, als Stürmer erlebte er dort von 1994 bis 1998 „vier tolle Jahre“. Auf Hamburger Befindlichkeiten aber wird er keine Rücksicht nehmen. „Wir wollen weiter punkten“, betont er. „Wir haben einen Lauf, aber deshalb darf keine Zufriedenheit aufkommen.“

Zumal ein Großteil seiner Spieler noch etwas gutzumachen hat. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison ermöglichten schläfrige Schalker dem HSV einen 2:0-Sieg und die Relegation. Schalke erlitt einen schweren emotionalen Schaden. Umso höher sind Breitenreiters Reparaturarbeiten zu bewerten.